Indem Mrs. Eddy der Welt die Christliche Wissenschaft gab —„das Gesetz Gottes, das Gesetz des Guten, welches das göttliche Prinzip und die Regel der universellen Harmonie deutet und demonstriert” („Rudimental Divine Science,“ S. 1)—, öffnete sie eine langverschlossene Tür; und „ein großes Licht,” das Licht, welches vor alters denen leuchtete, die in der Finsternis der Sünde und des Leidens saßen, sendet wiederum seine leuchtenden Strahlen aus. Es ist die „Sonne der Gerechtigkeit,” die die Schatten verscheucht, mit „Heil unter ihren Flügeln.” Man braucht nur die zahllosen Zeugnisse über die Heilkraft der Christlichen Wissenschaft zu hören oder zu lesen, um zu erkennen, welch große Wohltat Mrs. Eddy der Welt erwiesen hat. Wenn nun die Christlichen Wissenschafter das ihnen anvertraute Gut getreulich verwalten, kann die Tür der Hoffnung nie wieder zugeschlossen werden.
Es gibt jedoch wenige Christliche Wissenschafter, die nicht aus eigner Erfahrung wissen, daß Entmutigung und Furcht die schlauesten Bundesgenossen des Bösen sind. Der aufrichtige Wunsch und das ernste Streben, alles zu überwinden, was dem Guten ungleich ist, scheint mitunter das Signal zu sein, welches alles herbeiruft, was quälen und peinigen kann. Dunkle Tage mögen kommen, Hoffnung und Mut mag schwinden, weil trotz aller Anstrengung die erhoffte Hilfe nicht erscheint. Soll man dann den Kampf aufgeben? Gibt es keinen Ausweg, keinen Beistand für die Schwerbeladenen und Hilflosen?
Wenn die Stunden am dunkelsten sind, ist der Tagesanbruch nicht fern. Wenn Entmutigung und Furcht uns überwältigen wollen, müssen wir uns um so fester an die Verheißungen anklammern, müssen uns noch klarer bewußt werden, daß Gott das unveränderliche Gute ist und daß Er diejenigen, die sich auf Ihn verlassen, gewiß erlöst. Er hat verheißen: „Eine jegliche Waffe, die wider dich zubereitet wird, der soll nicht gelingen.” Gott ist heute ebenso gewiß mit Seinem Volk, als da Er sie vor alters errettete; Er hat sich nicht verändert, sondern Mißtrauen, Zweifel und Ungehorsam haben den Weg zur Verwirklichung Seiner nieversagenden Liebe versperrt.
Manche Leute, die nicht sofort in der Christlichen Wissenschaft die erwartete Hilfe gefunden haben, gewähren der Entmutigung Einlaß und horchen auf die Einflüsterung, daß die verheißene Wohltat nicht für sie da sei, während andre die Christliche Wissenschaft sowie ihre Anhänger und ausübenden Vertreter samt und sonders verdammen. In beiden Fällen beruht das Verhalten auf einem Irrtum. „Wer da will,” d.h. wer den Vorschriften gemäß denkt und handelt, kann die Segnungen der Christlichen Wissenschaft erlangen. Der Meister gab seinen Nachfolgern die Versicherung: „Also auch ists vor eurem Vater im Himmel nicht der Wille, daß jemand von diesen Kleinen verloren werde.” Es ist in unzähligen Fällen bewiesen worden, daß die Christliche Wissenschaft die Kranken heilt. Das Prinzip dieser Wissenschaft ist unveränderlich. Irgendein Mißerfolg beim Ausarbeiten eines Problems beruht entweder auf einer falschen Auffassung oder einer falschen Anwendung. Wenn die Wahrheit des Seins deutlich erkannt wird und das Bewußtsein für dieses Verständnis empfänglich ist, so muß Gutes daraus erwachsen.
Die Lehre, die wir aus zwei im Neuen Testament verzeichneten Heilungsfällen ziehen können, dürfte manchem eine Hilfe sein. Der erste Fall ist der eines Weibes, die zwölf Jahre lang in den Banden einer Krankheit gelegen hatte, von denen sie trotz der Darangabe all ihrer Habe nicht befreit worden war. Viele haben in der Christlichen Wissenschaft ebenso rasch Hilfe gefunden wie dieses Weib, als sie des Meisters Gewand anrührte. Warum aber den Mut verlieren, wenn Heilung nicht sofort erfolgt? Warum gibt man dem ausübenden Vertreter nicht die gleiche Gelegenheit wie dem Arzt? Ein ausübender Vertreter steht etwa in dem Verhältnis zu seinem Patienten wie der Rechtsanwalt zu seinem Klienten. Wenn etwas verschwiegen, ein geheimer Fehler weiter genährt und gepflegt wird, so hindert das oft die Genesung. Ein Zusammenwirken und gegenseitiges Vertrauen ist sehr wesentlich.
Der zweite Fall ist der eines Mannes, der achtunddreißig Jahre krank gewesen war; auf des Meisters Wort aber ward er „alsobald” gesund. Es ist einerlei, wie lange man in Banden gelegen hat, denn die Macht der Wahrheit wird nicht von Zeit und Umständen beschränkt. Welche Form auch der Irrtum annimmt, Christus, die Wahrheit, fragt mit unendlichem Erbarmen: „Willst du gesund werden?” Man darf weder dem Zweifel, der Entmutigung noch der Furcht erlauben, Einwürfe zu machen, sondern muß dem huldvollen Anerbieten von ganzem Herzen entgegenkommen und willens sein, die von Jesus gestellte Bedingung zu erfüllen: „Sündige hinfort nicht mehr, daß dir nicht etwas Ärgeres widerfahre.”
Eine weitere Gewohnheit, die Entmutigung und Furcht erzeugt, besteht darin, daß man beständig über seinen körperlichen und geistigen Zustand nachdenkt, auf jedes ungünstige Symptom achtet und ungeduldig wird, wenn es nicht gleich verschwindet, oder wenn es wiederkehrt. Die Ermahnung des großen Lehrers: „Sorget nicht für euer Leben, ... noch für euren Leib,” umfaßt mehr als die materiellen Bedürfnisse. Mrs. Eddy sagt in Wissenschaft und Gesundheit (S. 383): „Der reine und erhebende Einfluß des göttlichen Gemüts auf den Körper [ist] erforderlich; der Christliche Wissenschafter sorgt am besten für feinen Körper, wenn er ihn möglichst aus seinen Gedanken ausschließt.” Weiter unten erklärt sie, das Gemüt müsse rein sein, „um den Körper in der richtigen Verfassung zu erhalten.”
Die ganze Sache kann in den Spruch zusammengefaßt werden: „Wie der Mensch in seinem Herzen denkt, so ist er.” In Wissenschaft und Gesundheit heißt es auf Seite 370: „Unter derselben Regierung, die den Gedanken vergeistigt, vervollkommnet sich der Körper.” Es kommt ganz auf das Denken an. Wenn wir aus unserm Bewußtsein beharrlich alles ausschließen, was dem Guten ungleich ist — all die lieblosen, ungerechten und schädlichen Gedanken —, und statt dessen über Liebe, Freude und Reinheit, über die Allmacht und Allgegenwart von Leben, Wahrheit und Liebe nachdenken, dann werden diese Dinge in unserm Körper zum Ausdruck kommen. „Wenn dein Auge einfältig ist”— wenn du die einfältige oder einzige Absicht hast, Gott in der rechten Weise zu dienen —, „so wird dein ganzer Leib Licht sein.”
