Hinsichtlich eines meiner Ansicht nach höchst bemerkenswerten Falles möchte ich für die Wirksamkeit der Christian Science Zeugnis ablegen. Ich habe drei Jahre damit gewartet, und zwar aus folgendem Grunde: Nach Ansicht aller Autoritäten, die ich wegen der Krankheit befragte, von der mein Töchterchen seinerzeit befallen wurde, kann man auf vollständige Heilung schließen, wenn an einem Patienten im Verlauf von zwei Jahren die selbe Krankheit nicht wieder aufgetreten ist. Machen sich aber nach diesem Zeitraum wieder Anzeichen des Übels bemerkbar, so ist der Fall als ein neuer zu betrachten. Ich habe also nicht nur den erforderlichen Zeitraum von zwei Jahren verstreichen lassen, sondern habe noch ein Jahr länger gewartet.
Im Sommer 1905 machten sich bei unserm damals fünfjährigen Töchterchen Anzeichen einer Nervenkrankheit bemerkbar. Dieselben wurden allmählich schlimmer, auch dauerten die Anfälle länger. Dann stellten sich leichte Krämpfe ein, die allmählich an Heftigkeit zunahmen, so daß das Kind hinfiel und das Bewußtsein vollständig verlor. Diese Krämpfe traten des Nachts sowie am Tage häufig auf, nicht weniger als achtmal, bisweilen mehr als dreißigmal binnen vierundzwanzig Stunden. Sie verlor alle Lust am Spiel, denn auch Gemüt und Gedächtnis waren in Mitleidenschaft gezogen. Das Übel verschlimmerte sich stetig, so daß sie nach den Krämpfen in einem gelähmten Zustand blieb. Unser Hausarzt, den wir gleich zu Anfang herbeigerufen hatten, meinte, die Anzeichen seien ihm unerklärlich, denn obwohl sie im allgemeinen auf Epilepsie hinwiesen, so könnten doch die Krankheitserscheinungen im einzelnen nicht als Symptome für jene Krankheit gelten. Auf seinen Rat ließ ich die andern hier praktizierenden Ärzte nach einander kommen, erhielt aber keinen ermutigenden Beschied. Es wurde uns dann die osteopathische Heilmethode empfohlen, und so ließen wir das Kind auf diesem Wege behandeln. Eine Besserung trat jedoch nicht ein.
Während der ersten Krankheitsstadien ging ich mit dem Kinde zum Augenarzt, da ich glaubte, das Übel könnte möglicherweise von den Augen herrühren. Der Arzt meinte aber, die Augen seien normal. Auch eine kleine Operation wurde vorgenommen, zur Beseitigung gewisser Verwachsungen, die bisweilen jene Krankheit verursachen sollen. Die Anfälle traten aber immer heftiger und häufiger auf, und waren von immer längerer Dauer. Ich konsultierte dann einen der nahmhaftesten Ärzte in einer benachbarten Stadt, der den Fall ebenfalls für Epilepsie erklärte, uns aber einige Hoffnung machte. Wir versuchten es mit seiner Behandlungsweise und ließen das Kind drei Monate lang strenge Diät halten; doch blieb der Erfolg auch diesmal aus. Wir hatten uns aller Hilfsquellen bedient, die in unserm Bereiche lagen, und gedachten nun, auf Anraten meines Bruders, der Arzt ist und dem der Fall ebenso unerklärlich erschien, wie allen seinen Kollegen, das Kind nach der Universität zu bringen, um dort die ärztlichen Autoritäten zu konsultieren.
Inzwischen riet man uns zur Christian Science und gab uns Hoffnung. Da ich in meiner Praxis täglich medizinische Mittel anwende und die gewünschten Wirkungen damit erziele, so war es für mich nichts Leichtes, dieselben für unwirksam anzusehen. Aber noch mehr: Ich war ein entschiedener Gegner der Christian Science, oder vielmehr, ich war gegen diese Lehre voreingenommen, wie die meisten Leute, deren Urteil sich nur auf die Meinung derer stützt, die über diesen Gegenstand nicht unterrichtet sind. Aber wie gesagt, man hatte uns Hoffnung gemacht, und so klammerten wir uns an dieselbe an, wie Ertrinkende, mit dem Gedanken, daß, wenn der Beistand nichts nützen würde, er auch nichts schaden könnte. Arzneien blieben wirkungslos, und der Arzt war ehrlich genug zu gestehen, es hätte keinen Zweck, dem Kinde noch weiter Medizin zu geben. Seit Beginn der Krankheit waren neun Monate verflossen, und das beständige Bewachen des Kindes, das man keinen Augenblick aus den Augen lassen konnte, brachte die Mutter um ihre Kräfte, so daß ihr Nervenzerrüttung drohte.
So sah es also bei uns aus, als wir von der Christian Science hörten. Und nun kommt, was ich nicht ergründen und verstehen kann. Obwohl ich der Sache skeptisch gegenüberstand und nur gerade soviel Vertrauen zu derselben hatte, um den Beistand erteilen zu lassen, so erwachte doch bald in mir das Gefühl, daß wir uns auf dem rechten Wege befanden; und obgleich sich der Zustand unsres Töchterchens eine Zeitlang verschlimmerte, so hatte ich doch das Vertrauen, daß sie wieder gesund werden würde. Eines Morgens, wohl nach der schwersten Nacht, die wir durchgemacht haben, erwachte sie so frisch und munter wie nur irgendein Kind in ihrem Alter — geistig normal und für ihre Umgebung Interesse bekundend. Im ganzen wurde ihr zwei Monate lang Beistand erteilt. Von dem Tage an bis heute, also über drei Jahre, hat sich nicht das geringste Anzeichen von der Krankheit bemerkbar gemacht, auch glaube ich nicht, daß sich dieselbe je wieder zeigen wird. Seitdem haben wir mehrere sogenannte kleinere Demonstrationen zu verzeichnen gehabt, die größere Demonstration aber hat mir über jeden Zweifel bewiesen, daß die Christian Science Lehre viel Wahres birgt.
Grand Haven, Mich., V.S.A.
