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Wissenschaftliches Vergessen

Aus der Oktober 1913-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Für den Schüler der Christlichen Wissenschaft gewinnt die Heilige Schrift eine neue Bedeutung. Er erkennt, daß sie eine strenge Berücksichtigung gewisser Darlegungen der Wahrheit verlangt, von denen man geglaubt hatte, sie ständen in keiner engeren Beziehung zu den Problemen unsrer Tage. Eine dieser Darlegungen finden wir in der Epistel des Apostels Paulus an die Philipper, wo er von seinem Bestreben spricht, dem Meister bis zum Sieg über den Tod zu folgen. Er sagt seinen Lesern, er behaupte nicht, dieses Ziel erreicht zu haben, jage ihm aber allen Ernstes nach. „Eines aber” macht er klar, und dieses eine erscheint ihm bei seinem Streben, die erhabene Bedeutung des vom Meister geoffenbarten Lebens zu erfassen, von der höchsten Bedeutung. Er erklärt: „Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich zu dem, das da vorne ist, und jage — nach dem vorgesteckten Ziel — nach dem Kleinod, welches vorhält die himmlische Berufung Gottes in Christo Jesu.” Alsdann ermahnte er diejenigen, die nach Vollkommenheit streben, „also gesinnet” zu sein.

Wir tun wohl daran, uns ernstlich zu fragen, inwieweit wir dieser Ermahnung folgen und dadurch sowohl uns als auch andre fördern. Sehr wenige bedenken, daß Achtlosigkeit gegen diese Worte Leiden verursacht, unsern Fortschritt im Überwinden des materiellen Begriffs von den Dingen hindert und unsern Ausblick trübt. Mrs. Eddp sagt: „Den physischen Sinnen kommen die strengen Forderungen der Christlichen Wissenschaft peremptorisch vor; aber die Sterblichen eilen der Erkenntnis entgegen, daß Leben Gott, das Gute, ist, und daß das Böse in Wirklichkeit weder im menschlichen noch im göttlichen Haushalt Raum oder Macht hat” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 327).

Wir müssen klar erkennen, daß die Ermahnung des Apostels eine strenge und höchst wichtige Forderung der Wissenschaft zum Ausdruck bringt. Christus Jesus sagte: „Es ist genug, daß ein jeglicher Tag seine eigne Plage habe”, und an andrer Stelle in der Bibel lesen wir: „Lasset die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen.” Mit andern Worten: wir sollen mutig und in wissenschaftlicher Weise gegen jede uns entgegentretende Erscheinungsform des Übels kämpfen, dürfen aber niemals den Glauben an ihre Wirklichkeit mit in den nächsten Tag und noch viel weniger mit in das nächste Jahr nehmen.

Die Vorstellung, daß uns das Übel schaden könne, oder daß es jemals Macht gehabt habe, ist ein störendes Element im menschlichen Bewußtsein. In ihrer schlimmsten Form führt sie oft zu körperlicher und mentaler Krankheit, bis dann der Gehorsam gegen die Anforderungen der Wahrheit Befreiung bewirkt. Der Dichter Longfellow sagt in seinem „Psalm des Lebens”: „Laßt die tote Vergangenheit ihre Toten begraben.” Gewiß ist dies ein weiser Rat. In bezug auf die Erfahrungen des Tages sollte nur die Erinnerung an mutige Kämpfe gegen das Übel zurückbleiben, ja das Bewußtsein, daß sich unser Panzer als undurchdringlich erwiesen hat, weil wir an der großen Wahrheit festgehalten haben, daß Gott über alles erhaben ist. Jesus gewann den Sieg über den Tod, indem er bewies, daß der Haß das Gefühl der Allgegenwart der Liebe nicht trüben kann. Dies ist es, was uns mit Dankbarkeit und Liebe gegen ihn erfüllt. Unsre Worte sind jedoch leerer Schall, wenn wir nicht in vollem Maße unsres gegenwärtigen Verständnisses unserm Mitmenschen vergeben.

Die folgenden Worte unsrer Führerin, die sie im Jahre 1888 in Chicago vor einer großen Versammlung äußerte, sollten uns ein Antrieb sein, die tote Vergangenheit zu vergessen und mutig vorzudringen: „Ich werde lieben, wenn ein andrer haßt. Ich werde mir eine Bilanz auf der Seite des Guten, meines wahren Seins, erwerben. Dies allein gibt mir die Kraft Gottes, vermöge deren ich allen Irrtum überwinden kann” („Miscellaneous Writings“, S. 104). Wenn die Erinnerung an die Bekundungen des Übels — wie Sünde, Krankheit und Tod — unsern Horizont verdunkelt, so können wir dadurch, daß wir diese Bekundungen vergessen und unsern geistigen Blick beharrlich auf das Licht richten, Gesundheit, Glück und Heiligkeit erlangen, und das bedeutet die Gegenwart Gottes. An diese Wahrheit können wir uns (und zuweilen auch andre) nicht oft genug erinnern. Wir sollen die Dinge vergessen, die abzulegen sind, müssen uns aber stets mit dankbarem Herzen der vielen guten Gaben der Liebe erinnern, die wir im Lichte der Wahrheit erschaut haben un in deren Besitz wir gekommen sind.

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