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Gute Vorsätze

Aus der Januar 1916-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Gute Vorsätze sind stets empfehlenswert, müssen aber in Taten umgesetzt werden, wenn sie zum Fortschritt beitragen sollen. Der Eintritt in ein neues Jahr ist für viele die Veranlassung zu dem festen Entschluß, in Zukunft ein besseres Leben zu führen. Wenn aber dieser Entschluß nicht durch entsprechendes Handeln zum Ausdruck kommt, hätte er ebensogut unterbleiben können. Der Schüler der Christlichen Wissenschaft weiß, daß man an jedem Tag des Jahres gute Vorsätze fassen kann, und daß das Jetzt die Zeit ist, denselben gemäß zu leben. Dies verhindert ihn jedoch nicht, sich der frohen Schar derer anzuschließen, die den Jahreswechsel als einen günstigen Moment zum Rückblick und zum Fassen guter Vorsätze betrachten; ja er sollte diese Gelegenheit, auf der Leiter menschlichen Strebens eine Sprosse höher zu steigen, sehr willkommen heißen. Dies tut er auch in der Regel, und zwar in überaus praktischer Weise.

Auf Seite 496 des Textbuchs, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, erwähnt unsre Führerin eine für unsre Zeit besonders wichtige Sache. Es heißt da: „Frage dich: Lebe ich das Leben, das dem höchsten Guten nahe kommt?” Es ist dies eine Frage, deren Beantwortung die strengste Selbstprüfung fordert. Sie wendet sich direkt an unsre Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit als Christliche Wissenschafter. Hier gibt es kein Ausweichen, kein Zaudern. Welcher Art die Antwort auch sei, wir müssen ihr offen und freudig entgegentreten, denn von ihr hängt die Zukunft der großen Sache der Wahrheit ab.

Was bedeutet es, „das Leben” zu führen, „das dem höchsten Guten nahe kommt”? Um diese Frage richtig zu beantworten, müssen wir uns über das Sinnenzeugnis erheben, denn kein äußerliches oder sichtbares Betragen unsrerseits ist ein genügender Beweis eines rechtschaffenen Lebens. Kann doch der Heuchler äußerlich rechtschaffen erscheinen und dennoch in Gedanken die wichtigsten Erfordernisse eines christlichen Lebens mißachten. Wir müssen auf das achten, was das Christus-Bild in uns befleckt und verunstaltet, wenn wir ein gerechtes und genaues Urteil über unsre Lebensführung erlangen wollen. Unsre Beweggründe müssen richtig und rein sein, denn sonst ist unser äußerliches Leben nichts weiter als Trug und Heuchelei. Der Meister sagte: „Aus dem Herzen kommen arge Gedanken: Mord, Ehebruch, Hurerei, Dieberei, falsch Zeugnis, Lästerung. Das sind die Stücke, die den Menschen verunreinigen.” Hier haben wir den Spiegel, auf den wir uns wegen eines gerechten Urteils verlassen können, laute dieses auf „schuldig” oder „nicht schuldig.” Wenn wir gehässige oder unreine Gedanken hegen; wenn wir der schlechten Laune freien Lauf lassen oder mit unserm Nächsten in Feindschaft leben; wenn wir streitsüchtig, tadelsüchtig oder unduldsam sind — wenn wir solche oder andre Fehler unsre Gedanken beherrschen lassen, so haben wir uns dadurch selbst verdammt. Keiner, der konsequent christlich leben will, darf sich über dieses Urteil auf „schuldig” leicht hinwegsetzen.

Es wird allgemein angenommen, daß sich die Menschen über ihre Denkweise im klaren seien. Nun ist es aber in der Christlichen Wissenschaft eine bewiesene Tatsache, daß diejenigen, die noch nicht das Wesen feindseliger Angriffsgedanken erkannt haben, oft ohne ihr Wissen Gedanken hegen und zum Ausdruck bringen, die sie in normaler, friedlicher und liebevoller Gemütsstimmung sofort von sich weisen würden. Wenn wir uns Selbstsucht, Unzufriedenheit, persönliche Kritik oder andre Fehler zu Schulden kommen lassen, so stellen wir uns dadurch nur den Angriffen der aggressiven Formen des Übels bloß, die die Christus-Idee verdrängen oder kreuzigen möchten. Es gibt tatsächlich Leute, die sich einbilden, daß sie ein christliches Leben führen, während sie in Wirklichkeit nichts weniger als Liebe und eine gesunde geistige Regsamkeit zum Ausdruck bringen. Solche Träumer werden oft in einer für sie recht unangenehmen Weise aufgerüttelt, worauf sie zu einer besseren Einsicht gelangen und sich entschließen, zum Vaterhaus zurückzukehren, ob der Weg nun kurz oder lang sei.

Unser Glaube mag so stark sein, daß er, wie wir in der Bibel lesen, imstande ist, Berge zu versetzen; aber solange er der Liebe entbehrt, ist er nichts nütze. Dies beweist, daß man nicht nach dem „Ansehen” richten darf, sondern nur nach den Früchten der Rechtschaffenheit. Das Verschwinden eines körperlichen Leidens ist an und für sich noch kein Zeichen, daß eine Christus-Heilung stattgefunden hat. Jene moralische und geistige Umwandlung des Denkens, wodurch die Sünde (die Dinge, „die den Menschen verunreinigen”) aus dem Bewußtsein entfernt wird — sie allein liefert den Beweis, daß wir das Leben eines getreuen Christlichen Wissenschafters führen.

Die Norm der Christlichen Wissenschaft ist sehr hoch, ja zu hoch, um von den Sterblichen sofort erreicht zu werden. Der alte Mensch (die Vorstellung, als sei der Mensch sterblich) muß abgelegt und der neue Mensch (das Verständnis von des geistigen Menschen Einssein mit Gott) muß durch richtiges Denken und Leben angezogen werden, bevor die Christus-Norm der Vollkommenheit wissenschaftlich demonstriert werden kann. Daß die gründliche Reinigung des Denkens das Haupterfordernis einer richtigen Lebensführung ist, darf von keinem Schüler der Christlichen Wissenschaft übersehen werden, und je eher er erkennen lernt, daß niemand für ihn richtig denken oder gottwohlgefällig leben kann, desto eher wird er imstande sein, sein Bewußtsein gegen feindselige Angriffsgedanken zu schützen und sich über die entsittlichenden Forderungen der Sinne zu erheben. Haben wir diese geistige Höhe noch nicht erreicht, so sollten wir sofort den Entschluß fassen, sie zu erstreben, und zwar ohne erst auf das Ausläuten des alten und das Einläuten des neuen Jahres zu warten. Gottes Tag ist das immergegenwärtige Jetzt, und es gibt keine andre Zeit, in der wir gute Vorsätze in Taten umsetzen könnten. Der feste Entschluß, recht zu tun, ist gut; ihm entsprechend zu handeln ist besser; andre dasselbe tun lassen, ohne dabei Gefühle des Neids, der Eifersucht und des Hasses zu empfinden, ist am besten.

Wohl alle Christlichen Wissenschafter, die sich die Mühe genommen haben, ein Inventar ihres geistigen Besitztums aufzunehmen, werden zugeben, daß ihnen noch viel mehr brüderliche Liebe und christliches Wohlwollen not tut. Wenn sie alsdann den festen Entschluß fassen, dieser Liebe der ganzen Menschheit gegenüber Ausdruck zu geben und die Eifersüchteleien und Streitigkeiten zu verbannen, die so oft die Bande der Freundschaft zerreißen und eine Scheidewand bilden zwischen dem Menschen und seinem himmlischen Vater, der göttlichen Liebe, so wird sie nichts daran hindern können, normale, liebevolle, glückliche und wahre Christliche Wissenschafter zu werden — Brüder und Schwestern des einen heiligen Haushaltes. Welch herrliches Neujahrsgeschenk wäre das für die Welt mit ihrem Mangel an „Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem heiligen Geiste!”


Nicht was lebendig, kraftvoll sich verkündigt,
Ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz
Gemeine ist’s, das ewig Gestrige,
Was immer war und immer wiederkehrt
Und morgen gilt, weil’s gestern hat gegolten.

Copyright, 1916, by The Christian Science Publishing Society
Verlagsrecht, 1916, von The Christian Science Publishing Society

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