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Mutter und Kind

Aus der Dezember 1917-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Weihnachten bringt uns eine Mutter in Erinnerung, die so tief und so göttlich liebte, daß ihr Kind zum Wegweiser der Menschheit wurde. Sie trank aus jenem Born der reinen Liebe, der aus dem Felsen der Wahrheit hervorquillt. Sie fand die große Quelle, die uns das Wasser des Lebens gibt, den sanften Regen, der vom Himmel fällt, den Tau, der sogar die menschliche Liebe schmückt. Sie erkannte innerlich, was der Lieblingsjünger später in Worten ausdrückte, nämlich, daß Gott Liebe ist; und ihr Kind nahm daher zu an Weisheit und Kraft, bis er zuletzt die Feinde der Liebe bezwang und triumphierend zum Vater-Mutter emporstieg.

Auf der aufwärtsführenden Stufenleiter des geistigen Erwachens scheint der Christliche Wissenschafter den Begriff vom Kinde eher zu erlangen als den von der Mutter. Er wird sich bald bewußt, daß der Mensch das Kind Gottes ist, und dies bringt dann das erhebende Gefühl des Geborgenseins und die Taufe der Läuterung mit sich. Solcher Art ist unsre Erfahrung, wenn der menschliche Gedanke dahin geführt wird, „da das Kindlein war.” oder, wie Mrs. Eddy diese Stelle auf Seite 191 von Wissenschaft und Gesundheit auslegt, „zu der Geburt der neu-alten Idee, zu dem geistigen Sinn des Seins und alles dessen, was das Leben in sich schließt.” Später erwacht dann das Verständnis von der Mutterschaft Gottes, wodurch der Begriff der göttlichen Elternschaft vervollständigt und die Bedeutung des Gesichts in der Apokalypse uns offenbar wird, wo der Mensch als Gattung durch „ein Weib” versinnbildlicht ist. Von da an umgibt den fortschreitenden Christlichen Wissenschafter ein neuer Mantel der Zärtlichkeit und Furchtlosigkeit und schützt ihn vor dem Stachel des Todes.

Ohne Liebe gibt es keine Freude, keinen wahren Genuß, keinen Gesang, kein Heilen, keine Harmonie und keine Gesundheit. Der Schüler der Christlichen Wissenschaft lernt gar bald einsehen, daß der wahre Mensch nur in der Atmosphäre der Liebe gedeihen kann, während seine Nachbildung, der Adammensch, in Furcht beginnt und endet. Der Wissenschafter erkennt, daß seine Behandlungen den Patienten unter die Obhut der Liebe bringen müssen; daß ihm alle Tage das Morgenrot und das Abendgold der Liebe leuchtet. Es wird ihm klar, daß er ohne Liebe der Welt, dem Fleisch und dem Teufel, den pharisäischen Angriffen, der Arglist und dem Verrat die Stirn nicht bieten kann.

Was tuts, wenn der Begriff von Liebe auch zuerst weit davon entfernt ist, wissenschaftlich zu sein, wenn er noch mit materiellen Annahmen vermischt, mit Selbstsucht gefärbt und durch das Persönlichkeitsgefühl beschränkt wird? Ist er der beste, den man hat, so sehe man zu, daß er nicht von der Willenskraft zertreten, von blindem Eifer zerdrückt oder von dem Scherbengericht der Schulgelehrsamkeit verbannt werde. Man gebe ihm vielmehr Gelegenheit, durch die Erneuerung der Liebe umgewandelt zu werden. Die Liebe duldet keine Leere. Es ist besser, sich nach Liebe zu sehnen, als gar keine Liebe zu empfinden. Wenn dann die göttliche Liebe sich der Menschheit naht, so findet sie keine kalte, unempfängliche Leere und braucht sich nicht traurig abzuwenden. Ein jeder muß wissen, daß auch die geringste Tat der Liebe zu mehr Liebe führt und göttlichen Segen bringt. Nicht eine einzige der vielen Tätigkeiten der christlich-wissenschaftlichen Bewegung kann ohne Liebe, Barmherzigkeit oder Mitgefühl durchgeführt werden. Die Schulgelehrsamkeit mit ihrer trockenen Pedanterie und fruchtlosen Verstandeslehre ist nicht imstande, an denen, die unter die Räuber gefallen sind, Samariterdienst zu üben. Die höchste Tüchtigkeit, das beste System, das hervorragendste Können und die größte weltliche Geschicklichkeit verfliegen wie Spreu, wenn sich der Zephyr eines einzigen Gedankens der Liebe erhebt. Nicht einmal die zehn Gebote Mose vermögen zu erlösen und zu heilen, es sei denn die Strenge des Gesetzes werde durch die Liebe des christlichen Evangeliums Jesu gemäßigt.

Auf Seite 108 von Wissenschaft und Gesundheit spricht Mrs. Eddy von dem „unsterblichen Sehnen,” und zitiert den Ausdruck: „Der Preis lieben zu lernen.” In tiefer Demut nimmt der fortschreitende Wissenschafter diese Aufgabe, „lieben zu lernen,” auf sich und ist bereit, den „Preis” zu bezahlen, wenn er dazu aufgefordert wird. Es darf aber von denen, die sich weigern, „lieben zu lernen,” nicht heißen, daß sie den Preis, den andre dadurch bezahlen, daß sie dies lernen, für sich beanspruchen, um ihre eigne leere Schatzkammer zu füllen, oder von ihnen den letzten Heller verlangen, oder sie für ihre Fehler strafen, oder sie von der Buße abhalten, indem sie sie unter die sogenannten „Gefallenen” zählen.

Wenn das Konto abgeschlossen und die Werte bemessen werden, wer hat dann in Wirklichkeit am meisten erhalten: derjenige, der sich hinter dem Beifall der Welt verschanzt hat, der vergessen hat, was lieben heißt, oder es nie gelernt hat, oder derjenige, der dem Stern durch die Dunkelheit gefolgt ist und zuletzt das Haus gefunden hat, wo „das Kindlein mit Maria, seiner Mutter” zu finden ist?

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