Die Menschen haben zu allen Zeiten nach dem Himmel auf Erden gestrebt, aber meist vergebens. Sie erkannten, wenn auch mehr oder weniger unklar, daß sie die Wahrheit finden müßten, um den Himmel zu erreichen. Daher war die größte Frage der Jahrtausende: „Was ist Wahrheit?” Durch die Christliche Wissenschaft ist diese Frage nicht nur gelöst worden, sondern ihre Anhänger bekräftigen auch „das Wort durch mitfolgende Zeichen”. In Wissenschaft und Gesundheit, dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, wird uns gesagt: „Das geistige Verständnis, durch das die menschliche Auffassung oder der materielle Sinn von der Wahrheit getrennt wird, ist die Feste [das Firmament]” (S. 505). Durch geistiges Verständnis erkennen wir diese Feste als das göttliche Bewußtsein, das Bewußtsein der immergegenwärtigen Liebe, das den Himmel, die Harmonie darstellt. Wir können jedoch das Licht des geistigen Verständnisses nicht ertragen, bis durch Läuterung und Reinigung der sterbliche Gedanke in unserm Bewußtsein der Wahrheit weicht.
Der sterbliche Sinn kann niemals den Himmel erreichen, denn er ist in sich selbst die Vorstellung vom Übel. Er ist das Tier, das „gewesen ist und nicht ist und dasein wird”, von dem wir in der Offenbarung lesen. Vor Christus, der Wahrheit, kann nichts bestehen, das „da Greuel tut und Lüge”. Durch das Erscheinen der Christus-Idee wird die Vorstellung vom Bösen, welche Sünde, Leiden und Tod in sich schließt, ausgelöscht.
In einem von Emersons Gedichten wird uns von zwei Juden erzählt, die an die „Pforte des Himmels” kamen. Als einer von ihnen Einlaß begehrte, wurde ihm gesagt, allein werde niemand zugelassen, ein jeder müsse jemand mitbringen. Selbstsucht kann das Heiligtum der Wahrheit nicht betreten. Wir werden daher auf unserm Wege zur Harmonie alle gefragt: „Wo ist dein Bruder?” denn „Liebe spiegelt sich in Liebe wieder” (Wissenschaft und Gesundheit, S. l7). Wir müssen selbstlos leben und erst in unserm eignen Bewußtsein Harmonie walten lassen, bevor wir die Gedanken andrer in die rechte Richtung zu leiten vermögen.
Durch Trägheit wird die Vorstellung eines Sterblichen von dem, was den Himmel darstellt, stark beeinflußt, d. h. wenn er überhaupt über den Himmel nachdenkt. Gott „ruht im Wirken” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 519); Untätigkeit ist daher für den, der den Himmel zu erlangen wünscht, durchaus unzulässig. Die Christliche Wissenschaft bringt uns wieder deutlich zum Bewußtsein, daß es nur einen Weg zur Seligkeit gibt, und zwar den, der durch Christus gewiesen wurde, den Weg der Liebe. Im Gleichnis von den Zentnern lesen wir, daß einer der Knechte zu seinem Herrn sagte: „Und fürchtete mich, ging hin und verbarg deinen Zentner in die Erde”. Wenn wir den Zentner, der uns gegeben ist, zur Heilung der Kranken und Sünder gebrauchen wollen — denn auf diese Weise haben wir alle die Wahrheit und Liebe zu demonstrieren —, dann müssen wir ihn sicherlich treu verwalten, da dies nun einmal der einzige Weg zur Erlangung des wahren Gottesbewußtseins ist. Dies erklärt, warum die Welt den Himmel nicht hat finden können, denn nur durch die Erkenntnis der Wahrheit kann man das geistige Leben erlangen, das den Himmel, die Harmonie ausmacht.
Aus dem „Tal des Urteils” steigen wir stets höher, denn in der Christlichen Wissenschaft gibt es keinen Rückschritt. Unser Weg führt uns aufwärts, bis menschliche Hoffnungen und Wünsche dem geistigen Einblick weichen und der sterbliche Begriff von Musik von dem Ton der Ewigkeit verschlungen wird, der erklingt „als eine Stimme einer großen Schar und als eine Stimme großer Wasser und als eine Stimme starker Donner, die sprachen: Halleluja! denn der allmächtige Gott hat das Reich eingenommen.”
