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Gibt es einen Himmel und eine Hölle?

Aus der Mai 1914-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Frage, ob es tatsächlich einen Himmel und eine Hölle gebe, ist neuerdings wieder sehr viel erörtert worden, sowohl auf der Kanzel als in der Presse. Unter denen, die ihre Ansicht über diesen Gegenstand äußerten, ist ein Mann in hoher Stellung, dessen Worten wir das Folgende entnehmen:

In unsern Tagen glaubt kein gebildeter Mensch mehr an die Hölle. Diese Erklärung wird ohne Zweifel von denjenigen unter unsern Herren Pastoren, die noch in der Vergangenheit leben, sowie auch von verschiedenen Redakteuren religiöser Zeitschriften öffentlich angegriffen werden.

Die Furcht vor der Hölle hat wenig dazu beigetragen, die Menschen vom Unrechttun abzuhalten, und der Himmel ist den Durchschnitts-Christen nie so beschrieben worden, daß er ihnen besonders anziehend erschienen wäre. Tatsächlich sind Hölle und Himmel undenkbar.

Der moderne Mensch würde sich wohl kaum weniger vom Guten angezogen und vom Bösen abgestoßen fühlen, wenn der Himmel verbrannt und die Hölle ausgelöscht wäre.

Der vorherrschende christliche Begriff von Himmel und Hölle hat ebensowenig Einfluß auf die denkenden Menschen unsrer Zeit wie der Olymp und der Hades. Heutigestags verlangt der menschliche Geist einen naheliegenden Beweggrund — etwas, was für das Heute, für diese Erde Wert hat.

Ein andrer bekannter Mann vertritt die entgegengesetzte Seite dieser Streitfrage. Er erklärt mit Nachdruck, es gebe tatsächlich eine Hölle, und nur ein hartnäckiger Skeptiker könne dies in Abrede stellen. Wir lassen einige seiner Aussagen folgen:

Wenn irgend jemand sagt: „Ich glaube nicht an eine Hölle”, so ist das als eine unwissenschaftliche Ansicht zu bezeichnen, und man darf von einem solchen Menschen erwarten, daß er irgendwelche Beweise, die man ihm bieten mag, zum Fenster hinauswerfen wird.

Der Einwand gegen die Hölle kommt zuweilen in folgenden Worten zum Ausdruck: „Verlangen Sie nicht von mir, an eine Hölle zu glauben, es sei denn, Sie können mir sagen, wo dieselbe gelegen ist.” Dies ist natürlich unmöglich. Kein lebender Mensch weiß mehr, als daß sie abwärts liegt, wenn auch vielleicht nicht im Sinne einer geographischen Richtung.

Der Umstand, daß man die Lage der Hölle nicht bestimmen kann, ist durchaus kein Beweis, daß sie nicht existiert. Niemand weiß, wo der Himmel ist, mögen wir auch nach oben zeigen. Entscheidet dieser Kenntnismangel die Frage, ob es einen Himmel gebe?

Viele erfahrene und tiefblickende Menschen sind der Ansicht, daß der Gedanke an eine zukünftige Belohnung für den gewöhnlichen Menschen immer noch ein Antrieb zum Guten ist, und daß die tiefgewurzelte Erwartung einer Strafe nach dem Tode zu allen Zeiten und in allen Ländern die heilsame Wirkung gehabt hat, die Menschheit in Schranken zu halten.

Wir haben in Obigem das Für und das Gegen des Glaubens an eine materielle Hölle angegeben, ohne jedoch weiter auf die beiderseitige Beweisführung einzugehen. Der Herr, der die vorliegende Frage bejaht, ist offenbar ein Anhänger der Theologie, die seit Jahrhunderten bestanden hat, während der Herr, der auf der verneinenden Seite steht, zu den Führern einer religiösen Richtung gehört, zu welcher sich viele hervorragende Literaten. Erzieher und Naturwissenschafter bekennen, denen aber von ihren Gegnern das Recht abgesprochen wird, sich rechtgläubig zu nennen. Ob irgendeiner von den beiden Herren bei der Beantwortung dieser Frage vom Standpunkte der Allmacht, Allgegenwart und Allwissenheit des Geistes ausging, die Materie als unwirklich betrachtete und den Menschen als Bildnis und Gleichnis Gottes erkannte, ist sehr fraglich.

Mrs. Eddy nahm diesen Standpunkt ein. Ihre Lehren werfen ein helles Licht auf die vorliegende Frage. Wir führen daher folgende Stellen aus ihren Schriften an:

Der Himmel ist geistig. Der Himmel bedeutet Harmonie — unendliche, unbegrenzte Glückseligkeit. Die Sterbenden oder Dahingeschiedenen gehen im Verhältnis zu ihrem Fortschritt in den Himmel ein, im Verhältnis zu ihrer Fähigkeit, an der Qualität und Quantität des Himmels teilzunehmen. Der eine vernimmt vielleicht Musik beim Erwachen von seinem Traum in der Materie, ein andrer fühlt sich frei von Furcht und Leiden, und wieder ein andrer empfindet bittere Reue wegen unbenutzter Gelegenheit. Der Himmel ist die Herrschaft der göttlichen Wissenschaft. Das materielle Denken hat die Wirkung, die geistige Erkenntnis zu trüben, den wahren Begriff von des Menschen göttlichem Prinzip, von der Liebe zu verdunkeln, in welcher und durch welche die Seele befreit und vom ewigen Leben umhüllt wird. Unser großer Lehrer hat gesagt: „Sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch”— in des Menschen geistiger Erkenntnis aller göttlichen Eigenschaften, Mittel, Formen und Ausdruckweisen, aller göttlichen Bekundungen der Güte und des Glücks.—„The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“, S. 267.

Himmel. Harmonie; die Herrschaft des Geistes; Regierung durch das göttliche Prinzip; Geistigkeit; Glückseligkeit; die Atmosphäre der Seele.— Wissenschaft und Gesundheit, S. 587.

Es ist mir die Frage vorgelegt worden: „Gibt es eine Hölle?” Ja, es gibt eine Hölle für alle, die fortgesetzt die Goldene Regel übertreten und gegen die Gebote Gottes ungehorsam sind. Die Naturwissenschaft hat zu Zeiten behauptet, das Feuer im Innern der Erde werde schließlich diesen Planeten verzehren. Die Christliche Wissenschaft lehrt uns, daß versteckte, unvergebene Sünde dieses innere Feuer ist, ja das Feuer des schuldbeladenen Gewissens, das zur Kenntnis seiner selbst erwacht und die Qualen des Feuers erduldet, bis der Sünder verzehrt, d. h. seine Sünde vernichtet ist. Dies mag Millionen von Perioden erfordern; aber von der Zeit weiß niemand. Der vorgeschrittene Psycholog erkennt, daß diese Hölle mental ist und nicht materiell, und daß der Christ keinen Teil an ihr hat. Nur solche, die eine Hölle schaffen, brennen in ihrem Feuer.—„The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“, S. 160.

Meine Ansichten in bezug auf eine zukünftige ewige Strafe umfassen eine gegenwärtige lebhafte Vorstellung von Schuld und Leiden, welche sich hier und hiernach straft, bis die Sünde vernichtet ist — Botschaft von 1901, S. 16.

Die den Sterblichen gegenwärtig durch Sünde. Krankheit und Tod entstehenden selbstauferlegten Leiden sollten genügen, den Leidenden aus der sterblichen Vorstellung von Sünde und von Gemüt als in der Materie wohnend zu erwecken und ihn zu veranlassen, reumütig den Weg zum Vaterhaus einzuschlagen und gerettet zu werden; ja, sofort zur göttlichen Liebe zurückzukehren, zu dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der selbst den reumütigen verlorenen Sohn, welcher sein besseres Selbst verlassen hat und sich bemüht zurückzukehren, so sehr liebt, daß er diesem niedergeschlagenen Sünder entgegengeht und ihn in der Heimat willkommen heißt.— Botschaft von 1901, S. 17.

Hölle. Sterbliche Annahme; Irrtum; Wollust; Gewissensbisse; Haß; Rache; Sünde; Krankheit; Tod; Leiden und Selbstzerstörung; Selbstauferlegte Qual; Wirkungen der Sünde; das, was „da Greuel tut und Lüge”.— Wissenschaft und Gesundheit, S. 588.

Furcht hat noch niemand in den Himmel gebracht oder zu der Erkenntnis geführt, daß das Reich Gottes „inwendig” ist, noch kann eine Theologie, die die Menschheit durch Furcht vor Straft zu retten sucht, einen Zuwachs an Anhängern und einen größeren Einfluß erwarten. Christus Jesus sagte seinen Nachfolgern nicht, sie sollten aus Furcht vor bösen Folgen nach dem Reich Gottes trachten, sondern um des Reichs Gottes selbst willen und weil dies das allein Richtige ist. Auf Seite 322 von Wissenschaft und Gesundheit drückt Mrs. Eddy denselben Gedanken aus, wenn sie in bezug auf den Trunkenbold sagt: „Ein Mensch, der gern Unrecht tut — der Freude daran hat und nur aus Furcht vor den Folgen davon absteht — ist weder ein enthaltsamer noch ein religiös zuverlässiger Mensch.”

Der Lehre der Christlichen Wissenschaft gemäß erhalten die Sterblichen schon hier und jetzt das Maß des Himmels und der Hölle, zu dem ihr Denken und Tun sie berechtigt. Der Mensch als das Bildnis und Gleichnis Gottes ist jedoch sündlos, rein und heilig. In dem Maße, wie dies erkannt wird, geben die Menschen ihre falschen Vorstellungen auf und kommen „vor das Angesicht seiner Herrlichkeit unsträflich mit Freuden”.

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