Auf Seite 79 von Wissenschaft und Gesundheit sagt Mrs. Eddy: „Geben im Dienst unsres Schöpfers macht uns nicht arm, ebensowenig bereichert uns Zurückhalten.” Wie viele von uns geben jeden Tag etwas im Dienste unsres Schöpfers? Ist es nicht unsre Pflicht und sollten wir es nicht als ein Vorrecht betrachten, von unserm Vorrat an Wahrheit andern mitzuteilen, wie gering unsre Spende auch sein möge? Manche glauben wohl, nicht genug Erkenntnis zu besitzen, um geben zu können, oder sie meinen, es habe sich ihnen hierzu noch keine Gelegenheit geboten. Wie wäre dies aber möglich? Lehrt uns nicht die Christliche Wissenschaft, daß der wirkliche Mensch nie getrennt ist von Gott, vom göttlichen Gemüt, das jeden Tag mehr mitteilt als wir empfangen können?
„Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb,” erklärt Paulus. Wenn wir für das Empfangene wahrhaft dankbar sind, erwacht in uns der Wunsch zu geben, und in der Folge bietet sich dann reichlich Gelegenheit dazu. Laßt uns der Worte unsrer Führerin gedenken: „Ungenützte Gelegenheiten werden uns zum Vorwurf werden, wenn wir die Segnungen einer Erfahrung, die wir nicht selbst gemacht haben, für uns in Anspruch nehmen wollen, wenn wir zu ernten suchen, was wir nicht gesät haben, und in unrechtmäßiger Weise in die Arbeiten andrer eintreten möchten” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 238).
Bieten uns unsre Mittwochabend-Versammlungen nicht die allerbeste Gelegenheit zum Geben? Wie können nur Menschen jahraus jahrein zu diesen Versammlungen kommen, ohne sich je über die empfangenen Wohltaten öffentlich zu äußern! Wir haben alle etwas zu geben. Und wenn wir auch das Bedürfnis nicht kennen, dem abgeholfen werden muß, so sollten wir doch willige Werkzeuge sein, durch die das Gemüt wirken kann. Vielleicht wartet der Fremdling in unsern Toren gerade auf das, was wir zu geben haben. Dürfen wir aus Befangenheit oder aus Angst, daß wir möglicherweise nicht das Richtige sagen werden, Abend für Abend sitzen bleiben? Vielleicht hegen wir unbewußt Gedanken des Tadels gegen diesen oder jenen Sprechenden und legen dadurch unsern eignen Bemühungen Hemmnisse in den Weg. In der Bibel lesen wir, daß selbst Jesus erklärte, aus sich selber heraus nichts tun zu können. Wenn wir wirklich den Wunsch haben, andern zu geben, was ihnen helfen kann, dann wird uns auch die Zunge gelöst.
Wer bei der Tagesarbeit, gleichviel wie bescheiden sie sein mag, Herz und Sinn offen hält, wird überall Gelegenheiten zum Geben finden. Wir mögen im vollbesetzten Straßenbahnwagen, mitten im regen Straßenverkehr oder im Geschäft sein — nie ist uns das Geben versagt. Schon durch ein Lächeln, ein freundliches Wort, eine kleine Höflichkeit lassen wir unser Licht leuchten, so daß andre unsre guten Werke sehen und Gott preisen.
Ich möchte bezüglich des Gebens eine äußerst befriedigende Erfahrung erwähnen, die sich vielleicht andern als eine Hilfe erweisen wird. Eine Demonstration, die unbedingt notwendig war, bereitete mir anscheinend große Schwierigkeiten. Als dann die Lösung kam, wurde ich mir eines erhöhten Dankgefühls bewußt. In meinem Bestreben, mich Gott dankbar zu erweisen für die Christliche Wissenschaft, Sein über alle Maßen herrliches Geschenk, wurde der Wunsch in mir wach, mehr von dieser Wahrheit, die jeder menschlichen Not steuert, andern mitzuteilen. Es schien als sei kein Weg mehr offen, der nicht schon diesem Zweck gedient hatte. Da kam der Gedanke: „Hast du bereits ein Zeugnis eingesandt über deine erste Heilung? Ist dir nicht durch das Lesen von Heilungszeugnissen in mannigfacher Weise geholfen worden, und hast du nicht schon durch das bloße Hören solcher Zeugnisse Befreiung vom Irrtum gefunden?” Dem innigen Wunsch folgend, mich über alle Selbstsucht zu erheben, schrieb ich sofort mein Zeugnis nieder und schickte es ein. Und mein Gebet fand Erhörung, denn durch diese eine gehorsame Tat öffneten sich Wege, auf denen ich als Werkzeug der göttlichen Liebe dienen und in viel reicherem Maße geben konnte als ich erwartet hatte. Wie nie zuvor erkannte ich die Bedeutung der Worte unsres Meisters: „Geben ist seliger denn Nehmen.”
Der wahre Christliche Wissenschafter betet täglich an der Pforte der Wahrheit und wartet geduldig an den Toren der Liebe, stets bereit, die heilende Botschaft der Christlichen Wissenschaft andern zu bringen.
Der Tag ist angebrochen, und wir werden die Läden nicht wieder zumachen.