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Wie ich ein Heim fand

Aus der Juni 1911-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In den Sprüchen Salomos lesen wir: „Wer aber mich höret, der wohnet sicher” (Züricher Bibel). Diese trostreichen Worte rufen mir eine interessante Erfahrung ins Gedächtnis. Vor einigen Jahren bekleidete ich eine Stelle als Lehrerin in einer konservativen Stadt Neu-Englands. In der Gegend, wo ich wohnen mußte, gab es keine eigentlichen Pensionen, und keine Privatfamilie schien mich aufnehmen zu wollen. Nach langem vergeblichen Suchen fand ich endlich eine Wohnung fürs erste Jahr, und später eine andre fürs zweite Jahr; aber keine von beiden bot mir die Liebe und den geselligen Umgang eines wahren Heims.

Bevor ich am Ende des zweiten Jahres meine Ferien antrat, suchte ich nach einem Heim fürs folgende Jahr, konnte aber keines finden, worauf ich die Sache in die Hände einiger Freunde legte, welche den größten Teil des Sommers in der Stadt verweilen wollten. Ende Juli schrieben sie mir jedoch, die Sache sei aussichtslos; sie wüßten wirklich nicht, was werden sollte. Auf diese Nachricht hin fing ich an, mir Sorgen zu machen. Als ich eines Nachts wach im Bette lag und über dieses Problem nachdachte, flüsterte mir eine innere Stimme zu: „Du hast dem, was der sterbliche Sinn über den Begriff Heim sagt, sehr viel Zeit gewidmet; warum wendest du dich nicht in dieser Sache an den göttlichen Geist?” Um mich her herrschte nächtliches Dunkel; nichtsdestoweniger war es mir, als ob ich mein Gesicht verhüllen müßte. Ich hatte jedoch etwas Besseres zu tun, nämlich geistig an die Arbeit zu gehen. So begann ich denn allen Ernstes, die Leitung Gottes zu suchen. Ich bemühte mich in Bezug auf diesen heimatlosen Zustand die Wahrheit zu erkennen. Plötzlich kam die Antwort in den Worten Jesu: „In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. ... Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten.” Sofort erfüllte ein tiefer Friede mein Bewußtsein und ich schlief bald darauf ein, um am Morgen mit einem herrlichen Gefühl der Freiheit zu erwachen, so daß ich die noch übrigen Wochen meiner Ferienzeit voll und ganz genießen konnte.

Endlich kam der Morgen meiner Abreise. Als ich den Zug bestieg, begann sich die Furcht wieder geltend zu machen. Ich hatte jedoch „Science and Health“ bei mir, und sobald ich meinen Sitz eingenommen hatte, begann ich aufmerksam zu lesen. Mein Denken war nicht klar; solange ich jedoch das Wort der Wahrheit las, konnte mich der Irrtum nicht beeinflussen. Als die Reise zur Hälfte beendet war, wollte mich die Furcht wieder beherrschen, indem sie mir zuflüsterte, der gesunde Menschenverstand verlange doch, daß ich darüber nachdächte, was ich tun würde, falls ich keine Wohnung finden sollte. Wo würde ich z. B. schlafen? Ich erkannte jedoch sofort, daß dies Irrtum war und daß meine Gedanken von der Wahrheit, die ich gelesen hatte, abgewichen waren und mir Unannehmlichkeiten zu bereiten drohten. Ich nahm wiederum unser Textbuch zur Hand, und als ich es aufschlug, fiel mein Blick auf die letzte Zeile von Seite 254, wo es heißt: „Fremdling, du bist der Gast Gottes.” Ich machte das Buch zu und saß eine Zeitlang in Gedanken versunken, diesmal mit einem Gefühl tiefen Friedens. Wenn ich „der Gast Gottes” war, so würde die göttliche Liebe mich am Bahnhof erwarten und mich zu der Wohnung führen, die mir bereitet war. Erfüllt von dem Gefühl der Freude über die Schönheit und Erhabenheit der Wahrheit, erreichte ich das Ziel meiner Reise.

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