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Die Wahrheit als Grundlage

Aus der September 1915-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Ermahnung: „Arzt, hilf dir selber,” ist für diejenigen, die sich Christliche Wissenschafter nennen, von großer Wichtigkeit. Sie verlangt von ihnen Echtheit, Musterhaftigkeit, Folgerichtigkeit und Leistungsfähigkeit — Eigenschaften, an denen man ja die Wahrheit und den praktischen Wert ihrer Lehre erkennen soll und die der Scheinheiligkeit und Frömmelei zum Vorwurf dienen. Wenn wir nicht unsre eigne Medizin einnehmen und als Resultat in unserm Lebenswandel einen höheren Grad der Gesundheit, Lauterkeit, Selbstlosigkeit, Zuverlässigkeit und Nächstenliebe an den Tag legen, so wird das freie und offene Urteil über uns gewiß dahin lauten, daß wir „Lügner” sind, denn wir täuschen nicht nur berechtigte Erwartungen, sondern verletzen auch unser Gelübde. „So seid nun Gottes Nachfolger”— dies ist die höchste Anforderung der Christlichen Wissenschaft. „Jeder Tag fordert von uns höhere Beweise, nicht nur Bekenntnisse der christlichen Kraft” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 233).

Es ist daher sehr wichtig, daß wir sorgfältig auf unsre Schritte achten. Ferner dürfen wir die unumstößliche Tatsache nicht aus dem Auge verlieren, welche Mrs. Eddy auf der ersten Seite des Vorworts zu Wissenschaft und Gesundheit hervorhebt, nämlich, daß die Wahrheit unabhängig ist von Glaubenslehren lind altehrwürdigen Systemen, von unvollkommenen Begriffen, und besonders von der sehr mangelhaften menschlichen Lebensführung. Was auch immer unser Gefühl der Unwürdigkeit sein möge: wir dürfen nicht mutlos werden, dürfen nicht aufhören, die großen unfraglichen Wahrheiten des Seins zu bekräftigen. Daß das Denken auf die Wahrheit und nicht auf das eigne Ich gerichtet sein muß, wird uns durch die herrlichen Worte des Meisters eindringlich gemacht: „Ich kann nichts von mir selber tun.” Moses befand sich wegen des stets klagenden Volkes in keiner guten Stimmung und war wohl auch mit sich selbst ungeduldig, als er den Felsen in der Wüste schlug, und er mußte später seine Schuld bis auf den letzten Heller bezahlen; aber trotzdem quoll das Wasser hervor und erquickte das verschmachtende Volk.

Wenn unsre Fähigkeit, Gott zu dienen, von unserm Begriff der menschlichen Selbstheit, von unsrer Gemütsverfassung, unserm Gefühl der Würdigkeit oder Unwürdigkeit abhängen würde, dann wären unsre Dienste in der Tat sehr gering. Zum Glück aber wird das Wesen der göttlichen Wahrheit und ihre erlösende Kraft nicht von der Unvollkommenheit des Werkzeugs beeinträchtigt, durch das sie zum Ausdruck kommt. Paulus schreibt deshalb: „Jene verkündigen Christum aus Zank und nicht lauter; ... was tut’s aber? Daß nur Christus verkündiget werde allerweise, es geschehe zum Vorwand oder in Wahrheit, so freue ich mich doch darinnen und will mich auch freuen.”

Die Hände der Gedankenlosen, der Unbeholfenen, und selbst der noch weniger Würdigen lassen oft den guten Samen in ein Erdreich fallen, wo er hundertfältig Frucht trägt. Dies sollte uns zum Trost gereichen, wenn das Begehen einer kolossalen Dummheit oder das Herabsinken eines langgehegten Ideals uns mutlos zu machen droht. Wenn der Mensch, der ein Pfund hat, sich vergegenwärtigt, daß selbst die geringste Idee oft „mächtig vor Gott” ist, „zu verstören Befestigungen,” so wird er nicht nur bei jeder Gelegenheit gute Gedanken aussenden, sondern wird sich auch dieses Vorrechts mehr würdig erweisen. Es ist unsre Aufgabe, ernstlich, aufmerksam und unablässig dem Christus-Vorbild gemäß zu leben, wie wir es andern anempfehlen. Zugleich aber müssen wir das Gefühl gegenwärtiger Unvollkommenheit und Unwürdigkeit zurückweisen, weil es gar zu leicht Mißtrauen gegen die Macht und Fähigkeit der göttlichen Wahrheit erzeugt.

Daß einer den andern auch dann heilen kann, wenn er seine eigne Freiheit noch nicht völlig erlangt hat, erklärt sich daraus, daß es leichter ist, bei einem andern die Falschheit einer Krankheitsvorstellung zu erkennen als bei sich selber. Wir müssen uns stets das geistige Gleichgewicht wahren, dürfen uns durch unsern scheinbar langsamen Fortschritt, durch unsern Mißerfolg im Überwinden einer Schwierigkeit nicht in dem Glauben erschüttern lassen, daß Gott auch dann durch Seine Kinder wirkt, wenn sie schwach zu sein scheinen. Diese Tatsache hat sich durch all die Jahrhunderte der christlichen Zeitrechnung bewiesen. Wenn wir zur Herabsetzung unsrer selbst geneigt sind, dann wollen wir uns freuen, daß der „Sauerteig der Wahrheit” immerdar wirkt, und daß er „die ganze Masse des Irrtums zerstören” kann (Wissenschaft und Gesundheit, S. 118). Das Sichvergegenwärtigen der Macht der göttlichen Liebe ist die unerschütterliche Grundlage des Glaubens sowohl wie der Werke.

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