Man hört oft fragen, ob es ratsam sei, den Anfängern im Studium der Christlichen Wissenschaft, oder denen, die noch nichts von dieser Lehre wissen, die sogenannten „christlich-wissenschaftlichen Romane” als Lektüre zu geben, anstatt sie gleich mit unsern autorisierten Schriften bekannt zu machen. Ersteres scheint da und dort Fürsprecher zu haben. Solche Personen sind der Ansicht, daß die Christliche Wissenschaft ansprechender und gefälliger erscheine, wenn sie in dieser Form geboten werde. Hierbei übersehen jedoch diese wohlmeinenden Schüler, daß die Wahrheit des geistigen Seins, wie die Christliche Wissenschaft sie lehrt, dem auf die Sinne eingestellten Denken niemals gefällig oder ansprechend erscheint. Dem erwachenden geistigen Verlangen, das in Aufrichtigkeit der Wahrheit zustrebt, sind die Lehren der Christlichen Wissenschaft stets willkommen.
Es sollte kein Zweifel darüber herrschen, daß der beste christlich-wissenschaftliche Lesestoff, den man irgendeinem Menschen in die Hand geben kann, das Lehrbuch ist, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, von Mrs. Eddy, sowie andre Werke derselben Verfasserin, da keine andern Bücher erscheinen, die eine vollständige und richtige Darlegung der Christlichen Wissenschaft enthalten. Ferner ist es außer Frage, daß die besten Mittel, um die Öffentlichkeit mit den Lehren der Christlichen Wissenschaft und den Ergebnissen ihrer Wirksamkeit bekannt zu machen, die von der Verlagsgesellschaft der Christlichen Wissenschaft herausgegebenen Schriften sind. Keine andern Schriften über die Christliche Wissenschaft als die oben erwähnten können als maßgebend angesehen werden, ausgenommen die Vorträge, die in offizieller Weise von beglaubigten Vertretern unsrer Sache gehalten werden, oder sonstige Veröffentlichungen, die von ihnen ausgehen.
Unter scheinbar ungünstigen und widrigen Umständen hat Mrs. Eddy die Sache der Christlichen Wissenschaft auf eine dauernde Grundlage gestellt und die Bewegung ohne Zuhilfenahme andrer Bücher als der Bibel und ihrer eignen Werke sowie der von ihr veranlaßten Veröffentlichungen auf ihren gegenwärtigen Grad von Wirksamkeit und Nützlichkeit gebracht. Wie in dem Vorwort zu Wissenschaftund Gesundheit steht (S. x), hat sie sich der allgemeinen Gedankenrichtung nicht anzupassen gesucht, „sondern hat unumwunden und ehrlich das Wort der Wahrheit dargeboten.” Wenn also unsre Führerin von Anbeginn ihrer Wirksamkeit, während der ganzen Dauer ihrer persönlichen Beziehung zur Bewegung und während ihrer Leitung derselben es nicht für nötig hielt, die Darlegungen der Wahrheit in ein den menschlichen Geschmack ansprechendes Gewand zu hüllen, warum sollten wir dann durch Abweichungen von ihren Verfahrungsarten, die sich doch als so sicher und überaus erfolgreich erwiesen haben, die Christliche Wissenschaft annehmlicher machen wollen? Nicht Unterhaltung ist es, die nottut, sondern demonstrierbare Kenntnis der Wahrheit; und nach ihr verlangt die Menschheit. Diejenigen, die die Botschaft der Christlichen Wissenschaft gerne hören, werden sie lieber in unverfälschter Form annehmen als in Verbindung mit einer Menge Stoff, der nicht zur Sache gehört.
Der Grund, weshalb nur autorisierte Schriften verbreitet werden sollten, um die Öffentlichkeit mit der Christlichen Wissenschaft bekannt zu machen, muß jedermann einleuchten. Wenn es gut wäre, andre Werke zu diesem Zweck zu gebrauchen, würde dennoch die schwierige Frage entstehen — wenigstens für den Neuling —, wie und wo er die Unterscheidungslinie zwischen den Werken verschiedener Autoren zu ziehen habe. Wie soll die Allgemeinheit ohne einen festen Maßstab oder ein anerkanntes Merkzeichen als Gewähr für die Echtheit einer Schrift zwischen dem Wahren und dem Falschen unterscheiden können? Diese Schwierigkeit würde sich mit der Vermehrung der ebenerwähnten Art von Büchern natürlicherweise erhöhen, bis die nicht unterrichteten Leser irgendeinem beliebigen Schriftsteller, der glaubt, seine eigne Auffassung von der Christlichen Wissenschaft vorbringen zu können, sozusagen ausgeliefert wären. Es liegt auf der Hand, daß viele von diesen Schriften irreführend sein könnten und daher einen nachteiligen Einfluß ausüben würden, da schon „eine geringe Abweichung in der Wissenschaft unheilbringend ist” („Rudimental Divine Science“, S. 17). Die Christlichen Wissenschafter sollten erkennen, daß dies nur eine Phase des Irrtums ist, der uns den Gedanken nahelegen möchte, daß unsre christlich-wissenschaftliche Literatur nicht zulänglich sei. Und schenken wir dieser Einflüsterung Gehör, dann senden wir auch als natürliche Folge hiervon den Gedanken aus, daß die Christliche Wissenschaft in unsern autorisierten Schriften nicht in der besten Weise dargelegt sei.
Diejenigen, die der Christlichen Wissenschaft nähertreten wollen, gehen am sichersten, wenn sie sich auf die von der Verlagsgesellschaft der Christlichen Wissenschaft herausgegebenen und empfohlenen Werke beschränken. Selbst wenn gegen manche der oben erwähnten Bücher sich nichts einwenden läßt und sie in ihrer Art interessant und nützlich sind, so haben doch diejenigen, die die Verfasser nicht kennen, keine Gewähr für die Richtigkeit der darin enthaltenen Erklärungen über die Christliche Wissenschaft. Bücher, die genügenden literarischen Wert haben, werden sich mit andern gleichartigen Büchern ihren Leserkreis erwerben und daselbst für das Gute, das sie auszurichten vermögen, einen weiten Wirkungskreis finden. In Anbetracht aber des Umstandes, daß unsre geliebte Führerin so viel Sorge darauf verwandt hat, unsre Literatur zu hüten und vor Fälschungen zu bewahren, ist es von Christlichen Wissenschaftern gewiß nicht klug gehandelt, wenn sie der Möglichkeit einer solchen Verfälschung die Tür weit öffnen, indem sie Bücher zur Erlangung christlich-wissenschaftlicher Kenntnis empfehlen, die von unserm Verlag nicht anerkannt werden. Die Verfasser solcher Bücher, in denen die Christliche Wissenschaft angeblich erklärt wird, mögen hierzu die Fähigkeit haben; im entgegengesetzten Fall aber — und diesen haben wir im Auge zu behalten — können Übelstände verursacht werden, die um so nachteiliger wirken, als sich für eine Schwierigkeit, die durch einen falschen Eindruck entstanden ist, schwerer Abhilfe schaffen läßt, als für bloße Unkenntnis.
Die Ansicht, daß die Menschen ihren Weg zur Christlichen Wissenschaft schneller durch das Mittel einer Liebesgeschichte finden als durch die autorisierte Literatur, ist durch die Erfahrung widerlegt worden. Wenn ein Mensch nicht durstig ist, können ihn noch so viele Erzählungen über die guten Wirkungen des Wassers nicht durstig machen; hat er aber Durst, dann braucht er reines Wasser und nichts andres. Die Aufgabe besteht nicht darin, das Wasser durch gezierte Becher oder künstliche Würze mundrecht zu machen, sondern reichlich für reines Wasser zu sorgen und dasselbe in den Bereich des Bedürftigen zu bringen. Autorisierte christlich-wissenschaftliche Literatur kann man jedem an die Hand geben und braucht sich über ihren Einfluß keine Sorgen zu machen. „Diejenigen, die reif sind für den Segen, den du mitteilst, werden Dank sagen” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 570), und diejenigen, die für denselben nicht bereit sind, können nicht bewogen werden, ihn auf anderm Wege anzunehmen.
Es liegt hier nicht die Absicht vor, irgendein Buch zu tadeln oder den Beweggrund irgendeines Verfassers in Zweifel zu ziehen. Ein gut geschriebenes Buch, das hohe Ideale vertritt, erfüllt stets seinen Zweck; doch ist es entschieden zu weit gegangen, wenn man ein solches Buch als Mittel empfiehlt, um ein Verständnis von der Christlichen Wissenschaft zu erlangen. Dieses Verständnis erlangt man viel besser durch die eigens zu diesem Zweck geschaffenen Organe, deren Ausführungen und Gedanken vor der Veröffentlichung von maßgebender Seite einer sorgfältigen Prüfung unterzogen worden sind. „Habt Milch für junge Kinder”, schreibt Mrs. Eddy, „doch sehet zu daß die Milch nicht verfälscht sei” („Retrospection and Introspection“, S. 61).
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