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„Friede auf Erden”

Aus der Dezember 1917-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wenn man gegenwärtig von Frieden auf Erden spricht, so erscheint das vielen wie ein Hohn. Die Engelsbotschaft, die den Hirten auf dem Felde zu Bethlehem verkündet wurde, ist ihnen unverständlich. Was mag sie zu bedeuten haben? Hatte sie Bezug auf Zustände, die in jenen Tagen herrschten? Damals wie heute lagen die Völker miteinander im Kampfe. Die Starken plünderten die Schwachen aus und brachten Tausenden von friedliebenden Menschen Unterdrückung, Verwüstung und Tod. Oder ist die Botschaft als eine zukünftige Verheißung zu betrachten? Warum hat dann die Welt zweitausend Jahre vergebens auf ihre Erfüllung gewartet? Ist diese Erfüllung noch möglich, und was können wir in solchem Falle tun, um sie zu beschleunigen?

Angesichts der Tatsache, daß die Welt noch nicht bereit ist, ihre gegenwärtigen großen Probleme auf geistige Weise zu lösen, ist es ohne Zweifel richtig, gewisse Maßnahmen zu unterstützen, die nach dem Urteil derer, die die äußeren Angelegenheiten der Nation zu leiten haben, als menschliche Schritte zu besseren Dingen dienen. Unsre Hauptaufgabe besteht jedoch in richtiger mentaler Arbeit. Damit ist aber nicht gesagt, daß wir die Sachlage „behandeln” dürfen, nämlich in der Weise, daß wir stille mentale Argumente zur Unterstützung der einen und zum Schaden der andern Gruppe von Kriegführenden aussenden, mögen wir auch glauben, genau zu wissen, auf welcher Seite das Recht liegt. Ein solches Verfahren würde nicht dazu beitragen, das Menschengeschlecht auszusöhnen — ein Haus, das ohnehin schon mit ihm selbst so sehr uneins ist. Unsre Aufgabe besteht vielmehr darin, uns klar bewußt zu werden, daß der Irrtum, wo er sich auch zeigt, nichts weiter vermag, als sich selber zu vernichten, daß er weder dem wahren Menschen schaden noch im Reich Gottes Verheerung anrichten kann, und daß die Wahrheit zuletzt als Sieger erkannt werden wird. Dies bedeutet nichts andres als das Erkennen und Demonstrieren der Wirklichkeit.

Im Ebräerbrief lesen wir: „Es ist aber der Glaube eine gewisse Zuversicht des, das man hoffet, und ein Nichtzweifeln an dem, das man nicht siehet,” und im zweiten Korintherbrief heißt es: „Denn unsre Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schaffet eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig.” Wir sollen uns also von den Dingen abwenden, die der materielle Sinn sieht, und die Dinge betrachten, die dem geistigen Sinn sichtbar sind. Die Christliche Wissenschaft öffnet uns die Augen, so daß wir die Dinge, welche die Menschheit all die Jahrhunderte hindurch erhofft und erwartet hat, als gegenwärtige Wirklichkeiten erschauen können. Was ist denn das Glaubensauge andres als die Erkenntnis von Wirklichkeit? Gottes Werk ist vollendet; es besteht jetzt und immerdar als eine vollkommene geistige Schöpfung, einschließlich des vollkommenen geistigen Menschen. Statt untätig zu warten, bis Gott handelt, müssen wir selber handeln, nämlich uns über die materielle Scheinbarkeit in das Reich des Geistes, das Reich der Harmonie erheben, wo wir stets den Engelchor hören können.

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