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Das Wie

Aus der Januar 1916-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Das menschliche Bewußtsein enthält Elemente, die wesentlich gut sind und nach Ausdruck ringen. Wohl mag es dem beschränkten Sinn scheinen, als freue sich ein Mensch seiner Verworfenheit, Unreinheit und Verkehrtheit. Man sehe ihm aber unter die Maske der Gleichgültigkeit und des Vorwandes, und man wird einen Menschen finden, der seiner Sünden und Fehler müde ist. Man durchforsche sein Denken und Fühlen, dessen er sich vielleicht selber nicht voll bewußt ist, und man wird erkennen, daß sein Sehnen dem des Hiob gleicht, der begehrte vor Gott zu erscheinen und entmutigt ausrief: „Ach daß ich wüßte, wie ich ihn finden und zu seinem Stuhl kommen möchte!” Man frage diesen Menschen, warum er in Sinnlichkeit oder Armut, in Verworfenheit oder mißlichen Verhältnissen weiterlebe, und er wird zur Antwort geben, er lebe so, weil er den Weg zu einer andern Lebensführung nicht finden könne.

Dies trifft nicht nur bei denen zu, die zu den unteren Schichten der menschlichen Gesellschaft gehören, sondern bei Menschen auf jeder Stufe geistiger und moralischer Entwicklung. Taufende, die in den Augen der Welt ein reines, ehrliches und christliches Leben führen, müssen sich gestehen, daß sie ihre höchsten Ideale nicht erreicht haben. Diese Ideale scheinen ihnen stets auszuweichen, wenn es sich um ihre Verwirklichung handelt. Predigten und Gedichte, die Betrachtung gediegener Charaktere, Bibelforschung und Andacht erwecken wohl eine gewisse Hoffnung auf die Möglichkeit, Gutes zu vollbringen und zu erlangen; nachdem sich aber das Bemühen, diesen Hoffnungen greifbare Gestalt zu geben, als vergeblich erwiesen hat, wächst die Überzeugung, daß wohl einige Auserwählte im engeren Kreis weilen dürfen, die übrigen aber draußen bleiben müssen. Und doch fahren sie fort zu fragen, wie sie Fortschritte machen und Frieden finden können, Sie tappen in der Sinnenfinsternis und dem sie umgebenden Durch einander umher und fragen immer wieder: „Wie kann ich ein guter Mensch werden? Wie kann ich wissen, daß Gott meine Gebete hört? Wie kann ich zwischen Wahrem und Unwahrem unterscheiden? Wie kann ich meine Ideale erreichen?” Diese und ähnliche Fragen werden beharrlich an alle religiösen Führer gestellt; aber nur zu selten erfolgt darauf eine befriedigende Antwort Wir sind der Überzeugung, daß das Fehlen der Antwort auf das Wie an vielen Fehlern schuld ist, die von wohlmeinenden Menschen begangen werden. Obschon ihre Ideale sehr lobenswert sind und sie den ehrlichen Wunsch haben, sie zu verwirklichen, so bleibt doch aus Mangel an richtiger Belehrung ihr Bemühen, wahrhaft befriedigender Dinge teilhaftig zu werden, vergeblich.

Hier hilft nun die Christliche Wissenschaft der menschlichen Not ab. Sie gibt den Menschen nicht nur die höchsten Ideale, sondern zugleich wertvolle Belehrung, wie sie zu erreichen sind. Sie befriedigt ihre geistigen Bedürfnisse, leitet sie sicher auf schwierigen Wegen und gibt ihnen den Beweis, daß Friede, Macht und Erfolg nicht etwa von göttlicher Gunst und Laune abhängen, sondern die rechtmäßige und sichere Belohnung des eifrigen Suchers nach Wahrheit sind; daß „Liebe ... unparteiisch und allumfassend in ihrer Anwendbarkeit und in ihren Gaben” ist (Wissenschaft und Gesundheit, S. 13). Sie erweckt die Hoffnung, daß Gottes Wille geschehen werde „auf Erden wie im Himmel,” und hilft den Menschen, das vollkommene Leben mutig weiter zu erstreben.

So treffen wir z. B. einen Menschen an, der seine frühere Gewohnheit des Betens nahezu oder völlig aufgegeben hat. Nur widerwillig ist er dahin gekommen, das Beten zu unterlassen, denn er fühlt, daß ein gebetloses Leben ein gottloses Leben ist, und im Stillen schämt er sich. Was konnte er aber als ehrlicher Mensch andres tun? Das Beten brachte ihm keine innere Freude, keine geistige Erleuchtung, und es fehlte ihm an äußeren Anzeichen dafür, daß Gottes liebende Fürsorge über ihm walte. Er wandte sich da und dort hin mit der Bitte: „Lehre mich beten,” aber keiner gab ihm die gewünschte Belehrung. Da brach ein neuer Tag für ihn an, denn er hörte die folgenden Worte und erkannte ihre Wahrheit: „Verlangen ist Gebet,” und: „Das beständige Streben, immer gut zu sein, ist Beten ohne Unterlaß. ... Das Sehnen besser und heiliger zu werden, das sich in täglicher Wachsamkeit ausdrückt, sowie in dem Streben, sich dem göttlichen Charakter immer mehr anzugleichen, wird uns modeln und neugestalten, bis wir in Seinem Gleichnis erwachen” (Wissenschaft und Gesundheit, SS. 1, 4). Gott als das stets gegenwärtige Gute erkennen, heißt beten, und im Menschen wie im Weltall allein die Kundwerdung Gottes, des Guten, sehen, bedeutet, das Gebet wirksam machen. Das Forschen in unserm Lehrbuch, Wissenschaft und Gesundheit, von Mrs. Eddy, macht das Wie des Betens klar, und die Leser dieses Werkes bezeugen mit Freuden, daß solches Beten nicht lästig oder, nutzlos ist, sondern gewinn- und freudenbringend.

Nur noch ein Beispiel. Paulus ermahnt die Galater: „Wandelt im Geist, so werdet ihr die Lüste des Fleisches nicht vollbringen.” Hierauf erwidert mancher rechtschaffene Mensch: „Das klingt recht schön; was soll ich aber mit dem Fleisch anfangen, während ich im Geiste wandle?” Diese Frage ist schwerwiegend und macht einem jeden Schwierigkeiten. Auch hier kommt es auf das Wie an. Und wiederum gibt die Christliche Wissenschaft die Antwort. Es blieb Mrs. Eddy vorbehalten, der Menschheit in unsern Tagen klar zu machen, was vielen von Jesu Jüngern offenbar in früheren Jahrhunderten bekannt war, nämlich, daß alles „Fleisch” nur der Ausdruck eines falschen Sinnes vom Sein ist. Wenn wir verstehen, daß Gott die einzige Ursache und der Mensch die Idee Gottes, des göttlichen Gemüts ist, dann wird uns das rein geistige Wesen des wahren Menschen klar. Wenn wir von dieser Tatsache logisch folgern, so wird unsre Vorstellung vom Leben mehr und mehr vergeistigt und unser Bewußtsein geläutert. Diesem geistig wirklichen Menschen müssen wir unsre Aufmerksamkeit zuwenden, worauf die vielerlei Probleme „des Fleisches” ihre Lösung finden, und die Veräußerlichung alles dessen, wozu wir in Beziehung stehen, wird harmonisch. Die Christliche Wissenschaft lehrt klar und deutlich, wie man dieses Bewußtsein erlangen kann, wie man es anfangen muß, um das Fleisch zu kreuzigen und im Geiste zu wandeln.

Die Menschen bedürfen immer noch der Belehrung hinsichtlich des Wesens des Guten; doch am nötigsten haben sie Unterweisung in der Kunst, das bereits als wünschenswert erkannte Gute im täglichen Leben zum Ausdruck zu bringen. Hier nun kann der Christliche Wissenschafter seiner Zeit gut dienen. Viele seiner eignen Probleme sind gelöst worden, andre sind auf dem Wege der Lösung. Er ist voll Dankbarkeit für seine stetig wachsende Kenntnis der Wahrheit, die die Menschen frei macht, und seine Dankbarkeit findet ihren Ausdruck in freundlicher Hilfsbereitschaft gegenüber seinen verzagten Freunden. Da er auf Grund eigner Erfahrung versteht, daß die Schwierigkeiten seiner Mitmenschen auf Unkenntnis bezüglich der Wahrheit zurückzuführen sind und nicht etwa auf Gleichgültigkeit gegenüber dem Guten, so hat er Geduld mit ihren Fehlern und Gebrechen, indes er ihrem Denken zum Führer dient, bis auch sie den schmalen und geraden Weg gefunden haben.


Was du geträumt in grüner Jugend,
Das mache wahr durch Männertugend.
Die frühsten Träume täuschen nicht;
Doch wisse, Träume sind nicht Taten:
Ohn’ Arbeit wird dir nichts geraten;
Die Tugend trägt ein ernst Gesicht.

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