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Wissenschaftliche Dankbarkeit

Aus der Dezember 1915-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Vater, ich danke dir, daß du mich erhöret hast. Doch ich weiß, daß du mich allezeit hörest.” Wenn wir diesen Ausspruch Jesu im Lichte der Christlichen Wissenschaft betrachten und ihn verstehen, finden wir, daß er ein wunderbar klares Verständnis der echten, wirksamen Dankbarkeit in sich birgt, nämlich der Dankbarkeit, die da heilt. Erst als er seine tiefe Dankbarkeit für das geistige Verständnis, das wissenschaftliche Erkennen der Allheit des Lebens und der Nichtigkeit des Todes gefühlt und verkündet hatte, bat er um die Erfüllung seines Gebetes. Für den Meister der Metaphysik hatte das Zeugnis der materiellen Sinne keine Geltung, für ihn war Lazarus nicht tot. Er wußte, daß seines Freundes wahre Selbstheit nicht zerstört werden konnte, obschon dessen Schwester den Umstand beklagte, daß er schon „vier Tage gelegen.”

Unser Meister war stets bemüht, seine Lehren dem menschlichen Bewußtsein auf die wirksamste Weise vorzuführen, und aus des Lieblingsjüngers Bericht über obiges Ereignis, welches an Erhabenheit wohl nur einem einzigen von Jesu metaphysischen Werken nachsteht, ist ersichtlich, wie sorgfältig er darüber nachdachte, wie man dem menschlichen Bewußtsein am besten die Unwirklichkeit des Todes verständlich machen kann. Trotz der Nachricht von Lazarus Krankheit machte er sich erst nach zwei Tagen auf den Weg nach Bethanien und bewies dadurch seine Ruhe und Geduld, sein unbegrenztes Gottvertrauen. Als er dort ankam, hatte Lazarus „schon vier Tage im Grabe gelegen.” Ob vier Tage oder vier Jahre, was hatte das zu bedeuten? Seines Freundes wahre Wesenheit als ein Kind Gottes war trotzdem nicht vernichtet; er blieb trotzdem die vollkommene und deshalb unzerstörbare Idee des unendlichen Gemüts. Jesus fürchtete nicht, daß die Zwischenzeit die Wirksamkeit seiner immer gegenwärtigen heilenden Denkweise beeinflussen könnte. Er brauchte nur das Wort zu sprechen, einfach die sterbliche Annahme, wie sie durch Patienten und Zuschauer zum Ausdruck gebracht wurde, durch das Verständnis des immer gegenwärtigen Lebens zu verdrängen. Er wußte, daß, je länger er dem sterblichen Gemüt Zeit gab, den Tod des Lazarus als absolute Tatsache zu betrachten, desto nachdrücklicher der Wahrheitsbeweis wirken würde. Daß der Tote seinem Befehl gehorchen und auferstehen werde, war für ihn außer Frage. Er sagte Dank zum Voraus; seine Dankbarkeit war wissenschaftlich und — Lazarus „kam heraus.”

„Würdige ich alles, was ich besitze, und die Verhältnisse, in denen ich lebe, als wirkliche Wohltaten?” Diese Frage, d. h. eine ehrliche, schonungslose Selbstprüfung, ob man wahrhaftig dankbar sei, ist wohl das wirksamste Mittel, das geistige Wachstum zu fördern. Eine solche unparteiische Prüfung des eignen Ich bedingt eine gründliche metaphysische Analyse unsrer täglichen Gedanken und Handlungen und trägt viel dazu bei, die Schlacken der sterblichen Annahme vom Gold des geistigen Verständnisses zu scheiden. Das sterbliche Gemüt ist nur allzusehr geneigt, die Wohltaten, die dieses Verständnis mit sich bringt, zu vergessen. Wer unter uns hat nicht an einem Problem gearbeitet und dann das durch die Lösung erlangte Gute als ganz natürlich hingenommen, anstatt Gott, dem Quell alles Guten, Dank zu sagen? Keine andre Eigenschaft des fleischlichen Gemüts umnebelt so sehr unser geistiges Sehen und hält die heilende Wahrheit so beharrlich unserm Bewußtsein fern wie die Undankbarkeit. Ein öfteres Überdenken und Aufzählen der erhaltenen Wohltaten trägt viel dazu bei, Undankbarkeit in Dankbarkeit zu verwandeln.

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