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Die Sonntagsschule

Aus der September 1915-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Der Ausdruck Sonntagsschule bezeichnet in seiner gewöhnlichen Anwendung eine Einrichtung, die den Zweck hat, der Jugend christlichen Unterricht zu erteilen. Für den Christlichen Wissenschafter jedoch gibt es einen metaphysischen Standpunkt, der — wenn er erreicht und behauptet wird — den Begriff der Sonntagsschule ebenso hoch über den einer menschlichen Einrichtung emporhebt, wie die Christliche Wissenschaft die Kirche über die materielle Einrichtung mit ihren Förmlichkeiten und Gebräuchen erhebt, indem sie sie als eins erkennt mit dem Bewußtsein, das aus dem göttlichen Prinzip hervorgeht. Diesen Standpunkt erreichen wir, wenn wir das Denken über die menschlichen Elemente —über die Persönlichkeit der Kinder und der Lehrer, über die Schulräume und deren Einrichtung — emporheben und uns dann fragen: Was bleibt noch übrig? Hierbei empfinden wir keinen Verlust, weil wir wissen, daß wir dem göttlichen Gemüt nichts rauben, wenn wir die Materie wegnehmen. Wir haben uns bloß von dem Niedrigen und Zeitlichen ab- und dem Höheren und Ewigen zugewandt.

Diese wahre Sonntagsschule ist ein individuelles Bewußtsein, das rein, kindlich und lernbegierig ist, ein Bewußtsein, in dem sich die geistigen Ideen der Wahrheit natürlich und nach Gesetz und Ordnung entfalten, um dann assimiliert und bewiesen zu werden. Ihr Fundament ruht auf der Befolgung der zehn Gebote, dem geistigen Verständnis des Gebetes des Herrn und der Betätigung der Seligpreisungen. Sie ist mit geistiger Erkenntnis ausgerüstet, wird von Offenbarung erleuchtet, von Gott, dem göttlichen Gemüt, geleitet und beaufsichtigt. Ihre Musik ist das Lob der Unschuld; ihre Schüler sind die Hoffnungen und Bestrebungen einer höheren Menschlichkeit; ihr einziger Lehrer ist die Christus-Idee im individuellen Bewußtsein. Diese Sonntagsschule ist ein wesentlicher Teil jenes Baues der Wahrheit und Liebe, von dem Mrs. Eddy sagt, daß er „auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht” (Wissenschaft und Gesundheit. S. 583).

Es ist klar, daß es in dieser Schule weder Unordnung noch Ungehorsam, weder Unruhe noch Mutwillen, weder Unwissenheit noch Unaufmerksamkeit, weder Lücken noch irgendeinen Mangel geben kann; denn sie ist von den Ideen der Liebe erfüllt, die ganz allein vom göttlichen Prinzip regiert werden. Lehrer und Schüler treffen einander auf der gleichen Stufe des Denkens; die „großen Kinder” werden demütig und vertrauensvoll, die kleinen weise und aufmerksam. So kommen sie alle in jene nahe Berührung, die gegenseitiges Verständnis ermöglicht, in jene Freiheit, die für die Liebe so natürlich ist.

Wir älteren Kinder treten dann in diese Sonntagsschule ein, wenn wir freudig dem Christusruf folgen: „Weide meine Lämmer,” und: „Lasset die Kindlein zu mir kommen.” Die Kleinen hingegen finden ihren Weg vermöge ihrer natürlichen Empfänglichkeit für Wahrheit und Liebe. Der fromme Wunsch und die Reinheit des Denkens machen uns zu Mitgliedern und dienen dazu, uns mit dem liebevollen Zweck der Schule in Einklang zu bringen.

Worin liegt aber der Zusammenhang zwischen dieser Idee der Sonntagsschule und der menschlichen Einrichtung, und welchen praktischen Wert hat sie für uns bei unsrer Arbeit? Im folgenden liegt die Antwort. Allemal, wenn ein menschlicher Begriff durch eine geistige Tatsache ersetzt wird, folgt Heil und Segen. Wird also die Wahrheit über die Sonntagsschule vollkommen erkannt, so erzeugt das ebensowohl Harmonie wie wenn die Wahrheit über den Menschen erkannt wird. Wenn man die Sonntagsschule vom Standpunkte der Wahrheit aus sieht, so hebt das jeden Gedankenzustand auf, der das Sicheinverleiben der Christlichen Wissenschaft hindern möchte. Es wirkt als Gesetz des Fortschrittes und der Versorgung, der Einheit und der Entfaltung. Durch die Mitteilung der Atmosphäre der Liebe wirkt es oft wie unpersönlicher Beistand und heilt Annahmen von Krankheit oder Sünde, die etwa vorhanden sind.

Wenn die Vorgesetzten durch die geistige Idee der Sonntagsschule über den materiellen Begriff erhoben worden sind, so genügen sie ihrer Verantwortlichkeit durch Vertrauen auf die Wahrheit. Sie fühlen und bringen jene Unmittelbarkeit des Gedankens zum Ausdruck, die im kindlichen Herzen so rasch einen Widerhall findet. Sie rufen Gehorsam, Pünktlichkeit, Höflichkeit, Güte und Anerkennung für den Unterricht hervor, indem sie diese Eigenschaften selber widerspiegeln, so daß das Gute sozusagen ansteckend auf die Kinder wirkt und diese mehr von Liebe als von Pflichtgefühl angespornt werden. Unter solchen Umständen ist keine Kurzweil nötig, um die Aufmerksamkeit der Kinder zu erhalten, auch kein Tadel, weil in dieser Schule nicht „irgend ein Gemeines oder was Greuel tut und Lüge” zu finden ist. Die geistige Atmosphäre erfüllt alle, wie sie jenes Kind erfüllte, das zum erstenmal die Sonntagsschule in einer Kirche der Christlichen Wissenschaft besucht hatte und daraufhin sagte: „In dieser Sonntagsschule fühle ich, daß ich jedermann liebe und daß jedermann mich liebt.”

Wenn wir den metaphysischen Begriff von der Sonntagsschule erlangt haben, dann sehen wir ein, daß wir ihren Ausdruck in der menschlichen Einrichtung schützen müssen; denn in unserm Zeitalter erscheint sie wie ein kleines Kind, welches manch ein König Herodes zu erwürgen droht, und zwar oft im Namen des Guten. Wir brauchen uns jedoch nicht zu fürchten, solange wir auf den Schutz achten, für den Mrs. Eddy durch ihre Vorschriften in, Kirchenhandbuch gesorgt hat. Wenn wir diese Ratschläge befolgen, werden wir jeden menschlichen Schritt, der zur göttlichen Idee hinanführt, in der rechten Weise und zur rechten Zeit tun, und die Sonntagsschule wird nicht als eine menschliche Einrichtung, sondern als vergeistigtes Bewußtsein erkannt werden.

All dies stellt der idealen Schule und ihren Leitern eine wundervolle, gottgegebene Aufgabe, nämlich, die Grundlage zu einem geistigen Bewußtsein in zukünftigen Jahren herzustellen. Jeder Vertreter und Lehrer der Christlichen Wissenschaft sollte daher fühlen, daß er Teil hat an der Verantwortlichkeit für die Sonntagsschule, und daß sein Anteil an diesem Werke nie zu Ende geht. Mrs. Eddy sagt: „Gott hat den Christlichen Wissenschaftern hohe Aufgaben gestellt und wird ihnen die genaue Erfüllung einer jeden derselben nicht erlassen” („No and Yes,“ S. 7). Was könnte es für eine erfreulichere Aufgabe für den Arbeiter in des Vaters Weinberg geben, als sich jeden Tag für kurze Zeit von den schwerfälligen Annahmen und überlieferten Meinungen der „ältern Kinder” abzuwenden, um in das Reich des Kindesbewußtseins einzutreten und dort in das Lob einzustimmen, das sich Gott aus dem Munde der jungen Kinder zugerichtet hat. Der zu dieser Arbeit fähige Schüler der Christlichen Wissenschaft möge es sich wohl überlegen, bevor er sich wegen häuslicher Pflichten und Mangels an Erfahrung entschuldigt und es ablehnt, auf diesem Felde zu arbeiten.

Wir können keine zu hohe Auffassung von dem Platz haben, den die Sonntagsschule in der Christlichen Wissenschaft einnimmt. Unsre Führerin hat den prophetischen Ausspruch getan: „Die Kinder sind bestimmt, Zeugen von Ergebnissen zu sein, die morgenländische Träume in den Schatten stellen werden. Sie gehören dem zwanzigsten Jahrhundert an. ... O Kinder, ihr seid die Bollwerke der Freiheit, der Kitt der Gesellschaft, die Hoffnung der Menschheit!” („Pulpit and Press,“ S. 8). Wer weiß, ob nicht die Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft in unserm Aufstieg das Kind ist, das uns zu jener Kirche Christi führt, die nur in der Liebe besteht und deren Zustände vom Propheten mit den Worten geschildert werden: „Die Wölfe werden bei den Lämmern wohnen und die Pardel bei den Böcken liegen. Ein kleiner Knabe wird Kälber und junge Löwen und Mastvieh miteinander treiben.”

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