Religion und Naturwissenschaft sind sich in der Regel darin einig gewesen, daß das materielle Weltall, samt allem, was es umfaßt, zu einer der Wissenschaft wie der Religion unbekannten Zeit vernichtet werden wird. Gewöhnlich hoffen jedoch die Menschen, daß dieser große Wechsel nicht zu ihren Lebzeiten stattfinden werde. Obschon die Bibel deutlich erklärt, daß das Materielle verschwinden muß, ehe das Geistige erkannt werden kann, so haben doch selbst entschiedene Christen nicht aufgehört, sich an das Materielle anzuklammern — gerade als ob es das Wirkliche und Ewige wäre. In der zweiten Epistel des Petrus finden wir einen bestimmten Hinweis auf die Lehren der „heiligen Propheten” über diesen Gegenstand, sowie auch auf die Lehren Christi Jesu, die er seinen Jüngern gab. Außerdem spricht Jesus von den „Spöttern”, die das Herannahen von geistigen Zuständen leugnen, indem sie sagen, es werde alles bleiben, „wie es von Anfang der Kreatur gewesen ist”— d. h. materiell, wie das Weltall dem materiellen Sinn erscheint.
Der Apostel Petrus hingegen erkannte die Notwendigkeit der Vernichtung des Materiellen, damit ein neuer Himmel und eine neue Erde erscheinen möge, „in welchen Gerechtigkeit wohnet”. Dies ist genau die Lehre der Christian Science. Sie lehrt aber außerdem, daß das Materielle nie wirklich war, daß die göttliche Schöpfung geistig sein muß, um den Schöpfer, der Geist ist, auszudrücken und wiederzuspiegeln. Mrs. Eddy wirft ein helles Licht auf diese Frage, indem sie sagt: „Für das eine menschliche Bewußtsein, das Bewußtsein, welches Gott verleiht, sind der Himmel und die Erde geistig, während für den unerleuchteten menschlichen Sinn die Erscheinung materiell ist.” Je dünner der Schleier menschlicher Annahmen für uns wird, desto mehr sehen wir die Dinge, wie Gott sie sieht — so wie sie in Wirklichkeit sind. Wenn wir das Weltall so sehen könnten, wie Gott es sieht, nämlich als Seine Wiederspiegelung, so würde jede Spur vom Übel und vom Materiellen für uns verschwinden und wir würden erkennen, wie wir erkannt werden.
Der Apostel erklärt: „Die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen”; ferner heißt es im 5. Buch Mose und im Ebräerbrief, Gott sei „ein verzehrend Feuer”. Da nun die Bibel außerdem erklärt, Gott sei Liebe, so wird es klar, daß die göttliche Liebe alles vernichtet, was vernichtet werden kann — alles was Gott nicht gleich ist. Dies soll jedoch nicht heißen, daß der wirkliche Mensch und das wirkliche Weltall verschwinden werden. Christus Jesus veranschaulichte dies den Krittlern seiner Zeit mittels des wunderbaren Erlebnisses des Moses am feurigen Busch. Dieser Busch wurde nicht vom Feuer verzehrt. Die Juden behauptetem Abraham, Moses und die Propheten seien tot; Jesus aber erklärte, Gott sei „nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen.”
In den Augen Gottes ist niemand tot oder auf enge materielle Grenzen beschränkt. Die Christian Science zeigt klar und deutlich, daß die materiellen Sinne weder Gott noch das von Ihm erschaffene Weltall enthüllen. Es ist deshalb zwecklos, über den menschlichen Organismus und seine vermutliche Beziehung zum wahren Sein nachzudenken oder zu streiten, da ja doch der Weg zum Ziel in einer ganz andern Richtung liegt. Wir müssen vor allem den Menschen kennen lernen, welcher Gott wiederspiegelt. „Science and Health“ lehrt uns, daß dieser Mensch nicht „aus Gehirn, Blut, Knochen und andern materiellen Elementen” zusammengesetzt ist (S. 475). Diese scheinbaren Bestandteile repräsentieren nichts weiter als die Vorstellungen der Sterblichen, und die Behauptung der Wahrheit bringt unserm gegenwärtigen menschlichen Sinn Gesundheit anstatt Krankheit, Harmonie anstatt Disharmonie Leben anstatt Tod.
Obgleich „noch nicht erschienen” ist, „was wir sein werden”, so rücken wir doch unentwegt vor, um zu erkennen, was es zu bedeuten hat, „ihm [Gott] gleich” zu sein. „Wir zanken uns nicht mehr über Körperlichkeit, sondern freuen uns in dem Reichtum unsres Gottes” (Ibid., S. 140). Wenn uns das Verschwinden des Materiellen mit seinen Vorstellungen von Sünde, Krankheit und Tod ein sehr langsamer Vorgang zu sein scheint, so sollten wir an die Worte des Apostels Petrus denken, daß „ein Tag vor dem Herrn ist wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag.” Wenn Gott wartet, so ist die Absicht die, daß niemand dem Übel zum Opfer falle, sondern daß ein jeder „vor ihm [Gott] unbefleckt und unsträflich erfunden werde.