Auch ich fühle mich schon seit langer Zeit veranlaßt, mein Heilungszeugnis einzusenden, denn ich habe viele herrliche Beweise von der Macht der göttlichen Liebe an mir erfahren und an andern wahrgenommen. Ich erkrankte im März 1906 an Lungenblutungen, die sich bis August desselben Jahres dreimal wiederholten. Auf Anraten unsres Hausarztes kam ich nun nach Görbersdorf und wurde in einer Lungenheilanstalt auf vier Monate untergebracht, um dort bei großer Ruhe und Pflege geheilt zu werden. Trotz alledem bekam ich in dieser Zeit dreimal sehr starkes Lungenbluten, worüber ich ganz entmutigt wurde. Ich beschloß, von dort abzureisen, der Arzt wollte es aber nicht zugeben. Er meinte, es sei ein großer Leichtsinn, eine so weite Reise in einem solchen Zustand zu unternehmen. Ich konnte aber nicht länger da bleiben, weil ich doch bei meinen Angehörigen sterben wollte.
In dieser Stunde der Verzweiflung erinnerte ich mich der Christlichen Wissenschaft, von der mir eine Kusine schon lange vorher erzählt hatte. Sie hatte mir auch Herolde geschickt, für die ich mich damals aber nicht interessierte; doch war nun die Zeit gekommen. Ich schrieb an eine ausübende Vertreterin nach Berlin und bat um Beistand. Als ich am folgenden Tag einen Brief von der Vertreterin erhielt, fuhr ich frohen Mutes, mit Gott als Beschützer und Reife begleiter, nach Berlin. Ich war vergnügt und ohne Furcht, worüber alle staunten, denn sie wußten nicht, was mit mir vorgegangen war. Nachdem ich mich mit der Christlichen Wissenschaft besser bekannt gemacht und zwei Wochen lang Beistand erhalten hatte, fuhr ich nach Hause zu meinen lieben Angehörigen, um weiter zu leben, anstatt zu sterben, in der Erkenntnis, daß die Lehren Jesu in unsrer Zeit werktätig bewiesen werden können.
Nach und nach, im Verhältnis zu meinem Wachstum in der Wahrheit, überwand ich alle Furcht sowie die falschen Annahmen, die an mich herantraten, und jetzt erkenne ich freudigen Herzens und voll Dankbarkeit gegen Gott sowie auch gegen unsre geliebte Führerin, die uns den köstlichen Weg gezeigt, daß Gott mein Leben ist, und daß daher kein Irrtum, keine Krankheit da Macht haben kann, wo Gott ist. Ich hatte einen schweren Anfang, weil ich hier ganz allein am Orte war und meine Angehörigen sich gegen die Christliche Wissenschaft ablehnend verhielten; aber die göttliche Liebe hat mir Kraft gegeben, alles zu überwinden. Ich bemühe mich täglich, der Wahrheit zu gehorchen und somit die falschen Annahmen zu vernichten, um endlich das Ziel zu erreichen und das vollkommene Gotteskind zum Ausdruck zu bringen. Ich nehme mir immer den jungen David zum Vorbild und möchte so furchtlos gegenüber jeder falschen Annahme sein, wie er es war, denn er wußte, daß Gott für ihn streiten würde.
Hier sei noch einer Erfahrung gedacht. Ich wurde wegen eine kleinen Knaben zu unsern Nachbarn gerufen, die auch schon Vertrauen zur Christlichen Wissenschaft hatten. Da der Junge anscheinend schwer krank war, fürchtete ich mich zuerst, diesem Rufe zu folgen; doch suchte ich mir klar zu machen, daß mein persönliches Ich hier nicht in Betracht käme, sondern daß Gott, die Wahrheit, helfen sollte; und freudig folgte ich dem Ruf. Das Kind lag ganz bewegungslos auf dem Schoß der Mutter, die jämmerlich weinte. Ich nahm es auf meinen Schoß und dankte Gott inbrünstig für die Offenbarung der Wahrheit und Liebe, die Er allen denen zuteil werden läßt, die ernstlich danach suchen und weder Furcht noch Mißtrauen hegen; und das Kind wurde gesund zu derselben Stunde. Es fing bald an zu sprechen und zu spielen.
Ich kann nicht beschreiben, was für ein Dankgefühl in mir aufstieg. Nicht für die Reichtümer der Welt würde ich diese herrliche Wahrheit hergeben. Auch meine Mutter und meine Schwester haben schon manche Beweise der Wahrheit an sich erfahren, doch wäre es unmöglich, alles hier wiederzugeben. In der Hoffnung, daß vielen, die unter falschen Annahmen leiden und vielleicht dem Tode nahe sind, geholfen werden möge, schreibe ich diese Erfahrung freudigen und dankbaren Herzens nieder.
Pölitz (Pommern), Deutschland.
