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Gutes tun durch Erlangung des Guten

Aus der Dezember 1917-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es hat Zeiten gegeben, in denen recht sonderbare Dinge gelehrt wurden, und je ernster die Menschen an diese Dinge glaubten, desto unglücklicher waren sie. So lehrte man z. B., daß, wenn ein Mensch seiner Pflicht, Gutes zu tun, nachzukommen trachte, er dadurch an dem ihm selber zukommenden Guten Abbruch erleiden müsse. Für diesen Verlust des Guten wurde ihm zwar Belohnung in Aussicht gestellt, aber erst in ferner Zukunft und in einem Zustand der Glückseligkeit, der nur durch den größtmöglichen Verlust, den Verlust des Lebens, erreicht werden konnte. Die Art dieser Belohnung wurde unbestimmt angegeben, aber den Zutritt zu ihr fürchtete man und machte ihn nur ungern zum Gesprächsgegenstand.

Dennoch gab es viele, die ihrer Pflicht ehrlich nachzukommen suchten, und was sie erreicht hatten, wurde dann nach der Größe des gleichzeitigen Verlustes an ihrem eignen Guten bemessen. Man sah das Geben nicht als wahre Mildtätigkeit an, wenn kein Verlust damit verknüpft war. Arbeit für andre mußte Müdigkeit erzeugen, um als echt zu gelten. Der erschöpfte Missionar, der nur die Hälfte seiner Tage durchlebte, wurde als ein Muster wahrer Opferwilligkeit angesehen. Im Falle der Krankenwärterin, die einem Patienten während einer langwierigen Krankheit beigestanden hatte, glaubte man, daß sie nun selber der Pflege bedürftig sei. Die Gabe des Reichen wurde niedrig veranschlagt, weil man sie sich nicht als mit einem Verlust verbunden denken konnte. Der Mensch, der sich eines ungetrübten Glücks erfreute, wurde nicht als ein guter Mensch angesehen, denn man glaubte, der Geber von etwas Gutem müsse Mangel empfinden und eine Verminderung seines Glücks erleiden. War dies nicht der Fall, wie konnte dann das, was er gab, gut sein!

Mit was sollen wir diese Anschauung vergleichen? Man denke sich eine Ortschaft, wo kein Fluß in der Nähe ist und kein Wasser aus dem Boden quillt, wo eine glühende Hitze herrscht und die Leute nur so viel Wasser haben, wie sie bei gelegentlichen Regengüssen in Zisternen auffangen können. In solchem Falle würde jeder Tropfen, den man aus einer Zisterne andern mitteilt, den sichtbaren Vorrat vermindern. Wer zu freigebig wäre, müßte Durst leiden. Geben würde stets Verlust und in manchen Fällen Mangel bedeuten. Unter solchen Umständen wäre es richtig, erwähnter Anschauung gemäß zu geben. Das Mangelhafte an dieser Anschauung ist jedoch Beschränkung. Würde ein Mensch in genannter Ortschaft einen artesischen Brunnen bohren und aus diesem ein Bächlein klaren Wassers die Straße entlang fließen lassen, damit alle trinken können, so wäre er kein Wohltäter, denn sein Geben verursacht ihm ja keinen Verlust, keinen Mangel. Der Bürger, der zögernd nur einen Bechervoll auf einmal gibt und dabei ängstlich seinen abnehmenden Vorrat betrachtet, würde sich in weit höherem Maße um seine Mitbürger verdient machen, obgleich er nur wenigen geholfen hat. Der Mann, der dadurch, daß er für sich selber eine Versorgungsquelle entdeckt hat, vielen andern von seinem Überfluß mitteilen konnte, wäre ohne Verdienst. Es ist klar, daß eine solche Anschauung falsch ist, und somit muß die entgegengesetzte Methode, durch das Erlangen des Guten Gutes zu tun, richtig sein.

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