Unsre Führerin kam schon vor Jahren zu der Überzeugung, daß die christlich-wissenschaftliche Bewegung Stätten haben sollte, wohin Personen, die an diesem oder jenem Übel leiden, sich zwecks Behandlung. Ruhe und Erholung zurückziehen könnten. Über diese Sache sprach sie sich gegenüber den Mitgliedern ihres Haushalts, die für ihre Bedürfnisse sorgten, vielfach frei und offen aus. Sie wußte, daß Patienten, die sich in christlich-wissenschaftlicher Behandlung befinden, bisweilen der Fürsorge und Aufsicht einer geschickten, erfahrenen Person bedürfen, die zugleich Christlicher Wissenschafter ist. Sie kannte aus eigner Erfahrung das große Bedürfnis nach einem Ort, wohin sich Leidende begeben und wo sie die nötige Pflege und Fürsorge erhalten könnten, ohne während der Zeit ihrer christlich-wissenschaftlichen Behandlung durch die kritische Beobachtung andrer gestört zu werden. Der Vorstand Der Mutter-Kirche stellt sich durch die Gründung des Wohltätigkeits- Vereins der Christlichen Wissenschaft eine Aufgabe, die dem Wunsch unsrer Führerin entspringt und mit der sie sich selbst lange Zeit aufs eingehendste beschäftigt hat.
Die Bewegung der Christlichen Wissenschaft, die kaum dem Kindesalter entwachsen ist, tut jetzt weitere Schritte, um einigen der Erfordernisse gerecht zu werden, die zum Werk einer großen, erfolgreichen und vielversprechenden Kircheneinrichtung gehören. Zuerst kam das Demonstrieren des Prinzips der Christlichen Wissenschaft durch Überwindung von Krankheit und Sünde, und dann die Bildung von Kirchen und die Errichtung von Kirchengebäuden. Beides ist in einem Umfang geschehen, der die Welt zur Erkenntnis der Bedeutung der Christlichen Wissenschaft als einer religiösen Bewegung gebracht hat. Hierauf muß die Gründung von Anstalten folgen, die man als Hospitäler oder Sanatorien bezeichnen könnte, sowie die Heranbildung von Personen zum Krankenwärterdienst.
Hier entsteht nun die Frage, die zweifellos an viele gerichtet werden wird: Wird die Bewegung der Christlichen Wissenschaft auch Schulen, Waisenhäuser, Irrenanstalten usw. gründen? Dies ist eine Frage, bei der wir noch nicht angekommen sind und deren Erörterung zur Zeit wohl besser unterbleibt, da wir ja nicht wissen, was uns die Zukunft bringen wird. Mrs. Eddy wartete lange Zeit, ehe sie den Christian Science Monitor gründete. Desgleichen vergingen viele Jahre, ehe sie die Gründung einer Anstalt anordnete, wie der Vorstand der Christlichen Wissenschaft sie jetzt in Angriff nehmen wird. Sie hatte aus Erfahrung gelernt, auf Gott zu harren, und in den an uns gerichteten Ermahnungen gab sie öfters dem Gedanken Ausdruck, daß wir als Christliche Wissenschafter geduldig warten und nicht eher mit einem wichtigen Unternehmen beginnen sollten, als bis Gott auf dem Wasser des sterblichen Gemüts schwebt. In ihrem Aufsatz Obedience [Gehorsam] in Miscellaneous Writings sagt Mrs. Eddy: „Die Ungehorsamen tun ihre Schritte, ehe Gott die Seinen tut, oder sie tun sie zu spät, um Ihm folgen zu können. Sei gewiß, daß Gott dir den Weg weist; dann folge eilend und unter allen Umständen” (S. 117).
Wir wissen heute nur so viel, daß die Bewegung der Christlichen Wissenschaft Anstalten trifft, die Kranken aufzunehmen, während sie in Behandlung sind, und da ein solches Unternehmen etwas Natürliches und Gesetzmäßiges darstellt, so sollte es von allen rechtdenkenden Menschen gutgeheißen und unterstützt werden. Die Zeit wird kommen, wo die christlich-wissenschaftliche Konfession viele Dinge tun wird, an die sie sich noch nicht herangewagt hat, die aber geschehen werden, wenn erst genügend geistige Erkenntnis vorhanden ist, um den Bedürfnissen des Augenblicks in kluger Weise Rechnung zu tragen. Unsre Führerin sagt im Handbuch Der Mutter-Kirche (Art. VIII, Absch. 15), Gott biete „auf den weiten Bahnen Der Mutter-Kirche allen ihren Mitgliedern genügend Gelegenheit zu pflichtgetreuer Betätigung.” Ehe jedoch die Zeit zum Beginn dieser Tätigkeiten gekommen ist, ist es wohl besser, dieselben nicht zu erörtern.
Höchst wahrscheinlich werden die Zeitungsschreiber ihre Ansichten über diese neue Tätigkeit unsrer Bewegung äußern. Daher empfiehlt es sich für die Christlichen Wissenschafter, keine Aussagen zu machen, die über ihre gegenwärtige Demonstration hinausgehen. Die metaphysische Tatsache ist, daß Gemüt und die Ideen des Gemüts alles ausmachen was besteht; daß es nichts im Weltall gibt als Gemüt und seine Schöpfung. Die wahre Zeitung also, das Mittel oder Werkzeug, durch das zuverlässige Nachrichten ausgegeben werden, kann nicht mehr und nicht weniger sein als die Stimme der Wahrheit — der Weisheit, die zum menschlichen Bewußtsein spricht und sich ihm kundtut.
Auf Seite 123 von Wissenschaft und Gesundheit sagt Mrs. Eddy: „Die göttliche Wissenschaft ... schließt die Materie aus, löst Dinge in Gedanken auf und ersetzt die Gegenstände des materiellen Sinnes durch geistige Ideen.” Wir sehen also, daß es für jeden sinnenfälligen Gegenstand eine geistige Idee gibt, eine rechte Idee, und der Christliche Wissenschafter darf auf nichts andres seine Aufmerksamkeit richten. Eine Zeitung, wenn sie auch der Sinnenvorstellung nach etwas Materielles ist, ist daher in Wirklichkeit eine geistige Idee. Wenn wir diesen Gedanken erfassen und daran festhalten, wird feine sichtbare Wirkung auf die Zeitung und auf den Journalisten nicht ausbleiben, und die Folge ist, daß nichts Unrichtiges oder Unrechtes gedruckt werden kann. Das sterbliche Gemüt ist kein Schöpfer; alles, was wirklich ist, ist Gottes. Und der einzige Zeitungsschreiber, den es gibt, ist jene Denkart, die Wahrheit zum Ausdruck bringt. Das sterbliche Gemüt hat keine Mittel und Wege, die Christliche Wissenschaft und ihre Zwecke und Ziele falsch darzustellen. Das göttliche Gemüt ist das einzige Ausdrucksmittel, es spricht und drückt nur das aus, was richtig und wahr ist; und der einzige Mensch, der darüber zu lesen oder zu denken oder dies zu erkennen vermag, ist der Gottesmensch — die Wiederspiegelung und der Ausdruck des unendlichen Gemüts.
Jesus sagt: „Wenn dein Auge einfältig ist, so wird dein ganzer Leib licht sein.” Wenn wir, seinen Worten gehorchend, eins im Sinne behalten, nämlich, daß die Erde und was drinnen ist des Herrn ist (siehe Ps. 24: 1)— daß alles im Weltall Gott gehört und unter Seiner unmittelbaren Herrschaft steht —, dann kann nichts die Worte der Wahrheit verdunkeln, hindern oder falsch auslegen. Abermal sagt Jesus: „Ist aber dein Auge ein Schalk, so wird dein ganzer Leib finster sein.” Wenn wir an zwei Mächte glauben, wenn wir der Furcht, daß das sterbliche Gemüt das Wort der Wahrheit falsch darstellen könne, in unserm Denken Einlaß gewähren, dann werden wir unsern Zweck nicht erreichen.
Alles ist Gemüt. Dieser Satz kann nicht auf zweierlei Art verstanden werden. Der metaphysische Standpunkt allein kommt in Betracht, und nur von diesem Standpunkt aus findet der Christliche Wissenschafter den rechten Weg. Wenn wir Dinge in Gedanken auflösen, so sehen wir, daß es kein persönliches Besitztum gibt, keine Menschen, die einzeln oder als Gruppen den Besitz einer Idee beanspruchen können. Die sogenannten Besitztümer des sterblichen Gemüts, einschließlich alles zu einer Zeitungsexpedition Gehörigen, sind Ideen; und diese gehören Gott und Seinem Menschen. Wenn wir dies erfaßt haben, können wir auch sehen, warum diese Ideen, wie unsre Führerin sagt, „dem Gemüt gehorsam” sind, „das sie schafft” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 295). Das Gefühl der Verantwortlichkeit, daß wir etwas selber zu führen haben, verläßt uns dann, und wir finden, daß unsre einzige Aufgabe darin besteht, richtig zu denken und die Führung aller Dinge Gott zu überlassen. „Die Herrschaft ist auf seiner Schulter.” Wenn wir uns dessen bewußt werden, werden wir Nachfolger statt Führer.
Die Gründung und Entwicklung der Sache Gottes auf Erden geht stetig weiter, und genau in dem Maße, wie wir dies erkennen und verstehen, werden wir an der rechten Stelle sein und zur Verwirklichung der Dinge beitragen, die uns die Christliche Wissenschaft bringen soll.
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