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„Dein Reich komme”

Aus der Januar 1915-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Trotz irgendwelcher gegenteiliger Ansichten kann mit Bestimmtheit behauptet werden, daß die Christlichen Wissenschafter täglich ihr Teil dazu beitragen, damit die trauernde Menschheit ihrer Bürde ledig werde. Mrs. Eddy glaubte mit dem talmudischen Philosophen, den sie in dem Vorwort zu „Miscellaneous Writings“ anführt, daß man einem Menschen am besten hilft, indem man ihm dazu verhilft, sich selbst zu helfen. Die gleiche Regel gilt, sei es ein Fall von Armut oder von Krankheit. Solche Hilfsbedürftige gruppenweise abzusondern, verschärft nur noch die Schwierigkeit und läßt den Betroffenen ihre Not um so wirklicher erscheinen. Sie reden und hören von nichts anderm als von den verschiedenen Erscheinungsformen der Krankheit und Sünde, und denken fortwährend über ihr Elend nach.

Der ausübende Vertreter der Christlichen Wissenschaft weiß, daß seine Mission die gleiche ist wie die des Meisters, der gekommen war „zu heilen die zerstoßenen Herzen, zu predigen den Gefangenen, daß sie los sein sollen, und den Blinden das Gesicht und den Zerschlagenen, daß sie frei und ledig sein sollen”. Er weiß, daß hinter ihm die gleiche stützende Allmacht steht, auf die sich der Meister verließ, als er dem Lazarus gebot, die scheinbaren Bande des Grabes zu zerreißen und sich der Segnungen des Lebens zu erfreuen; die gleiche Allmacht, die den Knecht des Hauptmanns heilte, während letzterer mit dem mitleidsvollen Heiland redete. Mrs. Eddy schreibt: „Wenn der Wissenschafter seinen Patienten durch die göttliche Liebe erreicht, wird das Heilungswerk in einem Besuch vollbracht werden, und die Krankheit wird wie der Tau vor der Morgensonne in ihr natürliches Nichts vergehen” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 365).

Es ist dies kein unerreichbares Ideal. Der Meister heilte allerlei Seuche und Krankheit unter dem Volk. In Anbetracht nun der Tatsache, daß Jesus die Fähigkeit, diese Werke zu tun, allen Christen zugesichert hat — ist es anmaßend, wenn wir bestrebt sind, so heilen zu wollen wie Jesus heilte? Je weiter man in dem Verständnis der Allheit Gottes, des Guten, Fortschritte macht, desto mehr erkennt man die sich daraus ergebende Nichtsheit des Irrtums und widmet sich dem Werk der Zerstörung desselben. Solche Erfahrungen erwecken das tiefste Gefühl der Dankbarkeit, deren das Menschenherz fähig ist. Es ist das hohe Ziel all derer, die in den Fußtapfen des Meisters wandeln, sich mit dem geistigen Verständnis auszurüsten, welches augenblickliches Heilen ermöglicht.

Wie unkonsequent wäre es demnach, wenn der Vertreter der Christlichen Wissenschaft nach Art der Ärzte eine Diagnose stellen und dann voraussetzen würde, daß die altgewohnten Symptome sich zeigen müßten, ehe der Patient Besserung erwarten könne. Als Jesus in das Haus des Petrus eintrat, wo dessen Schwieger am Fieber krank daniederlag, erkundigte er sich nicht, was die Ursache des Fiebers sei und wie lange es bereits gedauert habe, sondern voll Erbarmen reckte er die Hand aus und rührte sie an. „Und das Fieber verließ sie. Und sie stund auf und diente ihnen.” Ebenso schnell wurde ein andres Weib befreit, „welche Satanas gebunden hatte, nun wohl achtzehn Jahre”.

Hier wendet aber vielleicht jemand ein, die Christliche Wissenschaft erreiche doch nur eine geringe Zahl Menschen, trotzdem tausende Heilung nötig hätten. Drängte sich der Meister den Menschen auf? Niemals. Er wußte, wann jeder einzelne bereit war, aus seiner Hand Heilung zu empfangen, wie auch Petrus und Johannes wußten, daß der Lahme an der Tür des Tempels gerade um jene Zeit die nötige Empfänglichkeit für die Heilung hatte. Seit Jahren war er täglich an die Tür des Tempels getragen worden, wo er als ein Gegenstand des Mitleids lag und um die Almosen bettelte, mit denen er sein jämmerliches Dasein fristete. Gewiß waren Petrus und Johannes schon oft an ihm vorbeigegangen; heute aber lag die Sache anders: er war für die Heilung bereit. Und sie gaben ihm nicht die armselige Spende, um die er bat, sondern Gesundheit und Kraft, so daß er fortan selbst sein täglich Brot verdienen konnte.

Sollten wir nun die große Schar der Leidenden an uns vorübergehen lassen und ihrem großen Bedürfnis für die Segnungen der Christlichen Wissenschaft keine Beachtung schenken? Gewiß nicht! Wir sollen ihnen im Vorbeigehen einen teilnehmenden, liebevollen Gedanken zukommen lassen — nicht ihnen die Christliche Wissenschaft aufdrängen, sondern den Gedanken festhalten, daß, trotz all der scheinbaren Leiden die Liebe nimmer aufhöret. Wir dürfen uns nicht erlauben, unsre Mitmenschen unterschiedslos oder ohne das Wissen der Betreffenden zu behandeln. Ein Versuch, auf diese Weise zu heilen, ist Malpraxis — ein Mißbrauch der heilenden Wahrheit. Ausnahmen mögen da eintreten, wo andre für hilflose Kranke oder Verunglückte zu entscheiden haben. In dem Aufsatz „Obtrusive Mental Healing“ (Aufdringliches mentales Heilen) in „Miscellaneous Writings“ (S. 282) spricht Mrs. Eddy ausführlich über diesen Gegenstand.

Wenn wir stets in inniger Gemeinschaft mit Gott stehen, dann öffnet sich für uns der Weg, auf dem wir der Menschheit am besten dienen können. Welch reichen Schatz haben wir an dem Kapitel über das Gebet in unserm Lehrbuch, Wissenschaft und Gesundheit! Sodann gibt es keine bessere Hilfe in Zeiten der Not, als unser tägliches Gebet, dessen aufrichtiges und verständnisvolles Verrichten allen Mitgliedern Der Mutter-Kirche zur Pflicht gemacht wird: „‚Dein Reich komme‘; laß die Herrschaft der göttlichen Wahrheit, des göttlichen Lebens und der göttlichen Liebe in mir aufgerichtet werden und alle Sünde aus mir entfernen; und möge Dein Wort die Liebe der ganzen Menschheit bereichern und sie beherrschen!” (Kirchenhandbuch, Art. VIII, Abschn. 4.) Auch der nächstfolgende Abschnitt hilft uns bei unsrer Arbeit zum Wohl der Menschheit. Es wird uns da gesagt, wir sollten bei den Gottesdiensten nicht für uns selbst beten, sondern für die Gemeinde als Ganzes — beten, daß das Licht der Wahrheit und Liebe jedes Herz erleuchte und alles, was Gott ungleich ist, zunichte mache. Ein solches Gebet wirkt erleuchtend und erhebend; es segnet den, der darbringt und den, der empfängt. In Abschnitt 6 lesen wir: „Es ist die Pflicht eines jeden Mitglieds dieser Kirche, sich täglich gegen aggressive mentale Suggestion zu schützen und sich nicht verleiten zu lassen, seine Pflicht gegen Gott, gegen seine Führerin und gegen die Menschheit zu vergessen oder zu versäumen. Nach seinen Werken wird er gerichtet, und zwar gerechtfertigt oder verdammt.” Wenn wir diese Ermahnungen beherzigen, haben wir an ihnen ein Verteidigungsmittel gegen alles, was dem Guten ungleich ist. Es gibt keine Äußerung der fleischlichen Gesinnung (von der Paulus sagt, sie sei „eine Feindschaft wider Gott”), die nicht vollständig überwunden werden kann, wenn die Christlichen Wissenschafter dem Rat ihrer Führerin folgen, deren Vertrauen in die Macht des unendlichen Guten sie befähigte, den listigen Anschlägen des Irrtums zu widerstehen. „Wer wird auf des Herrn Berg gehen”, singt der Psalmist, „und wer wird stehen an seiner heiligen Stätte? Der unschuldige Hände hat und reines Herzens ist”. Wer Gott über alles liebt, kann nicht anders als seinen Bruder lieben wie sich selbst.

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