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„Wachset aber in der Gnade”

Aus der Mai 1914-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Sobald wir die metaphysische Tatsache erkennen, die uns die Christliche Wissenschaft offenbart, daß alles wahre Leben eine Bekundung der Tätigkeit des unendlichen Lebens ist, sobald wird es uns klar, daß der Ausdruck „ein nicht fortschrittliches Leben” ein Widerspruch in sich selbst ist.

Intelligenz ist stets wachsam und umsichtig. Zur Erkenntnis dieser, allen Kundgebungen des Lebens angehörenden Eigenschaft zu erwachen, ist ein Erfordernis zum geistigen Fortschritt. Der Meister sagte: „Das ist aber das ewige Leben, daß sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christ, erkennen.” Mit andern Worten: wir leben in dem Maße, wie wir das göttliche Leben erkennen. Auf diese Wahrheit wird in der Christlichen Wissenschaft fortwährend hingewiesen. Sie wurde einem großen Naturforscher so zur Gewißheit, daß er schon allein auf Grund der Fingerzeige, welche ihm die tägliche Erfahrung gab, erklären konnte: „Das Leben muß eine fortschreitende Offenbarung der Wahrheit sein, jede Generation muß in eigenartiger Beziehung zum Weltall stehen, jedes Zeitalter muß seine eignen Propheten haben und sein Schicksal selbst in die Hand nehmen.”

Niemand hat wohl je das Wachstum der Blumen auf dem Felde aufmerksam beobachtet, ohne daß ihm die Fülle, Frische und Fruchtbarkeit der Kräfte aufgefallen wäre, die sie bekunden. Die Natur, welche durch das „natürliche, geistige Gesetz” zum Ausdruck kommt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 240), läßt keine Untätigkeit zu. In der Tat steht nichts im Weltall auch nur einen Augenblick still. Sowohl die Tätigkeit des sogenannten Atoms als die des „Bären am Himmel samt seinen Jungen” zeugt von: unermüdlichen Gemüt. Von der Höhe bis zur Tiefe des Seins wird Wachstum als ein notwendiges Erfordernis angesehen. Selbst der Irrtum gibt sich den Schein der Tätigkeit, um dadurch besser täuschen zu können.

Das Leben kommt uns nur dann geheimnisvoll vor, wenn wir es als Ausdruck der Materialität betrachten. Die Selbsttätigkeit der Einbildungskraft ist uns ein Beweis dafür, daß das göttliche Gemüt ungehindert wirkt. Indem die Knospe geräuschlos aber unwiderstehlich die leblose Rinde verdrängt, weist sie uns hin auf den großen ernährenden Vater-Mutter, auf das Leben, welches allem wahren Sein zugrunde liegt. So sehen wir in der Entfaltung der Lilie die Offenbarung der Wahrheit. Wir wenden uns von der Materie ab und dem Geiste zu. Die Natürlichkeit des Wachstums beruht auf der Tatsache, daß es untrennbar ist vom Leben. Wenn wir uns also nicht des Wachstums in der Erkenntnis Gottes befleißigen, so nähern wir uns dem Tode. Jeder wahre Christliche Wissenschafter muß wachsen. Eine Doppelwahl gibt es nicht für ihn, denn „Leben [ist] das Gesetz seines Seins”, wie Mrs. Eddy erklärt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 63). Unser normales Wachstum und unsre Leistungsfähigkeit richtet sich also nach unsrer Erkenntnis von des Menschen Beziehung zu Gott. Wenn man an einen unerschöpflichen Quell der Intelligenz glaubt, mit welchem die höhere Natur und Fähigkeit eines jeden von uns direkt in Beziehung steht, so kann man nicht umhin, den Mangel an Fortschritt im geistigen Leben als etwas Abnormes zu erkennen, ja als eine unverzeihliche Sünde. Wenn uns also Petrus ermahnt, in der Gnade und der Erkenntnis zu wachsen, so nennt er nicht die Höhe der christlichen Errungenschaft, sondern das geringste Erfordernis, welche das christliche Bewußtsein zuläßt. Und doch, wie leicht lassen wir ein Jahr nach dein andern verstreichen, ohne uns des Wachstums in der Gnade zu befleißigen.

Der Mangel an geistigem Fortschritt ist von jeher der große Widerspruch im christlichen Bekenntnis sowie dessen schwache Seite gewesen. Des Meisters Erklärung: „Wer an mich glaubet, der wird ... größere [Werke] denn diese tun”, des Apostels Paulus Hinweis auf die Zeit, da wir alle „ein vollkommener Mann werden, der da sei im Maße des vollkommenen Alters Christi”, sowie andre ähnliche Erklärungen in der Heiligen Schrift weisen uns auf eine berechtigte aber nicht verwirklichte Erwartung der Urkirche hin. Welch herrliche Dinge würde die Kirchengeschichte aufzuzeichnen haben, wenn die Christen das Erbe, das ihnen Jesus mit den Worten anbot: „Ich gebe euch Macht”, angewandt hätten, anstatt es in die Erde zu graben und zu vergessen.

Nun mag jemand fragen: Ja, was sollen wir denn eigentlich tun? Die Antwort lautet: Wir müssen aus dem Schlaf erwachen und uns nicht mehr mit unsrer Unfruchtbarkeit zufriedengeben. Was geringere Ideen instinktiv zum Ausdruck bringen, müssen wir durch ein bewußtes Streben und ein williges Eingehen auf die Anforderungen der Wahrheit und Liebe dartun. Wachstum in der Gnade ist keine Verleihung sondern eine Errungenschaft.

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