Denn der Weisheit Anfang ist, wenn man sie gerne höret und die Klugheit lieber hat denn alle Güter.” So lautet die Ermahnung Davids an seinen Nachfolger auf dem Throne Israels, eine Ermahnung, die auch in unsern Tagen für einen jeden hohen Wert hat. Was bedeutet es, weise zu sein, und wo finden wir die Klugheit, die uns Glück. Gesundheit und langes Leben sichert? Gewiß nirgends anders als im Gehorsam gegen die Gebote Gottes, im ernsten Streben nach „dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit”. Wie wenig nützt uns doch in Stunden der Not „die Weisheit dieser Welt” im Vergleich mit der „Klugheit”, die uns den himmlischen Vater als das allmächtige und allgegenwärtige Gute offenbart, und die uns erkennen läßt, daß „des Herrn Hand ... nicht zu kurz [ist], daß er nicht helfen könne.”
Ein jeder, der auch nur einen Schimmer von der der Christlichen Wissenschaft zugrundeliegenden Wahrheit erlangt und ihre heilende und erneuernde Kraft an sich erfahren hat, muß sie als die Wahrheit erkennen, von welcher Jesus sagte, sie werde frei machen. Damit ist nicht gesagt, daß wir keine Anfechtungen mehr erfahren werden, sondern vielmehr, daß, wenn Anfechtungen kommen, wir gegen sie gewappnet sind und schließlich mit dem Meister sagen können: „Ich habe die Welt überwunden.” Und diesen Harnisch, diesen Schutz vor allem Bösen erlangen wir durch das ernste Studium und die treue Anwendung des Prinzips und der Regeln der Christlichen Wissenschaft, wie sie in den Schriften Mary Baker Eddys, der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, dargelegt sind.
„Studiere den Buchstaben gründlich und nimm den Geist in dich auf” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 495). Mit diesen Worten sagt uns Mrs. Eddy kurz und bündig, was wir tun müssen, um Erlösung vom Übel zu erlangen. Das Geheimnis des Erfolgs besteht darin, daß man sich das Gelesene und Gelernte einverleibt. Leute, denen der Rat erteilt wird, die Lektions-Predigten zu studieren oder das Lehrbuch zu lesen, sagen oft: „Ich habe Wissenschaft und Gesundheit mehreremal durchgelesen, aber es hat mir nichts genützt.” Daß den Betreffenden nicht geholfen wurde, ist jedoch nicht die Schuld des Lehrbuchs, denn Tausende und aber Tausende haben da Heilung für Gemüt und Körper gefunden. Die Erkenntnis, welche Macht bedeutet, wird allein durch praktische Demonstration erlangt, durch das Erproben der in dem Lehrbuch festgelegten Regeln — Regeln, deren Anerkennung nur in dem Maße von uns verlangt wird, wie wir sie durch ihre Anwendung für richtig befunden haben. In der Offenbarung des Johannes lesen wir: „Die Blätter des Holzes dienen zu der Gesundheit der Heiden.” „Wer da will”, kann sich die Segnungen der Christlichen Wissenschaft aneignen. Es kommt nur auf den Grad der Treue im Erfassen und Nutzbarmachen ihrer Lehren an.
Geistiger Hochmut scheint bei vielen den Fortschritt zu hindern. Sie können nicht begreifen, warum ein ungebildeter, anspruchsloser Nachfolger des Meisters Heilung erlangt hat, während sie ihnen versagt zu sein scheint. Sie wollen durch ein einmaliges Durchlesen des Lehrbuchs den Gegenstand in seinem ganzen Umfang erfassen, wobei ihnen noch besonders der Umstand hinderlich ist, daß sie nach vielen Behauptungen dieser Wissenschaft des geistigen Heilens ein großes Fragezeichen setzen, weil sich dieselben nicht mit ihren althergebrachten Ansichten decken. Wenn wir eine neue Sprache lernen wollen, so erwarten wir nicht, nach der ersten Unterrichtsstunde in dieser Sprache uns fließend unterhalten zu können, oder fähig zu sein, eine gelehrte Abhandlung zu lesen. Wir sind zufrieden, wenn wir jeden Tag ein paar Sätze lernen, die sich auf die Bedürfnisse des täglichen Lebens beziehen, und schreiten dann Schritt für Schritt zum Ausdruck höherer Ideen empor. Wenn diejenigen, die sich beim Studium der Christlichen Wissenschaft scheinbar unüberwindlichen Schwierigkeiten gegenübersehen, ihrem Gedächtnis täglich auch nur eine von den einfachen aber tiefgehenden Erklärungen der Wahrheit einprägen, deren es im ersten Kapitel von Wissenschaft und Gesundheit so viele gibt, und sich dann die Tragweite dieser Erklärungen beharrlich zu vergegenwärtigen suchen, so werden sich die Wolken über kurz oder lang zerteilen und das Licht der Hoffnung und der Heilung wird scheinen.
„Ein Körnlein der Christlichen Wissenschaft tut Wunder für die Sterblichen, so allmächtig ist die Wahrheit”, versichert uns Mrs. Eddy. Wie viele gibt es doch in unsern Tagen, denen dies zur Gewißheit geworden ist — ja, die ihr Leben dem Umstand verdanken, daß sie, wenn auch zuerst mit strauchelnden Schritten, nach einem Beweis gesucht haben, daß Gott Liebe ist. „Man muß sich aber mehr von der Christlichen Wissenschaft aneignen”, fährt Mrs. Eddy fort, „um im Gutestun beharren zu können” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 494). Dieser wichtige Zusatz wird manchmal vergessen oder übersehen, wenn die Schmerzen und Sorgen des Augenblicks beseitigt sind. Das Trachten nach dem Reich Gottes, eine Pflicht, die wir „am ersten” erfüllen müssen, wird auf eine „gelegene Zeit” hinausgeschoben (wenn man sich ihrer überhaupt erinnert), bis Krankheit und Kummer aufs empfindlichste an das Versäumnis erinnern. Um Fortschritte zu machen, müssen wir täglich in der Bibel und in unserm Lehrbuch forschen, und uns bestreben, in Gedanken, Worten und Werken die Regeln der Christlichen Wissenschaft zu befolgen. Der Grund, warum sich die Heilung zuweilen verzögert, mag darin liegen, daß sie der Hauptbeweggrund des Interesses für die Christliche Wissenschaft ist. Wenn man statt dessen die Aufmerksamkeit darauf richtet, alles aus den Gedanken zu entfernen und fernzuhalten, was Gott ungleich ist, so wird man den Beweis erhalten, daß der Mensch so ist, wie er denkt; die Heilung des Gemüts wird einen geheilten Körper zur Folge haben.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist der, daß das Studium in der rechten Richtung betrieben werde; d. h. man darf nicht von der wahren Wissenschaft abweichen, wie Mrs. Eddy sie entdeckt, demonstriert und gelehrt hat. Wir wollen auf unsrer Suche nach dem „Wasser des Lebens” nicht den Fehler begehen, etwas anzunehmen, was uns als „ebensogut” oder als „weit wohlschmeckender” angepriesen wird. Wollen wir weise handeln, dann dürfen wir mit nichts anderm zufrieden sein als mit der reinen Quelle des Stroms: den Schriften unsrer geliebten Führerin. Die zahllosen christlich-wissenschaftlichen Aufsätze, die geschrieben worden sind, fußen alle auf Mrs. Eddys Schriften; sie bringen im Grunde genommen nur eine persönliche Auffassung von der ursprünglichen Wissenschaft zum Ausdruck, nicht die Wissenschaft selbst. Die Aufsätze in unsern Zeitschriften, die Vorträge und all die andern Mittel zur Verbreitung der Christlichen Wissenschaft haben einen bestimmten Platz in dem großen Werk, dessen Gründerin Mrs. Eddy ist und das so weitergeführt wird, wie sie es angeordnet hat; dennoch aber können wir nicht um die Tatsache herum, daß das von ihr verfaßte Lehrbuch die einzige zuverlässige Darlegung der Christlichen Wissenschaft enthält. Wir begegnen diesem und jenem, was als Christliche Wissenschaft verkleidet einhergeht. In solchen Fällen tut man gut, sich des Meisters Gleichnis von dem Unkraut und dem Weizen ins Gedächtnis zu rufen und das unausbleibliche Endresultat abzuwarten.