Das kleine Kind muß als Erstes und Wichtigstes erkennen lernen, daß wahre Liebe unbeugsam ist. Sind die Eltern nicht weise genug oder nicht bestimmt genug, dem Kind dies beizubringen, so wird eine solche Vernachlässigung gewiß seinem künftigen Glück und Wohlergehen im Wege stehen. Läßt man das heranwachsende Kind bei dem Glauben, daß die Liebe seinen Eigensinn übersehe und seine selbstsüchtigen Wünsche erfülle, so tut man ihm damit ein großes Unrecht, denn man kann nicht einmal anfangen richtig zu leben, bis man zu der Einsicht gelangt ist, daß Liebe eine unerschütterliche Treue dem Recht und der Weisheit gegenüber bedeutet.
Diejenigen, die eine höhere Stufe der Erfahrung erreicht haben, müssen sich ebenfalls die Lehre zueigen machen, daß die Liebe unsres himmlischen Vaters dem Unvollkommenen nicht beistimmen kann; daß das Gesetz der Liebe das Gesetz der Wahrheit ist. Dies führt sie zu der Wissenschaft des Seins, und sie lernen die Schriftstelle verstehen: „Welchen der Herr liebt hat, den züchtiget er”. Die göttliche Offenbarwerdung ist wissenschaftlich und erlösend, und im Lichte der Christlichen Wissenschaft ist ihre menschliche Darlegung vollkommen verständlich. Das göttliche Walten findet stets seinen Ausdruck in der Aufrechterhaltung der Unwandelbarkeit von Liebe und Wahrheit.
Unsre Leiden weisen in erster Linie hin auf das Vorhandensein von Irrtum im individuellen Denken oder in der sterblichen Mentalität, in welche wir hineingeboren sind und deren Annahmen wir noch nicht durch Demonstration beseitigt haben. Wenn wir ferner geistig wachsam und strebsam sind, werden uns unsre Leiden auf den unerschütterlichen Standpunkt der göttlichen Wahrheit hinweisen, die uns nicht ruhig gewähren läßt, sondern uns straft — d. h. in dem Sinne, daß sie auch nicht den geringsten Grad des Irrtums zuläßt. Der Psalmist sagt: „Bettete ich mir in die Hölle, siehe, so bist du auch da”— um das Gesetz des Guten, das Gesetz der Liebe geltend zu machen und aufrecht zu erhalten. Wenn wir den Sinn obiger Bibelstelle erfaßt haben, kann unser Vertrauen auf Gott nicht erschüttert werden, mögen uns die Sinne auch glauben machen wollen, daß wir der Vernichtung preisgegeben seien.
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