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„Sein Heil”

Aus der April 1915-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Worte des Psalmisten: „Daß man auf Erden erkenne seinen Weg, und unter allen Heiden sein Heil”, gewinnen im Lichte der Christlichen Wissenschaft eine tiefe Bedeutung, besonders wenn man bedenkt, daß das Heil, welches Jesus der Welt brachte, Befreiung von Krankheit in sich schließt.

Wie leicht kann es vorkommen, daß ein Mensch eine echte Münze bei sich zu haben meint, während ihm später klar wird, daß es nur eine Fälschung war. So geht es auch mit dem, was die Menschen Gesundheit nennen. Derselbe Sterbliche, der vielleicht heute geistig wie körperlich vollkommen harmonisch erscheint, mag morgen zu der Erkenntnis der Tatsache erwachen, daß der äußere Anschein der Gesundheit bei ihm nichts weiter als eine wandelbare menschliche Annahme war, die sich auf die Voraussetzung gründete, daß Leben und Gutes in der Materie vorhanden seien. So mag er sich heute körperlicher Gesundheit und Kraft rühmen, morgen aber erklären, das gerade Gegenteil hiervon tue sich an ihm kund.

Mrs. Eddy faßt das Heilen von der geistigen Seite auf und führt Gesundheit auf das göttliche Prinzip zurück. Auch warnt sie in folgenden Worten eindringlich vor Krankheits-Vorstellungen (Wissenschaft und Gesundheit, S. 402): „Wir sagen, ein menschliches Gemüt könne das andre beeinflussen und auf diese Weise auf den Körper einwirken, aber wir denken selten daran, daß wir unsre eignen Körper regieren.” Dieser Gedanke sei durch ein Beispiel veranschaulicht. Ein Mann geht des Morgens früh auf Arbeit und fühlt sich vollständig wohl. Nachdem er einige Straßen weit gegangen ist, trifft er einen Freund, der ihn auf sein angebliches blasses Aussehen hin anredet. Er versichert dem Freunde, daß er sich nie in seinem Leben wohler gefühlt habe. Sie trennen sich, und ein Paar Straßen weiter trifft er wieder einen Freund, der ebenfalls zu ihm von seinem Aussehen spricht. Wiederum behauptet er, daß er sich vollkommen gesund fühle. Ehe er noch den dritten Freund gesprochen hat, beginnt ein Furchtgefühl sich bemerkbar zu machen, und der Gedanke kommt ihm immer wieder: Vielleicht fehlt mir doch etwas? Und nun trifft er den dritten Freund, der ihm genau dasselbe sagt, wie die beiden andern; seine Furcht steigert sich und die Suggestion, daß er sich nicht wohl fühle, faßt Wurzel. In seinem Büro angelangt, fühlt er sich ganz elend; er versucht sich in seine Arbeit zu vertiefen, aber immer wieder kehren die Gedanken zum eignen Ich zurück. Nach ein paar Stunden sagt er zu seinen Mitarbeitern, es sei ihm nicht wohl und er werde nach Hause gehen. Auf dem Heimwege spricht er bei seinem Hausarzt vor, der ihn sorgfältig untersucht und ihn versichert, daß ihm nichts Ernstliches fehle, daß er aber lieber nach Hause gehen und sich ausruhen solle. Sodann verschreibt er ihm eine Medizin. Der Mann bezahlt den Arzt für seine Mühe und geht nach Haus, das Opfer einer Illusion, uneingedenk der Zusicherung des Psalmisten, daß der Herr „heilet alle deine Gebrechen”.

Tausend andre, die von der Christlichen Wissenschaft und ihrer Metaphysik nichts wissen, haben Ähnliches erfahren. Man mag einwenden, daß es sich in diesem Fall lediglich um hypnotischen Einfluß handle. Ganz richtig. In wie weit aber weicht er ab von dem alltäglichen Krankheitsfall, bei dem der Hypnotismus der allgemeinen Annahme nach keine Rolle spielt? Tatsächlich sind alle solche Erfahrungen das Ergebnis hypnotischer oder mesmerischer Gedanken oder Annahmen. Der betreffende Fall war das Ergebnis von willkürlichem Mesmerismus. Zuerst wurde der Irrtum der Krankheit willkürlich durch verschiedene Persönlichkeiten suggeriert, und dann kam als zweites die unwillkürliche Suggestion des allgemeinen Mesmerismus hinzu.

Der allgemeine Glaube an die Wirklichkeit von Materie, Krankheit und Leiden suggeriert uns fortwährend Disharmonien aller Art und lenkt unsre Gedanken beständig von Gott ab. Diejenigen jedoch, die wachsam den Geboten der Wahrheit folgen, d. h. die echten wachsamen Christlichen Wissenschafter, sind den heimlichen Einflüssen des Irrtums nicht zugänglich, denn sie haben erkannt, daß es in Wirklichkeit nur das unendliche, allgute Gemüt und Seine unendliche Tätigkeit gibt. Wer ein demonstrierbares Verständnis von Gott, dem göttlichen Prinzip hat, kann den mesmerischen Einfluß verkehrter Gedanken leicht erkennen und ihm mit Erfolg entgegentreten.

Wer an die Wirklichkeit zweier Mächte glaubt, an die Macht des Guten und die Macht des Bösen, ist nicht imstande zu beurteilen, von welcher Macht er beeinflußt wird. Er glaubt zwischen den beiden Mächten unterscheiden zu können; aber selbst wenn dies der Fall wäre, müßte in ihm die Erkenntnis erwachen, daß sein zwiefacher Glaube nicht auf dem geistigen Verständnis von der Allerhabenheit des Guten beruht. Er würde alsdann einsehen, warum eine Annahme von physischer Gesundheit, da sie sich jeder Laune menschlicher Vorstellung fügen muß, beständigem Wechsel unterworfen ist. Er würde die Worte unsrer Führerin würdigen können, wenn sie sagt: „Für eine Gesundheitsillusion ist es ebenso notwendig wie für eine Illusion von Krankheit, daß sie belehrt werde, wie sie sich aus sich selbst heraus in das Verständnis von dem erhebe, was Gesundheit ausmacht; denn der Wechsel, der in einer Gesundheitsannahme oder in einer Annahme von Krankheit eintritt, wirkt auf den physischen Zustand” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 297). Im Grunde genommen, können gute Gesundheit und schlechte Moral nie zusammen bestehen. Demnach sind schlechte Gesundheit und gute Moral (im höheren Sinn des Wortes) etwas ebenso Abnormes, da das Mentale immer das Physische beherrscht.

Sobald diese Punkte verstanden werden, wie es in der Christlichen Wissenschaft der Fall ist, werden die Sterblichen ihr vergebliches Bemühen, Gesundheit in der Materie zu finden, aufgeben. Sie werden die Irrtümer des alten Menschen mit seinen Begehungs- und Unterlassungssünden nicht länger zuzudecken suchen, sondern sich bemühen, den alten Menschen der Annahme abzulegen und einen höheren, einen geistigen Sinn von Gesundheit und Glück zu erwerben, der über dem Bereich des physischen Empfindens steht. Dieser Vorgang bedeutet Fortschritt zum Göttlichen hin, während das Bestreben, Sinnenbehagen zu erlangen und aufrechtzuerhalten, jedes moralische und geistige Wachstum hindert.

„Wenn dies wahr ist”, wendet jemand ein, „warum dann den Sterblichen helfen, ihre körperliche Gesundheit wiederzuerlangen? Warum sie nicht ihrem Leiden überlassen?” Darauf ist zu erwidern, daß sie in erster Linie deshalb wiederhergestellt werden, weil der Mensch ein Anrecht auf Leben und Harmonie hat und kein gesetzmäßiges Mittel zur Erhaltung und Verlängerung seines Lebens unbenutzt lassen darf. Naturgemäß gehen die Ansichten, welche Mittel als gesetzmäßig angesehen werden sollen, weit auseinander. Solange Gesundheit als ein physischer oder körperlicher, von der Materie abhängiger Zustand angesehen wird, werden materielle Mittel in Anwendung kommen, und das Heilmittel ist zugestandenermaßen oft schlimmer als die Krankheit selbst. Im besten Fall ist das materielle Heilmittel nichts als ein falscher Gott, und die Wirkung nur eine Phase irriger, menschlicher Annahmen. Kein derartiges Heilmittel führt zu moralischer oder geistiger Gesundheit, denn es entbehrt der Weihe des Geistes. Ein sogenannter gebesserter Gesundheitszustand, der von dem Gebrauch materieler Heilmittel herkommt, ist ein Raub an Gottes Ehre und läßt dem Patienten seine falsche Vorstellung von der Wirksamkeit der Materie nur um so wirklicher erscheinen.

Wenn der Patient zur Erkenntnis der Tatsache erwacht, daß Gesundheit geistiger und nicht materieller Beschaffenheit ist, wird er nur das eine geistige Heilmittel anwenden, was sein absolutes Sichverlassen auf die Wirksamkeit und Macht des göttlichen Gemüts bedeutet. Dieses Sichverlassen hat dann „sein Heil” zur Folge, ein Heilsein oder eine Gesundheit, die weit über das hinausragt, was die Welt gute Gesundheit nennt. Es bedeutet eine bessere geistige und moralische Gesinnung, die sich notwendigerweise in einem besseren Körperzustand ausdrückt. Mit andern Worten: die Wiederherstellung der gesunden und normalen Funktionen der Organe des Körpers ist nur ein Teil des christlich-wissenschaftlichen Heilens. Indem der Mensch Gott recht zu verstehen sucht und Seine Norm rechten Denkens sich aneignet, erlebt er eine innere Erhebung, die seine Gedanken vom Körper abzieht und seinem Bewußtsein einem wissenschaftlichen Gesundheitsbegriff gibt.

Die Christliche Wissenschaft arbeitet an der moralischen und geistigen Heilung der Menschheit, und da die wahre körperliche Heilung mit der geistigen zusammenfällt, wird sie naturgemäß einem jeden zuteil, der das eine und einzige Heilmittel sucht, nämlich den Christus oder die Wahrheit. In erster Linie auf rein körperliche Besserung oder Heilung hinzuarbeiten, hieße von der wahren Ausübung der Christlichen Wissenschaft abweichen. Wer dagegen die Unter weisung und Belehrung sucht, die Gott allein geben kann, und zugleich dankbar alles Gute annimmt, was ihm in körperlicher Beziehung daraus erwächst, der hat an der Auferstehung des Gedankens teil, in welcher er sich von blinder Annahme zum geistigen Verständnis erhebt, das ihm Gesundheit, Glück und Heiligkeit als etwas von der Materie völlig Getrenntes erkennen läßt. Nur dieser Gesundheitsbegriff vermag die Menschen von der Annahme zu erlösen, daß die Freuden der materiellen Sinne wirklich seien.

In Zeiten körperlichen Leidens ist manch einer geneigt, seinen Zustand zu ignorieren, und er tut nichts zur Hebung des Übels. Dann ertönt der teilnahmsvolle menschliche Ruf: „Tue doch etwas für deine Gesundheit.” Und glücklich ist der, der sich von ganzem Herzen Gott zuwendet — der willig ist, sich den Weg von der Materie zum Gemüt weisen zu lassen, zu dem „Heil” das ein Erbteil aller Völker werden soll.

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