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Andachtsvolle Tätigkeit

Aus der Juni 1915-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wer sich mit der Christlichen Wissenschaft vertraut macht, erkennt bald, daß sie einem bloßen Bekenntnis nur geringen Wert beimißt, hingegen auf das werktätige Beweisen der gewonnenen Überzeugung dringt. Dies ruft oftmals Verdruß und Ungeduld im menschlichen Bewußtsein hervor, denn die Sterblichen im allgemeinen sind zum Stillstand geneigt. Behagen und Wohlleben erscheinen nur zu oft als höchstes Ziel menschlichen Strebens, daher die allzu häufige Bereitwilligkeit, die eigne Verantwortung und die eigne Arbeit andern zu übertragen. Hieraus erklärt sich wohl auch die willige Aufnahme, die die Lehre der Erlösung durch stellvertretendes Leiden gefunden hat. Andrerseits werden viele, die sich der Notwendigkeit wirksamer Betätigung bewußt worden sind, von dem Wunsch getrieben, etwas zu vollbringen, und sie gehen in ihrem Eifer manchmal so weit, daß sie mit dem Unkraut zugleich den Weizen ausraufen und dadurch mehr Schaden anrichten als sie Gutes stiften.

Diese beiden Erscheinungsformen des menschlichen Bewußtseins müssen im Sinne der Christlichen Wissenschaft behandelt werden. Die erste, der Hang zur Bequemlichkeit, ist, wenn auch nicht die verbreitetste, so doch keine seltene Erscheinung. Sie findet sich gewöhnlich bei Menschen, die ihr lebelang ärztliche Behandlung in Anspruch genommen haben, so oft sich ein körperliches Übel einstellte, bis ihre Krankheiten so schwierige Formen annahmen, daß ärztliche Kunst versagte. Auf Anraten andrer machten sie dann mit der Christlichen Wissenschaft einen Versuch, und ihrer physischen Not wurde abgeholfen — sie fanden Heilung. Die Folge ist, daß sie die Lehre der Christlichen Wissenschaft bereitwillig annehmen; aber sie sind nicht so willig, von ihrer Gewohnheit, bei jedem Unwohlsein gleich um Beistand zu bitten, befreit zu werden. Für sie tritt der ausübende Vertreter der Christlichen Wissenschaft an die Stelle des Arztes, und sie gehen zu ihm, damit er ihre Arbeit für sie tue, statt sich selbst ernstlich zu bemühen und sich selber zu helfen. Andre wiederum, die Befreiung von Krankheit und Schmerz gefunden haben, sind in dem irrigen Glauben befangen, daß die Hauptaufgabe dieser Religion darin bestehe, ein materielles Empfinden von Ruhe und Wohlsein zu erzeugen. Noch andre werden durch den trägen Sinn, dem sie sich ergeben haben, daran gehindert, die Bedeutung des beharrlichen, fortschrittlichen Strebens zu erkennen.

Diese Menschen begehen allesamt einen großen Fehler und müssen aus ihrer geistigen Erschlaffung geweckt werden. Es gelten ihnen die Worte des Paulus: „Wache auf, der du schläfest, und stehe auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.” Die Christliche Wissenschaft läßt keinen derartigen Gedankenzustand zu, sondern kommt jedem mit dem Gebot der Heiligen Schrift entgegen: „Schaffet, daß ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern.” Stete Wachsamkeit ist auch hier der Preis der Freiheit. Wir müssen stets, schlafend oder wachend, auf der Hut sein vor dem Feind, der uns zu überrumpeln sucht. Arbeiten, Wachen und Beten bildet unsern Schirm und gibt uns jenes Gefühl des Beschütztseins, das uns befähigt, unbeschadet und ohne Furcht unsres Weges zu gehen. Auf Seite 340 von „Miscellaneous Writings“ lesen wir: „Ohne Arbeit gibt es keine Vortrefflichkeit, und jetzt ist die Zeit zu wirken. Nur durch beharrliche, unermüdliche, redliche Arbeit, indem du dich weder nach rechts noch nach links wendest, keine andern Ziele und Freuden erstrebst als die von Gott kommenden, kannst du die Krone des Getreuen erringen und tragen.” Das Geheimnis alles Erfolges ist Tätigkeit in der rechten Richtung. Tätigkeit ist das Gesetz des Gemüts, ja sie bildet geradezu das Wesen dieses Gemüts. Könnten wir uns Gemüt ohne Tätigkeit vorstellen? Ohne Tätigkeit wäre Gemüt eine Nichtsheit. Der einzige Beweis von der Existenz des Gemüts ist seine Tätigkeit. Als das Gemüt, Gott, sprach, trat die Schöpfung in die Erscheinung. Die Tätigkeit des Gemüts findet Ausdruck in der Entwicklung des Weltalls und der Harmonie der Sterne. Nach christlich-wissenschaftlicher Anschauung ist der Mensch die Widerspiegelung Gottes, und hierin stimmt diese Lehre mit der Heiligen Schrift überein, wo es heißt: „Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn.” Da also das Gemüt stets tätig ist, muß der Mensch Tätigkeit zum Ausdruck bringen; daher ist der mentale Zustand, der Untätigkeit oder Stillstand hervorbringt, ungeistig und unnatürlich.

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