In früheren Tagen war man der Meinung, der Charakter eines Menschen werde durch das Vorherrschen gewisser Elemente im Körper bestimmt, indem gewisse „Säfte” je nach der Mischung verschiedene Charaktereigenschaften oder Temperamente bildeten, zu denen das cholerische und das sanguinische Temperament gehören. Die Welt ist dieser Theorie entwachsen, hat sich aber noch nicht über den Glauben erhoben, daß der Körper das Denken und den Charakter bestimme. Wir hören oft sagen, dieser oder jener Mensch besitze ein gewisses Temperament, und der Gedanke dabei ist, daß er von diesem Temperament beherrscht werde, ebenso wie von dem sogenannten Gesetz der Erblichkeit oder dem Einfluß seiner Umgebung.
Die Christliche Wissenschaft befreit den Menschen von jeder Art der Knechtschaft durch die Erkenntnis, daß es neben dem Gesetz Gottes kein andres Gesetz gibt; daß der Mensch nicht zur Materie, sondern zum Geist im Abhängigkeitsverhältnis steht; daß der Körper bloß die Bekundung oder Vergegenständlichung des Denkens ist, und daß es außer dem göttlichen Gemüt keine Ursächlichkeit gibt. Das Erfassen dieser Tatsachen stößt die gegenteilige Annahme um, daß mentale Zustände oder Charaktereigenschaften in irgendeiner Weise von körperlicher Zusammensetzung oder Anordnung abhängig seien. Die Wahrheit dieser Lehre wird allemal bewiesen, wenn Krankheit ausschließlich durch mentale Behandlung ausgetrieben wird. Nur auf dieser Grundlage kann wahre Heilung je erzielt werden.
Der Schüler der Christlichen Wissenschaft lernt einsehen, daß er beim sterblichen Denken, dem Sitz aller Störung, anfangen muß. Für ihn ist Temperament nichts weiter als das individuelle Maß des materiellen Denkens oder der sterblichen Vorstellung. Es wird ihm offenbar, daß, wenn man die Vorstellung von einem erregbaren Temperament hegt und pflegt, Disharmonie aller Art erzeugt wird, wie z.B. körperliche Krankheit, Familienzwiste, Mißerfolg im Geschäft, Verlust von Freundschaft, Mißtrauen und Abneigung gegen die Mitmenschen usw. Er ist stets bestrebt, „das Gemüt Christi” (Wissenschaft und Gesundheit, Vorwort, S. ix) als Vorbild vor Augen zu haben und alles aus seiner Mentalität auszutreiben, was nicht den Vergleich mit diesem Maßstab aushält.
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