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Zwang

Aus der März 1917-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In nichts äußert sich die Neigung zur Herrschsucht deutlicher im sterblichen Gemüt als in der Art, wie ein Mensch andre zu zwingen sucht, seine Vorurteile und Neigungen zu teilen. Weil das menschliche Gemüt etwas für richtig hält und dementsprechend zu handeln beschließt — sich dabei aber vielleicht ganz auf dem Irrwege befindet —, fordert es, daß andre die Sache im selben Lichte sehen und sich zu derselben so verhalten sollen wie er. Tatsächlich entbehrt das menschliche Gemüt des sicheren Führers, und somit wirkt oft auf sein Handeln das gerade herrschende Gefühl bestimmend, oder in manchen Fällen eine der Furchtvorstellungen, vor denen es sich beugt.

Merkwürdig ist, wie viele Menschen genau zu wissen glauben, was ihre Nächsten tun sollten, und wie viele daher der Tadelsucht Raum geben und sich in fremde Angelegenheiten mischen, obwohl sie sich selbst gegen derartiges verwehren würden. Ein solcher Fall findet sich im neunten Kapitel des Markus- Evangeliums, wo erzählt wird, wie Johannes das Werk eines andern mit den Worten beanstandete: „Meister, wir sahen einen, der trieb Teufel in deinem Namen aus, welcher uns nicht nachfolget; und wir verboten’s ihm, darum daß er uns nicht nachfolget.” Die Antwort Jesu: „Ihr sollt's ihm nicht verbieten,” atmete den Geist der Freiheit, dessen alle seine Nachfolger teilhaftig sein sollten. Bemerkenswert ist, daß Johannes im Mittelpunkt eines weiteren, sehr ähnlichen Vorfalls stand, als Petrus nach der Auferstehung am Meer bei Tiberias zu Jesus sagte: „Herr, was soll aber dieser?” Die Antwort Jesu bedeutete wiederum eine Abwehr gegenüber der Neigung, sich in andrer Leute Angelegenheiten zu mischen. Er wies Petrus darauf hin, daß er für nichts andres Sorge zu tragen habe, als selber in den Fußtapfen seines Meisters zu wandeln.

Man muß jedoch zu unterscheiden wissen zwischen Freiheit und Zügellosigkeit, und in diesem Punkt wird oftmals gefehlt. Auch hier gibt der Meister das richtige Verhalten an. „Gebet dem Kaiser,” so sprach er, „was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!” Dies führt uns von den Anforderungen des einzelnen an uns zu den Anforderungen, die die Stadt oder der Staat an uns stellt. Eine menschliche Regierung ist zugegebenermaßen unvollkommen, und ihre Bestimmungen mögen zuweilen ungerecht sein. Doch selbst in solchen Fällen gilt die Mahnung, dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist; und in Übereinstimmung mit dieser Anschauung rät Mrs. Eddy den Christlichen Wissenschaftern, dem Gesetz zu gehorchen, selbst wo sie dadurch scheinbar nicht zu ihrem Recht kommen oder ihnen daraus nach menschlicher Ansicht ein Nachteil erwächst.

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