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Arbeit in der Sonntagsschule

Aus der Januar 1915-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Nach mehrmaligem gründlichem Durchlesen einiger sehr hilfreicher Aufsätze über Sonntagsfchul-Arbeit, die im Laufe der Zeit in unsern Zeitschriften erschienen sind, fühle ich mich veranlaßt, meinen Dank für dieselben auszusprechen sowie auch für verschiedene Aufsätze über die zehn Gebote. Wie wenig verstehen wir doch die tiefe Bedeutung der Gebote, bis wir sie in der Sonntagsschule erklären müssen! Dann erst eröffnen sich uns die Wahrheiten, die sie enthalten.

Beim Ausarbeiten einer Lektion über das sechste Gebot, „Du sollst nicht töten”, wurden meine Gedanken auf die Geschichte von Daniel in der Löwengrube gelenkt. Ich las sie mehrmals aufmerksam durch und legte dann die Bibel mit einem Gefühl tiefer Dankbarkeit beiseite, denn ich hatte mehr als genug Stoff für den Unterricht in der Sonntagsschule gefunden.

Man kann sich leicht denken, daß die Kinder am nächsten Sonntag mit großem Interesse zuhörten. Sie lernten zuvörderst etwas über das Gebet. Ich erzählte ihnen, wie Daniel dreimal am Tage betete und Gott dankte, und wie aufrichtiges Gebet den Kindern Gottes, deren Gedanken mit Leben, Wahrheit und Liebe erfüllt sind, sicheren Schutz bietet. Sie konnten leicht verstehen, daß Daniel dem ersten Gebote gehorsam war: „Du sollst keine andern Götter neben mir haben.”

Als das sechste Gebot, „Du sollst nicht töten”, besprochen wurde, konnten die Kinder sehen, daß diejenigen, die Daniel in die Löwengrube warfen, diesem Gebote nicht gehorchten. Sie waren voll Haß und Eifersucht; Daniel aber war von Liebe erfüllt, und ein Gemüt, das von Liebe erfüllt ist, ist gegen Haß und Eifersucht geschützt. Der Gott Daniels war die göttliche Liebe. Es wurde den Kindern besonders eingeschärft, daß Daniel deshalb unversehrt aus der Löwengrube kam, weil er die göttliche Liebe wiederspiegelte, weil sein Gemüt mit rechtem Denken erfüllt war. Daraus ergab sich die Lehre, daß, wenn wir mit Liebe für die ganze Menschheit erfüllt sind, wir „gegen Angriffe des Übels jeder Art” geschützt sind („The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“, S. 210).

Daniel kannte offenbar den Menschen als das Ebenbild Gottes und wußte, daß es nichts gibt, was den Kindern Gottes Leid zufügen kann. Darum hatte er Macht über die Löwen. Über diese Macht, die dem wahren Menschen eigen ist, lesen wir auch im ersten Buch Mose: „Füllet die Erde und macht sie euch untertan und herrschet über Fische im Meer und über Vögel unter dem Himmel und über alles Tier, das auf Erden kreucht.” Ferner heißt es im Propheten Jesaja: „Die Wölfe werden bei den Lämmern wohnen und die Pardel bei den Böcken liegen. Und ein kleiner Knabe wird Kälber und junge Löwen und Mastvieh miteinander treiben.” Es wurde den Kindern gesagt, daß Gott die Löwen nicht wild und gefährlich macht. Gottes Geschöpfe sind friedlich, schön und sanft. Nur das falsche Denken, das in der Welt zu sein scheint, macht Menschen und Tiere wild und grausam. Dieses falsche Denken ist jedoch kein Teil des wahren Menschen und verschwindet in sein ursprüngliches Nichts, sobald wir unsre wahre Beziehung zu Gott erkennen und die wunderbaren Worte des Johannes verstehen: „Wir wissen, daß wir aus dem Tode in das Leben kommen sind; denn wir lieben die Brüder.” Zerstörende Gedanken haben keine Wirklichkeit, denn sie kommen nicht von Gott und können daher kein Teil Seines Ebenbildes sein. Die Wiederspiegelung Gottes kann keine Eigenschaft zum Ausdruck bringen, die nicht eine Eigenschaft Gottes ist.

Dieses Begebnis in dem Leben Daniels zeigt uns, wie geduldig und gänzlich furchtlos dieser Mann Gottes war. Kein Gedanke der Furcht fand Einlaß in sein Gemüt, denn sonst hätte der Irrtum über ihn Macht gehabt und die Löwen hätten ihn sicher zerrissen. Aber er vergalt Böses mit Gutem und konnte daher ohne Groll an diejenigen denken, die ihn in die Löwengrube geworfen hatten. Es muß ihm klar gewesen sein, daß nicht schlechte Menschen, sondern unrichtiges Denken ihm nach dem Leben zu trachten schien.

Diese Erklärungen zeigten den Kindern, daß man zu jeder Zeit bereit sein muß, durch richtiges Denken und Handeln Böses mit Gutem zu vergelten, wenn man in der Christlichen Wissenschaft Fortschritte machen will. Durch die weitere Entwicklung dieses Gedankens wurde klar gemacht, daß richtiges Denken Macht hat, wie Daniel bewies, indem er den König und die rechtdenkenden Bürger für sich gewann. Sie hörten auf, falschen Göttern zu dienen, und bekannten sich zu dem einen Gott, der Leben, Wahrheit und Liebe ist. Im sechsten Kapitel des Buchs Daniel lesen wir, daß der König Darius folgende Verfügung bekannt machen ließ: „Das ist mein Befehl, daß man in der ganzen Herrschaft meines Königreichs den Gott Daniels fürchten und scheuen soll. Denn er ist der lebendige Gott, der ewiglich bleibet, und sein Königreich ist unvergänglich, und seine Herrschaft hat kein Ende.” Diese Geschichte zeigte den Kindern ferner, daß der König den Daniel stets geliebt hatte, obschon er sich vom Irrtum beeinflussen ließ. Sie erkannten, wie wichtig es ist, das eigne Denken stets zu bewachen und niemals über sich selbst oder andre unrichtig zu denken und dadurch schädigend zu wirken.

Die Geschichte von Daniel verhilft uns ferner zum Verständnis der andern Gebote. Im vierten Gebot heißt es z.B.: „Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Dinge beschicken”. Daniel hatte offenbar seine Arbeit treulich getan, nicht bloß an einem Tage, sondern alle Tage, und als er sich dann in einer scheinbar schwierigen Lage befand, war seine Demonstration bereits gemacht. Er erkannte, daß es absolut nichts gab, wovor er sich zu fürchten hatte. Wo er auch war und in welcher Gefahr er sich auch scheinbar befand, er konnte seine Ruhe behalten, den Sabbattag, den Tag Gottes genießen. Auf Seite 584 von Wissenschaft und Gesundheit finden wir eine Definition des Wortes Tag, die von der gewöhnlichen Auffassung stark abweicht. Es heißt da unter anderm: „Gemüt bemißt die Zeit nach dem Guten, das sich entfaltet. Dieses Entfalten ist Gottes Tag.” So hatte sich dem Daniel durch seine treue Arbeit das Gute so weit entfaltet, daß er inmitten scheinbarer Gefahr ruhig und glücklich in dem Gedanken verharren konnte, daß Gott die unendliche Liebe ist. In „Miscellaneous Writings“ sagt uns Mrs. Eddy: „Gewiß ist noch eine Sabbatruhe vorhanden dem Volke Gottes. Wir müssen aber zuerst unsre Arbeit getan haben und in unsre Ruhe eingegangen sein, gemäß den Beispielen in der Bibel.” Die Bibel sagt uns, daß Daniel seine Arbeit getan hatte, und zwar voll und ganz.

Beim Erklären von Bibelstellen in der Sonntagsschule tun die Lehrer gut, sich der Worte Mrs. Eddys auf Seite 429 von Wissenschaft und Gesundheit zu erinnern: „Um richtig folgern zu können, sollten wir nur eine Tatsache vor Augen haben, nämlich das geistige Sein”. Die Verfasserin findet, daß es ihr eine große Hilfe ist, wenn sie sich, bevor sie zur Sonntagsschule geht, vergegenwärtigt, daß es nur einen Lehrer gibt und daß dieser Lehrer Gott ist. Jesus sagte, daß wir aus uns selber nichts tun können. Nur wenn unsre Gedanken sich der Wahrheit zuwenden, können wir die Liebe zum Ausdruck bringen, die die Kinder segnet.


Gebet ist Balsam, Trost und Friede,
In Gott ein froher Untergang;
Es ist mit Gottes ew’gem Liede
Tiefinnerster Zusammenklang.
Gebet ist Freiheit, die der Schranke
Der Erdennacht die Seel’ entreißt;
Dann steht kein Wort und kein Gedanke
Mehr zwischen ihr und Gottes Geist.
Geheimnisvoll und doch so helle
Ist er der Seele wunderbar,
Ein süßer Schlummer an der Quelle
Und doch ein Wachen selig klar.

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