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Scheinbarer Stillstand

Aus der März 1914-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In einer Mittwochabend-Versammlung dankte eine Dame für die Erfahrung, die sie machen durfte, daß scheinbarer Stillstand in geistigem Wachstum für sie zum Anstoß zu höherem Fortschritt geworden sei. Dieser Gedanke begleitete mich mehrere Tage. Als ich dann zufällig in einem Botanikbuche blätterte, sah ich die Abbildung eines Kornhalmes in seinen verschiedenen Wachstumsstadien, und damit stand der obenerwähnte Gedanke auf einmal vollkommen klar vor mir. Der Kornhalm wurde mir zum Sinnbild des Wachstums in der Christlichen Wissenschaft.

Wenn der junge Halm zuerst dem Boden entsprießt, schießt er fröhlich in der lichtgrünen Farbe des Frühlings empor. Aber bald tritt in seinem Wachstum ein Stillstand ein. Er muß einen Knoten bilden. Dieser wird dann zum Stützpunkt eines weiteren hohlen Halmstückes, welches nach einer gewissen Zeit abermals Halt machen muß, um einen neuen Knoten zu bilden. Derselbe Prozeß wiederholt sich so lange, bis der Halm seine volle Länge erreicht hat, welche einen, ja oft sogar zwei Meter beträgt. Diese große Länge ist erforderlich, weil der Halm die nun ansetzende Ähre voll und ganz den Sonnenstrahlen aussetzen muß, damit sie zu der wertvollen Frucht ausreifen kann. Ohne die stützenden Knoten, welche jedesmal einen Stillstand vor weiterem Aufwachsen bedingen, würde es dem Halm nicht möglich sein, die im Reifen immer schwerer werdende Ähre zu tragen.

Ähnlich scheint es beim geistigen Wachstum zu sein. Frisch und leicht sind meist unsre ersten Schritte auf dem Wege der Christlichen Wissenschaft. Aber bald erheben sich die ersten Schwierigkeiten. Es geht doch nicht alles so glatt, wie wir zuerst dachten. Wir müssen erkennen lernen, daß die Christliche Wissenschaft ernste Anforderungen an uns stellt, die wir erfüllen müssen, wollen wir auf dem betretenen Weg weitergehen. Zuweilen überfällt uns ein Gefühl der Entmutigung, und es scheint, als kämen wir nicht mehr weiter, als höre jeder Fortschritt plötzlich auf. Aber dieser Gemütszustand wird zum Segen, wenn er zu ernster Einkehr in uns selbst führt. Die neuen Anforderungen sind so viel höher als die bisher an uns gestellten, daß der sterbliche Sinn sie nicht zu erfüllen, ja kaum zu verstehen vermag, und wir fühlen, daß wir der Hilfe bedürfen. Eignes Denken und Wollen erscheinen uns jetzt unzureichend zur Lösung unsrer Probleme; aber in dem Maße, wie uns dies klar wird, erwacht in uns die Demut, welche die erste Bedingung ist zum Fortschritt in der Christlichen Wissenschaft. Wie ein hilfloses Kind im Gefühl seiner Ohnmacht sich an die Hand der Eltern klammert, so strecken wir nun die Arme aus nach unserm Vater-Mutter Gott — und niemals umsonst; denn die göttliche Liebe erhört stets das wahre Gebet und reicht uns die rettende Hand, an der wir uns aufrichten in neuer Kraft zu weiterem Wachstum.

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