In einem Brief, der in Miscellaneous Writings auf Seite 132 veröffentlicht wurde, gibt Mrs. Eddy ihren Nachfolgern eine Andeutung, die sie stets beachten sollten, ganz besonders aber in Zeiten der Bedrängnis wie die jetzige. Mit einfachen Worten spricht sie in diesem Briefe von einer Gewohnheit, die von ihrem Glauben und Gottvertrauen zeugt. Ihre Worte lauten: „Dreimal des Tages ziehe ich mich zurück, um für die Kranken und Traurigen den göttlichen Segen zu erbitten, mein Angesicht nach dem Jerusalem der Liebe und Wahrheit gerichtet, in stillem Gebet zu dem Vater, ‚der in das Verborgne siehet,‘ und mit kindlichem Vertrauen, daß Er’s belohnen wird ‚öffentlich.‘ Inmitten drückender Sorge und schwerer Arbeit wende ich mich beständig um Leitung an die göttliche Liebe und finde Frieden.”
Daß unsre Führerin nicht nur die Wichtigkeit sondern auch die Wirkung des täglichen Gebetes kannte, geht aus folgenden Worten aus ihrer Botschaft an Die Mutter-Kirche von 1896 hervor: „Eines habe ich sehr gewünscht und bitte nochmals eindringlich darum, nämlich, daß die Christlichen Wissenschafter hier und anderwärts für sich selbst beten mögen — nicht laut oder auf den Knieen, sondern still, demütig und inbrünstig. Wenn ein hungerndes Herz den liebenden Vater-Mutter Gott um Brot bittet, wird ihm kein Stein gegeben, sondern mehr Gnade, Gehorsam und Liebe” (Miscellaneous Writings, S. 127).
Jesus wies mit einem Gleichnis darauf hin, daß wir „allezeit beten und nicht laß werden” sollen. Selbst wenn die Erhörung unsres Gebetes sich zu verzögern scheint, dürfen wir nicht mutlos werden und der Versuchung unterliegen, den Kampf aufzugeben. Es genügt nicht, zu bitten, sondern wir müssen auch unser Teil zur Erfüllung unsres rechten Verlangens beitragen. In Wissenschaft und Gesundheit, Seite 13, sagt Mrs. Eddy: „Wenn wir uns nicht im Stillen danach sehnen und nicht öffentlich danach streben, alles das auszuführen, was wir bitten, so ist unser Beten ‚viel Plappern,‘ wie es die Heiden tun. Wenn unsre Bittgebete aufrichtig sind, so bemühen wir uns um das, was wir erbitten; und unser Vater, der in das Verborgene sieht, wird’s uns vergelten öffentlich.” Der Psalmist sagte: „Ich bin jung gewesen und alt worden und habe noch nie gesehen den Gerechten verlassen oder seinen Samen nach Brot gehen.” So sollten auch wir das Vertrauen haben, daß Gott stets bereit ist, uns zu segnen.
Daß die Jünger den Segen erkannten, der dem Meister aus seinem Umgang mit dem Vater erwuchs, geht aus der Bitte hervor, die einer von ihnen äußerte: „Herr lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrete.” Der Meister kam ihrem Verlangen sofort entgegen, indem er ihnen das kurze aber umfassende Gebet gab, welches als das Gebet des Herrn oder das Vaterunser bekannt ist. Es ist das Muster aller Gebete. Von besonderer Bedeutung ist die Bitte: „Unser täglich Brot gib uns heute,” denn sie schließt die Ermahnung in sich, daß man jeden Tag mit Gebet zu dem Geber aller guten Gaben beginnen soll. Sodann enthält sie eine Bekräftigung der Güte des Vaters und seiner Bereitwilligkeit, jedem Bedürfnis abzuhelfen, sogar ehe wir es selber erkannt haben. Jeder Tag hat seine eignen Bedürfnisse, seine eignen Prüfungen und Versuchungen, die oft von einer ganz unerwarteten Richtung kommen. Nur für das Heute sollen wir um unsern Bedarf bitten, das Morgen wird für sich selber sorgen. Mrs. Eddy gibt den Gedanken, den der Meister in dieser Bitte zum Ausdruck brachte, mit folgenden Worten in wunderbarer Weise wieder: „Gib uns Gnade für heute; speise die darbende Liebe” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 17).
Als Nachfolger des großen Lehrers können wir dieses Gebet, das die allgemeine Brüderschaft der Menschen und unsre Abhängigkeit von Gott als unserm Vater zum Ausdruck bringt, nicht ernstlich genug verrichten und nicht getreulich genug betätigen. Gleicherweise müssen wir der „Pflicht” nachkommen, auf die uns Abschnitt 4 und 6 von Artikel VIII des Kirchenhandbuchs hinweist. Durch die treue Erfüllung dieser Pflicht, durch tägliches Wachen und Beten und durch das Überwinden des Bösen wird uns die Erhörung unsres Gebetes zuteil werden. So bewirken wir sowohl unsre eigne Erlösung wie auch die der ganzen Menschheit — Erlösung von Krankheit und Sünde, Kummer und Bedrängnis.