Ich hatte mich von Jugend auf mit religiösen Fragen und dem Problem des Seins befaßt, gestehe aber, daß ich, obwohl nach der Wahrheit suchend, weder in meinem noch in einem andern der allgemein bekannten Religionsbekenntnisse volle Befriedigung und Aufklärung fand. Ich mußte meinen eignen Weg gehen und vertrat zuletzt, wie so viele, die Ansicht, daß Religion mit ihren idealen Werten zwar von eminenter Wichtigkeit für den Staat sei und wohl auch den einfachen Leuten Nutzen bringe, daß aber der gebildete, der intellektuelle Mensch die Verbreitung der Religion wohl fördern aber selbst nicht aufrichtig an ihre Dogmen glauben könne.
Da wurde ich auf die Christliche Wissenschaft aufmerksam gemacht. Ich wandte mich mit Eifer ihrem Studium zu, um nach kurzer Zeit zu erkennen, daß sie die Wahrheit, die Wissenschaft des Seins sei, die ich gesucht hatte. Wohl ist meine Ansicht über die scholastische Theologie unverändert geblieben, aber staunend und mit unendlicher Freude habe ich erkannt, daß das durch die Christliche Wissenschaft klargelegte wahre Christentum, die reine Lehre Christi, nicht nur ideale, sondern vor allem auch reale, äußerst praktische Werte aufweist, daß die Religion nicht nur „eine Sache für Frauen und Kinder” sondern im Gegenteil eine wichtige und Vorteil bringende Sache gerade für Männer ist, und zwar für Männer aller Stände, ohne Unterschied. Ich habe erkannt, daß Einfalt und geringes Wissen nicht notwendige Erfordernisse zum sogenannten Glauben sind, sondern daß der schärfste Verstand vielleicht gerade gut genug ist, um Christi Lehre in ihrem vollen, geistigen, wahren Sinne und in ihren letzten Konsequenzen zu erfassen. Ich habe ferner erkannt, daß es hoch über allen Konfessionen und sogenannten Sekten nur ein einziges großes christliches Ideal gibt, das Christentum des aufrichtigen Jüngers und Nachfolgers Christi Jesu, wie es Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift fordert und dem geistigen Verständnis näherbringt. Dabei ist mir aufgefallen, wie unangebracht das Wort Sekte erscheint, wenn es auf die Christliche Wissenschaft angewendet wird. So hoch und erhaben steht die Christliche Wissenschaft über allen Konfessionen, daß sie berufen erscheint, als letzter Grad der Vervollkommnung allen Konfessionen als Ideal vorzuschweben.
Und noch ein Gedanke von großer Tragweite drängte sich mir auf. Bisher war der Gebildete, der Akademiker, der Gelehrte, der Mediziner, der Mann der sogenannten praktischen Wissenschaft gewohnt, die Religion als etwas Veraltetes, Überlebtes, Rückständiges zu betrachten, als etwas, was nicht mehr in unsre moderne Zeit des Fortschritts paßt. Und nun hat sich vor den Augen der staunenden Welt das Wunder vollzogen, wie vor achtzehnhundert Jahren. Das Christentum, so wie es Mrs. Eddy der Erkenntnis wiedergegeben hat, ist nicht nur eine Religion sondern auch eine Wissenschaft, eine Wissenschaft, die ebenso demonstrierbar ist wie irgendeine andre Wissenschaft. Ja ich sehe die Zeit herannahen, da der Intellektuelle, dessen Anschauungen nicht mit der Wahrheit im Einklang stehen und der kein demonstrierbares Verständnis von der Christlichen Wissenschaft besitzt, als rückschrittlich, als zurückgeblieben, als nicht auf der Höhe seiner Zeit stehend angesehen werden wird. Und das ist das Wunderbare, daß nicht nur eine Klasse von Menschen diese Lehre praktisch anwenden und sich zunutze machen kann, sondern daß sich allen Menschen ohne Ausnahme die Möglichkeit bietet körperliche, seelische und geistige Besserung zu erlangen und eine hohe Stufe der Vollkommenheit zu erreichen.
So kurze auch verflossen ist, seit ich und meine Familie die Christliche Wissenschaft kennen gelernt haben, so ist uns doch schon mehrfach das Wirken von Gottes Allmacht, des Geistes, der in Christus Jesus war, im täglichen Leben demonstriert worden, und wir sind von tiefer Dankbarkeit für die Segnungen der Christlichen Wissenschaft erfüllt. Den stärksten Beweis erhielten wir jedoch als unser fünfjähriger Knabe vor anderthalb Jahren am Scharlach erkrankte. Dabei möchte ich nicht unterlassen zu erwähnen, daß wir als Anfänger auf eine harte Probe gestellt wurden, als der Arzt, dessen edle und menschenfreundliche Bereitschaft wir in verschiedenen früheren Fällen schätzen gelernt hatten, die Krankheit konstatierte und Mittel verschrieb, die wir doch jetzt, unsrer Überzeugung zufolge, nicht mehr anwenden durften. Die Diagnose lautete auf regelrechten, vollen Scharlach mit allen regulären, im Verlauf zu erwartenden Konsequenzen, die wochenlang anhalten würden. Behördlicherseits wurde uns das Gesetz der Quarantäne mit allen Disinfektionsmethoden auferlegt, obgleich die Medizin selbst zugibt, daß noch nicht erforscht ist, wie die Ansteckung von Scharlach erfolgt.
Ich wandte mich sofort an eine ausübende Vertreterin der Christlichen Wissenschaft in Dresden um Beistand und erhielt bereitwilligst Zusage Am nächsten Tage blieb das Fieber stationär. Am dritten Tage ging das Fieber zurück, der Knabe aß reichlich und war von da ab wieder so munter wie ein gesunder Junge. Eine Drüsenanschwellung, die sich nach einigen Tagen rechts am Halse zeigte, verschwand nach einigen Wochen ohne Medizin oder operativen Eingriff. Unser jüngerer, zwei Jahre alter Junge erkrankte ebenfalls am Scharlachfieber, so daß er sich einen Tag nicht aufrechthalten konnte. Nach Benachrichtigung der ausübenden Vertreterin konnte das Kind am andern Tage wieder in gewohnter Weise aufstehen, war am dritten Tage gesund und blieb gesund.
Es ist uns an diesen beiden Fällen klar und augenscheinlich bewiesen worden, daß Krankheit an sich keine Macht hat, und daß das Gesetz und Wirken Gottes das vom irrenden menschlichen Bewußtsein konstruierte sogenannte materielle Gesetz aufhebt oder vielmehr in ein Nichts reduziert. Und es ist uns demonstriert worden, daß die Materie keine Leben und keine Intelligenz besitzt, denn weder das nahe Beisammensein der erkrankten Kinder noch sonstige Berührungsarten vermochten die Krankheit anderweitig zu verbreiten. Auch haben wir gelernt, daß, je williger und aufnahmefähiger das eigne Denken und das der Umgebung eines Kranken für die Christliche Wissenschaft ist, desto rascher das Krankheitsbild weicht.
Niedereinsiedel (Nordböhmen), Österreich.
