Man muß sich heutigestags oft fragen, warum es christlich gesinnten Leuten unglaublich erscheint, daß das Gesetz und die Macht des göttlich Guten zur Überwindung jeder Art des Bösen angewandt werden kann. Warum solche Zweifel? Jeder aufmerksame Leser des Neuen Testaments, namentlich des historischen Teils, kann eine Fülle von Belegen dafür finden, daß zur christlichen Religion, wie sie durch ihren Begründer und die ursprünglichen Christen ausgeübt wurde, die Befreiung der Menschen aus den Banden der Krankheit gehörte. Und obwohl das Neue Testament zum größten Teil viele Jahre nach dem persönlichen Wirken Jesu geschrieben wurde, so enthält es doch nichts, was erkennen ließe, daß die Heiltätigkeit aufgehört hatte, noch ist ein Grund angegeben, warum eine solche Tätigkeit aufhören sollte. Im Gegenteil, es finden sich im Neuen Testament immer wieder Hinweise darauf, daß die Heiltätigkeit ein fortdauernder Dienst und ein Merkmal oder Kennzeichen des christlichen Wirkens ist.
Warum hörte nun das christliche Heilen auf? Und warum stößt seine Wiedereinführung auf Widerstand? Auf beide Fragen gibt es nur eine Antwort: Weil das dem Heilungswerk zugrundeliegende Prinzip nicht als etwas von der Person Getrenntes erkannt wird, und weil das menschliche Denken, selbst das religiöse, einer materiellen Anschauungs- und Vorstellungsweise zuneigt. Diese Neigung und das Festhalten an konfessionellen Anschauungen und Erwägungen ist schuld daran, daß die Wissenschaft des christlichen Heilens nicht überall willkommen geheißen wird.
Als Erläuterung zu diesen Bemerkungen kann ein Aufsatz dienen, der unlängst in der Zeitschrift einer christlichen Konfession erschien. Der Titel lautete: „Eine Rede und einige Briefe,” und der Nebentitel war: „Eine Prüfung der von Senator Works dem Senate der Vereinigten Staaten gelieferten Belege für einige durch die Christliche Wissenschaft bewirkte Heilungen.” Diese „Prüfung” bestand in einer Anfrage an acht von den neunundsechzig Ärzten, deren Namen Senator Works angegeben hatte. Einer dieser Ärzte, an die diese Frage erging, ließ nichts von sich hören. In diesem Fall handelte es sich um ein Kind, das von Geburt an so abnorm war, daß es nach Ansicht mehr als eines Arztes nie würde gehen können und unheilbar blödsinnig war. Alle, die den Zustand des Kindes kannten, sahen die Veränderung ganz deutlich, die in physischer wie in geistiger Beziehung infolge der christlich-wissenschaftlichen Behandlung eintrat. Die Washingtoner „Times“ beschrieb die Kleine neulich als „ein dreiundeinhalbjähriges Kind, das ebenso froh und munter spielt und umherläuft wie seine Spielgefährten.”
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