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Das Gebet als „Geschäftssache”

Aus der Oktober 1915-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es wird den Christlichen Wissenschaftern zuweilen vorgeworfen, das Gebet sei bei ihnen Geschäftssache. Nun ist hier gewiß die Frage am ob das Gebet, welches geistig genug ist, um die Kranken zu heilen, durch den Ausdruck der Dankbarkeit in der Gestalt einer angemessenen Vergütung materialisiert wird. Wer eine solche Haltung annimmt, ist sich nicht bewußt, daß er dadurch alle Prediger des Evangeliums verurteilt, und als ersten unter ihnen unsern Herrn und Meister. Die wirtschaftlichen Verhältnisse waren zur Zeit Jesu ganz anders als heute. Sogar in den letzten Jahrzehnten hat sich in dieser Hinsicht manches geändert. Es ist noch nicht so lange her, seit in manchen Gegenden in Amerika die Volksschullehrer in den verschiedenen Familien des Distrikts als Besoldung Kost und Wohnung bekamen. Jetzt hingegen ziehen die Lehrer vor, ein genügendes Gehalt zu beziehen und zu essen und zu wohnen wie und wo es ihnen beliebt. Dies entehrt oder erniedrigt den Lehrerstand in keiner Weise; es ist einfach ein wirtschaftlicher Wechsel, und zwar sicherlich ein guter.

Zur Zeit Jesu heilten die Jünger die Kranken und wohnten und aßen dann in den Häusern der Leute, die sie besuchten. In der Apostelgeschichte lesen wir, daß Petrus beim „Gerber Simon” wohnte, „des Haus am Meer liegt;” und als er den Leuten zu Cäsarea gepredigt und sie geheilt hatte, baten sie ihn, „daß er etliche Tage dabliebe,” was er denn auch tat. Es erscheint uns deshalb nicht denkbar, daß Petrus für seine Dienste Geld annahm, weil wir wissen, daß die wirtschaftlichen Verhältnisse jener Zeit von den jetzigen ganz und gar verschieden waren. Können wir uns vorstellen, daß einer unsrer Schullehrer zu den Eltern eines seiner Schüler sagen würde: Komm, folge mir, ich will heute Abend bei dir speisen? Und doch hat Jesus öfters so gesprochen. Zu Zachäus sagte er: „Steig eilend hernieder; denn ich muß heute zu deinem Hause einkehren! Und er stieg eilend hernieder und nahm ihn auf mit Freuden.” Ein andermal „sah er Levi, den Sohn des Alphäus, am Zoll sitzen und sprach zu ihm: Folge mir nach!” Und dann speiste er in dessen Haus.

Als Jesus die siebzig Jünger aussandte, damit sie das Evangelium predigten und die Kranken heilten, verlangte er nicht von ihnen, daß sie diese Arbeit ohne materielle Vergütung tun sollten, sondern er sagte, wie wir im zehnten Kapitel des Lukas-Evangeliums lesen: „Traget keinen Beutel noch Tasche noch Schuhe! ... Wo ihr in ein Haus kommt, da sprecht zuerst: Friede sei in diesem Hause! ... In demselbigen Hause aber bleibet, esset und trinket, was sie haben; denn ein Arbeiter ist seines Lohnes wert.” Machte dies das Predigen oder das Gebet zur Geschäftssache? Es war recht, daß die Jünger in einer zu jener Zeit üblichen Weise für ihre Bemühungen belohnt wurden, und dies wußte Jesus gar wohl.

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