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Abwesend erteilter Beistand

Aus der Oktober 1913-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Auf Seite 78 von Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift schreibt Mrs. Eddy: „Wenn Geist allen Raum durchdringt, so bedarf es keines materiellen Verfahrens zur Übermittlung von Botschaften”, und in dem wundervollen Kapitel über Physiologie heißt es weiter: „Die Wissenschaft kann die von ihren Heilern abwesenden Kranken ebenso gut heilen wie die anwesenden, denn Entfernung ist kein Hindernis für Gemüt” (S. 179). Indem Mrs. Eddy den Standpunkt vertrat, daß persönliche Gegenwart bei der Heilung nicht nötig ist, und indem sie die Möglichkeit einer Heilmethode bewies, die keinerlei materieller Hilfsmittel bedarf, hat sie die Menschheit instand gesetzt, sich eines gegenwärtigen Gottes bewußt zu werden, eines Gottes, der „eine Hilfe” ist „in den großen Nöten”. Dies ist wohl einer der wirksamsten Faktoren bei der Verbreitung der Christlichen Wissenschaft gewesen, denn ihre Schüler sind sich bewußt geworden, daß ihnen Hilfe zu Gebote steht, wo auch immer sie sich befinden mögen; daß, wenn sie auch noch so weit von andern Christlichen Wissenschaftern entfernt sind, ihrer Notdurft stets abgeholfen werden kann.

Christus Jesus brachte diese Macht durchweg zum Ausdruck und demonstrierte somit zum Wohl der ganzen Menschheit die Allgegenwart des allwissenden, all-liebenden göttlichen Gemüts. Ungeachtet des weiten Weges, den der Königische zurücklegen mußte, um zu Jesu zu gelangen, fand er bei seiner Rückkehr seinen Sohn geheilt, wie ihm der Meister gesagt hatte. Und das gleiche erfolgte in dem Fall von des Hauptmanns Knecht. Durch die Christliche Wissenschaft haben wir von neuem gelernt, daß Gott stets gegenwärtig ist, d. h. daß Er keinen Augenblick abwesend sein kann; und da Gott allein das Heilungswerk vollbringt und die dem Beistand zugrundeliegende Kraft stets gegenwärtig ist, so gibt es im eigentlichen Sinn keinen aus der Ferne wirkenden oder abwesend erteilten Beistand. Diejenigen, die eben erst das Studium der Christlichen Wissenschaft aufgenommen haben und Beistand in diesem Sinne zu haben wünschen, sollten sich des sicheren Gefühls erfreuen, daß, wenn sie auch von ihrem Vertreter entfernt sind, der nur den Kanal darstellt, durch den der heilende Strom fließt, Gott, die göttliche Wahrheit und Liebe dennoch nie versagt, nie von dem Ort abwesend ist, an dem sie sich gerade befinden mögen; daß die Entfernung zwischen ihnen und dem christlich-wissenschaftlichen Vertreter gar nicht in Betracht kommt.

Man kann sich jeden Beistand als einen in der Nähe erteilten denken, da das Ergebnis durch die Gegenwart Gottes bewirkt wird. Diese Erkenntnis vertreibt jeden Gedanken an die Persönlichkeit des Vertreters aus dem eignen Bewußtsein; sie verdrängt den Gedanken, daß es in seiner Macht liege, etwas zu vollbringen, oder daß Gott, das Gute, abwesend sein könne. Ausübende Vertreter haben bisweilen die Erfahrung gemacht, daß sie bessere Arbeit leisten konnten, wenn sie den Patienten gar nicht zu Gesicht bekamen. So sind auch in unsern Zeitschriften oftmals Berichte über wunderbare Heilungsfälle zu lesen, in denen Vertreter und Patient einander persönlich gar nicht kannten. Der Grund liegt ohne Zweifel darin, daß die Erkenntnis des Vertreters von dem Wesen des allmächtigen, allgegenwärtigen Gottes durch kein mentales Bild von dem physischen Zustand des Patienten getrübt wurde, und er vermochte sich die Sohnschaft mit Gott daher um so klarer zu vergegenwärtigen. Im dreiundzwanzigsten Kapitel des Jeremia lesen wir: „Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, und nicht auch ein Gott von ferne her?”, und mit dem Psalmisten können wir antworten: „Du verstehest meine Gedanken von ferne ... und siehest alle meine Wege.”

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