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„Selig sind, die da geistlich arm sind”

Aus der Oktober 1915-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Nur zu oft wird der moderne, denkende Mensch abgehalten, sich mit religiösen Fragen zu beschäftigen, weil er in einem starken Vorurteil aufgewachsen ist gegen alles, was nicht mit den menschlichen Sinnen und dem menschlichen Verstand begriffen werden kann. Sein stärkstes Argument gegen die Religion ist, daß sie blinden Glauben von uns verlange. Er erstrebt Geistesfreiheit, und als Beweis, daß Religion geistige Beschränkung bedeute, zitiert er gern des Meisters Ausspruch: „Selig sind, die da geistlich arm sind.”

Die Christliche Wissenschaft hat die Ansicht, daß Religion und Denken sich nicht vertrügen, glänzend widerlegt. Sie hat bewiesen, daß Religion, um überhaupt Religion zu sein, Wahrheit sein muß, und daß Wahrheit auf ewigen, unabänderlichen Gesetzen ruhen muß, die zu erkennen Wissenschaft ist, und zwar die einzige Wissenschaft, die es überhaupt geben kann, denn nur die Wahrheit und ihre Gesetze — die Tatsachen des Seins — kommen in Betracht, wenn es sich um Erkennen, um Wissen handelt. Daß Jesus mit seinem Ausspruch: „Selig sind, die da geistlich arm sind,” nicht gemeint haben kann, daß Dummheit und Unwissenheit zur Seligkeit führen, geht sehr deutlich daraus hervor, daß er die Erlösung, also die Seligkeit der Menschheit, abhängig macht von der Erkenntnis der Wahrheit. „Und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen.” Das Erkennen der Wahrheit macht geistig frei, ist also das gerade Gegenteil von Unwissenheit und Beschränktheit des Geistes. Mit den geistlich Armen kann Jesus also niemals geistig beschränkte Menschen gemeint haben.

Unter Armen verstehen wir im allgemeinen Menschen, die bedürftig sind, die nicht das haben, was sie nötig brauchen, die sich dessen bewußt sind und darum gern Gaben empfangen, um ihre Armut zu lindern, ja, die sich bewußt dahin wenden, wo sie glauben, daß man ihnen geben wird, was sie brauchen, und dann weiter wandern, wenn sie nichts bekommen, um schließlich anderwärts ihren Hunger zu stillen. Der geistlich Arme im Sinne Jesu ist also wohl der Mensch, der einsieht und empfindet, daß es ihm am Nötigen fehlt, nämlich an der Erkenntnis der Wahrheit, und der danach trachtet, von andern, die mehr Erkenntnis haben, das zu empfangen, wonach er sich sehnt — der sich also bemüht, zur Erkenntnis, zur Wahrheit zu kommen, und nicht, wie die Pharisäer, auf dem Standpunkt steht, daß er gar nicht nötig habe, etwas zu empfangen, sondern daß er wissend sei, und statt etwas lernen zu wollen, empört ist, wenn die andern nicht dankbar und ehrfurchtsvoll von ihm annehmen, was er ihnen aus Gnade gibt. Die geistlich Armen sind also die Demütigen, oder „die empfänglichen Gedanken,” wie Mrs. Eddy sie in ihrem Lehrbuch, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, nennt (S. 34).

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