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Liebe und Gesetz

Aus der Oktober 1912-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Das kleine Kind muß als Erstes und Wichtigstes erkennen lernen, daß wahre Liebe unbeugsam ist. Sind die Eltern nicht weise genug oder nicht bestimmt genug, dem Kind dies beizubringen, so wird eine solche Vernachlässigung gewiß seinem künftigen Glück und Wohlergehen im Wege stehen. Läßt man das heranwachsende Kind bei dem Glauben, daß die Liebe seinen Eigensinn übersehe und seine selbstsüchtigen Wünsche erfülle, so tut man ihm damit ein großes Unrecht, denn man kann nicht einmal anfangen richtig zu leben, bis man zu der Einsicht gelangt ist, daß Liebe eine unerschütterliche Treue dem Recht und der Weisheit gegenüber bedeutet.

Diejenigen, die eine höhere Stufe der Erfahrung erreicht haben, müssen sich ebenfalls die Lehre zueigen machen, daß die Liebe unsres himmlischen Vaters dem Unvollkommenen nicht beistimmen kann; daß das Gesetz der Liebe das Gesetz der Wahrheit ist. Dies führt sie zu der Wissenschaft des Seins, und sie lernen die Schriftstelle verstehen: „Welchen der Herr liebt hat, den züchtiget er”. Die göttliche Offenbarwerdung ist wissenschaftlich und erlösend, und im Lichte der Christlichen Wissenschaft ist ihre menschliche Darlegung vollkommen verständlich. Das göttliche Walten findet stets seinen Ausdruck in der Aufrechterhaltung der Unwandelbarkeit von Liebe und Wahrheit.

Unsre Leiden weisen in erster Linie hin auf das Vorhandensein von Irrtum im individuellen Denken oder in der sterblichen Mentalität, in welche wir hineingeboren sind und deren Annahmen wir noch nicht durch Demonstration beseitigt haben. Wenn wir ferner geistig wachsam und strebsam sind, werden uns unsre Leiden auf den unerschütterlichen Standpunkt der göttlichen Wahrheit hinweisen, die uns nicht ruhig gewähren läßt, sondern uns straft — d. h. in dem Sinne, daß sie auch nicht den geringsten Grad des Irrtums zuläßt. Der Psalmist sagt: „Bettete ich mir in die Hölle, siehe, so bist du auch da”— um das Gesetz des Guten, das Gesetz der Liebe geltend zu machen und aufrecht zu erhalten. Wenn wir den Sinn obiger Bibelstelle erfaßt haben, kann unser Vertrauen auf Gott nicht erschüttert werden, mögen uns die Sinne auch glauben machen wollen, daß wir der Vernichtung preisgegeben seien.

Der Schulknabe mag mancherlei Unannehmlichkeiten haben, weil er nicht imstande ist, das auf seine Aufgabe bezügliche Gesetz so anzuwenden, daß er die richtige Lösung erlangen kann. Dies bezeugt natürlich seinen bedauernswerten Mangel an Kenntnissen; es weist aber auch auf die Tatsache hin, daß die Wahrheit immer wahr bleibt. Die Wahrheit tritt ihr Szepter, ihre Herrschaft der Harmonie nie und nimmer an den Irrtum ab, worüber der Schüler frohlocken sollte. Je eher er daher die Bedeutung der Unveränderlichkeit der Wahrheit erkennt, je eher er anfängt sich zu freuen, wenn seine Fehler ihm Mißerfolge bringen, desto eher wird er die Herrschaft der Wahrheit über den Irrtum erkennen und sie ausüben.

Im Lichte der Lehre unsres Meisters über die Beziehung der Wahrheit zum Irrtum im menschlichen Bewußtsein erkennen wir die Wahrheit der folgenden Worte Mrs. Eddys: Prüfungen sind Beweise von der Fürsorge Gottes (Wissenschaft und Gesundheit, S. 66). Damit ist nicht gesagt, daß unser himmlischer Vater unser Leiden geplant hat und es anwendet, um unsre geistige Entwicklung zu fördern; vielmehr bedeutet es, daß, während wir uns aus der Materialität herausarbeiten, unser wahres Selbst beschützt und vor allem zerstörenden Einfluß bewahrt wird, kraft des unveränderlichen Wesens Gottes, des Gesetzes der Liebe, das stets im wahren Menschen zum Ausdruck kommt.

Wenn der Leidende die Sache in diesem Licht betrachtet, wird ihm die Unveränderlichkeit und Beharrlichkeit des Rechten, des Guten, zur Stärke und stützt ihn in seinem Streben, die Gesinnung Christi Jesu zu erlangen. Könnte das göttliche Gesetz Zugeständnisse machen, so würden die Leiden des strebsamen Menschen allerdings scheinbar verringert. Ließe das Gewissen die Unrechttuer in Ruhe, so würden sie sich gewiß vorderhand weit wohler fühlen. Daß die innere Stimme den verlorenen Sohn fortwährend mahnt und ihm keine Ruhe läßt, muß dieser jedoch als Beweis der Gegenwart des fürsorgenden, schützenden Gesetzes der Liebe erkennen lernen.

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