Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

„Die Wahrheit wird euch freimachen”

Aus der Mai 1914-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Christian Science Monitor


Seit Beginn der Zeitrechnung hat es wohl für denkende Menschen keine wichtigere Frage gegeben als die: „Was ist Wahrheit?” Die große Hoffnung der Gegenwart beruht auf der Tatsache, daß die Menschen die Wahrheit mehr als je zuvor in der rechten Richtung suchen. Zuallererst gelangen sie zum Verständnis der wahren Bedeutung des Wortes „Wahrheit”, und damit fangen sie an, den tiefen Sinn der Verheißung Jesu einzusehen: „Und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen.”

Mit Hilfe des Zeugnisses des körperlichen Sinnes ist die Wahrheit nie gefunden worden und wird sie nie gefunden werden, wie wirklich und aufdringlich dieses Zeugnis auch scheinen möge. Die Wahrheit (sei es die Wahrheit über Gott, den Menschen oder das Weltall) ist die ewige, unveränderliche Tatsache, die allein der geistige Sinn wahrnehmen kann. Sie ist das, was immer gewesen ist und immer sein wird, das, was jetzt tatsächlich ist, trotzdem alle materielle Augenscheinlichkeit das Gegenteil behauptet. Um sie zu finden, muß man die materielle Augenscheinlichkeit umkehren, muß nicht auf die Dinge schauen, die sichtbar sind, sondern auf die Dinge, die nicht sichtbar sind; mit andern Worten: man muß den Blick fest auf die unzerstörbaren Wirklichkeiten des Geistes richten, die von den Sinnen nicht wahrgenommen werden.

Die ewige, unveränderliche Tatsache in bezug auf Gott ist die: „Gott ist unkörperliches, göttliches, allerhabenes, unendliches Gemüt, Geist, Seele, Prinzip, Leben, Wahrheit und Liebe” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 465). Die Menschen haben lange gehofft, daß dies wahr sein möchte, sie haben unwillkürlich gefühlt, daß es wahr sein sollte, und jetzt lernen sie erkennen, daß es wahr ist. Indem sie ihre falschen Begriffe von Gott verlieren, den recht zu erkennen ewiges Leben ist, finden sie einen Gott, der wirklich Gott ist, einen Gott, dem sie fest vertrauen dürfen, den sie ehren und anbeten können. Ist aber die Wahrheit über Gott herrlich, so ist es auch die Wahrheit über den Menschen; denn „der Mensch ist der Sprößling des Geistes. Das Schöne, das Gute und das Reine sind seine Ahnen” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 63). Das ist die ewige, unveränderliche Tatsache in bezug auf den Menschen. Es ist das, was durch den geistigen Sinn erkannt und mit wissenschaftlicher Gewißheit demonstriert werden kann. Es ist nicht etwas, von dem die Menschen vergebens wünschen, daß es doch wahr sein möchte; es ist die Wahrheit selbst.

Und wundervoll ist sie, die Wahrheit über Gott und die Wahrheit über den Menschen. Wundervoll ist auch die Wahrheit über das Weltall, das von Gott geschaffen ist und regiert wird und das von Seinen geistigen Ideen erfüllt ist. Weil es ausschließlich geistig ist, so ist es weder der Veränderung noch dem Verfall unterworfen. Sein Glanz und seine Schönheit ist unvergänglich. Die Erkenntnis der Wahrheit über Gott, den Menschen und das Weltall ist ein unbezahlbares Besitztum, weil mit dieser Erkenntnis die Verheißung erfüllt wird: „Die Wahrheit wird euch freimachen”, frei nicht bloß von falschen Anschauungen, die wir früher für wahr angesehen haben, sondern frei auch von dem entmutigenden Ergebnis, das solchen falschen Anschauungen auf dem Fuße folgt, nämlich Unterwerfung unter Sünde, Krankheit, Sorge, Armut, Schmerz und Tod.

Die Erkenntnis, daß Gott die Wahrheit ist, führt zu dem felsenfesten Glanben, daß Gottes Verheißungen in Erfüllung gehen werden; daß wohl das Gras verdorrt und die Blume verwelkt, das Wort unsers Gottes aber ewiglich bleibt, wie Jesaja sagt. Die Überzeugung, daß Gottes Wort ewiglich bleibt, verwandelt jede Verheißung der Heiligen Schrift in eine leuchtende Hoffnungs-botschaft. Wenn wir jetzt lesen: „Ich bin der Herr, dein Arzt”, so ist das für uns nicht mehr bloß ein schönes Wort, sondern wir erkennen es als eine wirksame, lebendige Tatsache. Das Wort: „Der Herr behüte dich vor allem Übel”, wird zum Freiheitsliede; denn es ist die Verheißung dessen, der die Wahrheit ist. So befreit uns die Erkenntnis, daß Gott Wahrheit ist, von aller Furcht. Dasselbe vollbringt auch die Erkenntnis, daß Gott Leben und daß Gott Liebe ist. Sind wir von aller Furcht frei, so fangen wir an, eine wirklich gegenwärtige Erlösung zu fühlen und in die herrliche Freiheit der Kinder Gottes einzutreten.

Die Erkenntnis der Wahrheit hinsichtlich des Menschen bedeutet die Erkenntnis seiner Herrschaft über alle Dinge, und die Erkenntnis der Wahrheit hinsichtlich des Weltalls bedeutet die Erkenntnis der Tatsache, daß es nichts gibt, weder oben im Himmel, noch unten auf Erden oder im Wasser unter der Erde, was dem Kinde Gottes ein Leid zufügen könnte. „Bei Tage wird dich die Sonne nicht treffen, noch der Mond des Nachts” (Zürcher Bibel), sang der Psalmist und drückte damit seine Einsicht aus, daß der Mensch jederzeit sicher ist in einem Weltall, von dem Mrs. Eddy sagt: „Die Polarregionen, die sonnigen Tropen, die riesenhaften Berge, die beschwingten Winde, die mächtigen Wogen, die grünenden Täler, die heitern Blumen und die herrlichen Himmel — sie alle weisen auf Gemüt hin, auf die geistige Intelligenz, die sie wiederspiegeln”, und in dem jede Rose „das Lächeln Gottes” ist (Wissenschaft und Gesundheit, SS. 240, 175).

Die Wahrheit erkennen heißt nicht, sie halb glauben, oder bloß sagen, man glaube sie, oder sie oberflächlich behaupten; vielmehr bedeutet es ein klares, bestimmtes Wahrnehmen der Wahrheit. Wer mit Gewißheit wahrnimmt, daß Gott Geist ist und daß der Mensch und das Weltall ganz geistig sind, hat eine Erkenntnis, die die Welt weder geben noch nehmen kann. Soweit seine eigne Erfahrung in Betracht kommt, ist die Frage der Zeiten, „was ist Wahrheit?” beantwortet, und sein Herz hat Ruhe; denn er hat die Wahrheit gefunden, und die Wahrheit hat ihn freigemacht.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Mai 1914

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.