Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Das Überwinden der Welt

Aus der Januar 1915-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Gegen Ende der wunderbaren Rede, die Jesus nach dem Abendmahl und kurz vor seiner Verurteilung und Kreuzigung an seine Jünger hielt, sagte er, der Zweck seiner Belehrungen sei der, ihnen Frieden zu bringen. Sodann sprach er die ermutigenden Worte: „In der Welt habet ihr Angst; aber seid getrost, Ich habe die Welt überwunden.” Von den zwölf unmittelbaren Jüngern Jesu schrieb allein Johannes diese erhebende, im Schatten der Ereignisse von Gethsemane gehaltene Ansprache auf, und der geliebte Jünger war es auch, der in der „Offenbarung Jesu Christi” die entsprechende Verheißung des Meisters aufzeichnete: „Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf einem Stuhl zu sitzen, wie Ich überwunden habe und bin gesessen mit meinem Vater auf seinem Stuhl.”

Der wahre geistige Sinn dieser Aussprüche ist sicherlich für alle Christen von großer Bedeutung. Was besagt die Erklärung: „Ich habe ... überwunden”? In welcher Weise sollen die Christen in unsern Tagen die Welt überwinden? Auf diese Fragen gibt die Christliche Wissenschaft eine befriedigende und anregende Antwort. Die Bibel enthält keinen Bericht, aus dem hervorginge, daß der Meister die materielle Welt im gewöhnlichen Sinn des Wortes überwunden habe, denn nie ließ er sich in einen Kampf ein, um eine solche Welt unter seine Herrschaft zu bringen.

Jesus lebte während der kurzen Dauer seines Erdendaseins in einen, kleinen Land von ungefähr zweiundachtzig deutschen Meilen Länge und nicht über einundzwanzig Meilen Breite. Außer dem Aufenthalt in Ägypten, als Joseph und Maria mit dem Kindlein aus Bethlehem entflohen, um der blutigen Verfolgung des Herodes zu entgehen, reiste Jesus, soweit sich aus der Schrift ersehen läßt, nach keiner Richtung mehr als zwanzig Meilen. Er, dessen Reich „nicht von dieser Welt” war, bekundete niemals ein Streben nach politischer oder intellektueller Herrschaft. Der durch Materie, Sünde, Krankheit und Tod zum Ausdruck kommende materielle Sinn existierte als ein falscher Anspruch schon ehe Jesus unter Menschen weilte, und hat seitdem weiter bestanden. Jesus brauchte nicht den Erdball zu umsegeln, um sein eignes Werk der Überwindung zu vollbringen, und ebensowenig wird dies von seinen Nachfolgern verlangt.

Nach dem Bericht der Männer, die Zeugen der großen Werke des Meisters waren und sie im Neuen Testament aufzeichneten, sowie der Christlichen Wissenschaft zufolge, die mit der geistigen Bedeutung der apostolischen Berichte völlig übereinstimmt, überwand Jesus nicht eine materielle Welt, sondern das materielle Sinnenzeugnis, welches fälschlicherweise erklärt, es gebe eine materielle Substanz und Intelligenz, die sich als eine von Gott getrennte Macht kundtue. Dieser falsche Sinn war niemals der Sinn Jesu. Durch ein unfehlbares geistiges Verständnis von Gott und Seinem Weltall, einschließlich des Menschen, überwand dieser erste, dieser unvergleichliche Christ den falschen Sinn von einer angenommenermaßen materiellen, von materiellen Gesetzen erhaltenen und regierten Schöpfung, und hinterließ uns das kostbare Gut seiner Lehren und seines Beispiels. Doch erst mit der Entdeckung der Christlichen Wissenschaft durch Mrs. Eddy wurde das Wesen dieses falschen Sinnes von der heutigen Welt erkannt. Jetzt erst wurde das wahre geistige Überwinden nach Art des Meisters verstanden und ausgeübt, und auf Grund dieser Lehre kann durch ernstes Streben jeder falsche Begriff vom Sein überwunden und beseitigt werden.

Von größter Wichtigkeit für die Schüler der Christlichen Wissenschaft ist die klare Erkenntnis, daß der Kampf nicht mit der Materie oder dem Fleisch geführt wird, sondern mit jenem falschen Sinn, der in der Christlichen Wissenschaft als „sterblicher Sinn” bezeichnet wird, mit dem fleischlichen Gemüt der Sterblichen, das da behauptet, die Materie bestehe als eine von Gott geschaffene Wirklichkeit. Der Konflikt ist völlig mentaler, nicht Physischer Art. Daher sagt Paulus: „Denn wir haben nicht einen Kampf wider Fleisch und Blut, sondern wider die Mächte, wider die Gewalten, wider die Weltregenten der Finsternis dieser Zeit, wider die bösen Geister unter den Himmeln” [Zürcher Bibel]— die sämtlich mentale Eigenschaften oder Zustände sind. Wie unsre Führerin so oft und so nachdrücklich erklärt hat, muß der sündige materielle Sinn seinem wahren Wesen nach erkannt werden, ehe die Berichtigung seiner Illusionen erfolgen kann. Die Sterblichen haben nur seine falschen Ansprüche erkennen zu lernen, und dies wird nun und nimmer dadurch erreicht, daß man seine Ansprüche unbeachtet läßt. Dies erklärt Mrs. Eddy gründlich in ihrer „Ersten Ansprache in Der Mutter-Kirche” auf Seite 108 von „Miscellaneous Writings“.

Wir haben vielleicht den Hinweis des Paulus auf die „bösen Geister” so aufgefaßt, als beziehe er sich auf die Gesinnung und das Tun von Menschen, die hohe kirchliche und politische Stellungen einnehmen, ihre Ämter aber in einer Weise verwalten, die ihren Mitmenschen zum Schaden gereicht. Zweifelsohne hatte aber der Apostel das üble Denken und Tun einflußreicher Menschen im Sinne — das Ungeistige, nur Verstandesmäßige, den Materialismus und die Weltlichkeit sowie alle „Höhe, die sich erhebet wider die Erkenntnis Gottes”.

Der Kampf, der rechtes Überwinden herbeiführt, wird von Mrs. Eddy auf Seite 288 von Wissenschaft und Gesundheit erklärt, wo sie sagt: „In diesem Kampf zwischen dem Geist und dem Fleisch werden sich alle Fragen durch den Glauben an die göttliche Liebe und durch das Verständnis von derselben endgültig entscheiden. ... Wenn die endgültigen, physischen und moralischen Wirkungen der Christlichen Wissenschaft völlig erfaßt worden sind, dann wird der Konflikt zwischen Wahrheit und Irrtum, Verständnis und Annahme, der Wissenschaft und den materiellen Sinnen aufhören, jener Konflikt, den die Propheten im voraus verkündeten, und den Jesus ins Leben rief; und geistige Harmonie wird herrschen.” Durch die Christliche Wissenschaft lernen wir erkennen, wie Christus oder die Wahrheit uns aus „dieser gegenwärtigen, argen Welt” erlöst „nach dem Willen Gottes und unsres Vaters, welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit!”

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Januar 1915

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.