Der Monotheist bekennt sich zu dem Grundsatz, daß was wahr ist, von Gott kommt, und daß was nicht von Gott kommt, nicht wahr ist. Somit ist die wahre Gotteserkenntnis Vorbedingung zu einer Feststellung der Wahrheit über alle Dinge. Der Mensch, der bestrebt ist, das Christentum im Lichte der Christlichen Wissenschaft zu betätigen, sucht diese Erkenntnis von dem einen Schöpfer zu erlangen und bemüht sich daher, in seinem Denken nur das als wahr anzuerkennen, was sich auf Gottes Wesen gründet.
Ein solcher Mensch erkennt, daß die Christliche Wissenschaft die vielen menschlichen Anschauungen und widrigen Zustände, die die Welt bedrücken, beiseite schiebt, das Wesen der Wirklichkeit ans Licht bringt und ihre Logik und ihren Glauben auf die eine intelligente Ursache alles Wahren gründet. Durch das Studium der Christlichen Wissenschaft gewinnt er die Überzeugung, daß die Gottheit als unendliches, allweises, allmächtiges Gemüt erkannt werden muß, als die einzige Ursache, zu Anfang, jetzt und in Ewigkeit. Es wird ihm offenbar, daß dieses Gemüt durch alle wahre Tätigkeit zum Ausdruck kommt, alle wahre Tätigkeit verursacht und bestimmt. Die Christliche Wissenschaft stützt sich auf die Wahrheit über Gott. Von dieser unumstößlichen Voraussetzung für alles richtige Denken ausgehend, führt sie mit zwingender Logik zu vernunftgemäßen und beweisbaren Begriffen von Vollkommenheit hinsichtlich jedes Problems, das sich der Menschheit bietet, und bringt ihr somit den ersehnten Frieden.
Diese Wissenschaft stellt bestimmte Forderungen. Ihre Folgerungen bewegen sich in direkter Linie: Gott ist die einzige Ursache — alle Wirkung kommt von Ihm; Er ist ein gütiger Schöpfer, und Sein Wirken kommt durch eine vollkommene Schöpfung zum Ausdruck. Die Christliche Wissenschaft fordert von den Menschen die Erkenntnis dieser Wahrheit und deren praktische Anwendung im täglichen Leben. Der Einwand, die Schwierigkeiten, die das menschliche Dasein bietet, seien zu groß, ist hinfällig, denn dies wäre um so mehr Grund, weshalb wir uns von dem Mesmerismus, der diesen Schwierigkeiten zugrundeliegt, abwenden und uns in unserm Denken über die Schatten der Erde zur allgewaltigen Wahrheit erheben sollten, empor zum Geburtsrecht des Menschen; denn mit dem Licht der wissenschaftlichen Erkenntnis verscheuchen wir die Ansprüche des sterblichen Sinnes. Auf Seite 355 von Miscellaneous Writings sagt Mrs. Eddy: „Rechts und links nach dem Nebel zu schlagen, macht den Ausblick nicht klarer. Hebt man aber das Haupt über den Nebel, so ist das das beste Mittel.” So lautet die Forderung der Christlichen Wissenschaft, sowohl bei finanziellen und beruflichen Schwierigkeiten wie in Fällen, wo es sich um Krankheit handelt.
In einem Zeitalter, wo sich die Welt intensiv mit wirtschaftlichen Aufgaben befaßt, wo die Bürden und Schwierigkeiten des Geschäftslebens schwer auf einem großen Teil der Menschheit lasten, kommt die Christliche Wissenschaft der Menschheit entgegen und zeigt auf dem Wege der Vernunft und der Demonstration die Anwendbarkeit des Gesetzes Gottes auf geschäftliche Dinge. Sie macht klar, daß durch den einfachen Prozeß des rechten Denkens das einzig wahre Geschäft —Gottes Geschäft — gefunden werden kann, das Geschäft, an dem alle teilnehmen können, und zwar in dem Maße, wie ein jeder den Sinn erlangt, der auch in Christo Jesu war.
Was wir Geschäft nennen, ist Ausdruck der Tätigkeit. Nach weltlicher Anschauung ist es der Ausdruck der Tätigkeit, die direkt oder indirekt auf die Produktion, die Verteilung und den Konsum der Dinge Bezug hat, nach denen das Menschengeschlecht verlangt. Wahre Tätigkeit ist ihrem Wesen nach geistig; daher ist jede gerechte oder rechte Tätigkeit der Ausdruck des göttlichen Geistes — sie ist das Geschäft Gottes. Die Welt ist noch weit entfernt von der Erkenntnis der Wahrheit über geschäftliche Tätigkeit, vom Standpunkte Gottes aus gesehen. Ein zeitweiliger, relativer Zustand ist aber kein Grund, weshalb die Menschheit das wissenschaftliche Denken hinausschieben und mit der praktischen Veranschaulichung jenes Geschäftes, das ewig ist, zögern sollte.
Geschäft im wahren Sinn ist somit die unendliche Tätigkeit des göttlichen Gemüts, die Tätigkeit Gottes in Seinem Weltall von Ideen, einschließlich des Menschen. Außer diesem Weltall besteht nichts und kann nichts bestehen, da alles, was besteht, Gott und Sein Ausdruck ist, ein harmonisches, unvergängliches, vollkommenes Ganze. Des Menschen Stellung im Plane Gottes ist sicher, dem höchsten Ideal entsprechend, denn er ist die Kundwerdung, der getreue Ausdruck des Gemüts. Ja es ist ebenso natürlich, daß der Mensch in rechter Weise beschäftigt und in liebevoller Weise versorgt sei, wie, daß Gott sich durch Tätigkeit bekundet. Auch gibt Gott niemals Seine Herrschaft über den Menschen und das Weltall von Ideen auf. Ein Gemüt herrscht über alle Geschöpfe, und sie leben in Einigkeit, in liebevollem Gehorsam gegen den göttlichen Willen.
Wenn der Mensch im Geschäft, wie es die Welt kennt, von der einen erhabenen Ursache aller wirklichen Dinge aus folgert, so beginnt sich sein Ausblick, der durch falsche Erziehung und weltliche Maßstäbe getrübt war, zu klären. Es wird ihm allmählich klar, daß wahre Substanz in den Dingen besteht, die Gott gibt, weil ja Gott die einzige Ursache ist — daß wahres Geschäft Gottes Geschäft ist, die einzig rechte Art, Güter zu erlangen; daß der Mensch, der Sohn Gottes, Teilhaber am väterlichen Geschäft ist, daß er an Gottes unendlichem Ausdruck Anteil hat. Er erkennt, daß der Mensch als eine Idee des Gemüts keinen Augenblick von seiner intelligenten Ursache getrennt sein kann, daß der vollständige Ausdruck Gottes ohne ihn nicht möglich ist, und daß sein Platz, sein geschäftlicher Stand, kurz seine gesamte Tätigkeit im Leben jetzt und auf immer in Gottes Hand liegt.
Mit der Erkenntnis, daß wahres Geschäft Gottes aktiver Ausdruck ist, kommt die weitere Erkenntnis, daß die Hilfsquellen dieses Geschäftes unerschöpflich sind, daß seine Gründung vollkommen ist, und daß in demselben der höchste Grad der Tüchtigkeit erreicht wird. Alles arbeitet mit mathematischer Genauigkeit, nichts geschieht durch Zufall. Der einzige Leiter dieses Geschäftes ist das göttliche Prinzip. Seine Methoden beruhen auf Weisheit und Gerechtigkeit. Liebe bestimmt die Verfahrungsart. Ehrlichkeit kennzeichnet jede Tätigkeit. Der Zweck ist, Gott zum Ausdruck zu bringen; das Mittel ist rechtes Denken. Die Erträge, die Früchte des Geistes, von denen die Welt wenig weiß, die aber über alle Begriffe reich sind, bestehen in Harmonie und Frieden, Freude, Frohsinn, geistiger Substanz, ewiger Wahrheit. Sie können nicht bemessen werden, sie dauern ewig, ihr Wert ist größer als der sterbliche Sinn zu begreifen vermag. Des Menschen Geburtsrecht wird dem menschlichen Sinne geoffenbart. Durch das Sichbewußtwerden seines Einssein mit dem Vater wird ihm sein Erbe zuteil.
Wer anfangen will, an dem Geschäft des Vaters teilzuhaben, während er noch auf Erden wandelt, muß im Himmel denken. Er muß anfangen, mit den Ideen der Wahrheit der sterblichen Vorstellung von Geschäft entgegenzutreten. Die Selbstsucht, welche hinter ihren zahllosen Masken hervorruft, man solle sie in Ruhe lassen, muß bloßgestellt und vernichtet werden. Das menschliche Selbst muß in Liebe aufgehen, der menschliche Wille muß vom Thron gestoßen werden. Ehrlichkeit und Demut müssen zu Ehren kommen, Gerechtigkeit muß jeder Handlung zugrundeliegen. Man muß liebevoll und verständnisvoll auf die Leitung des göttlichen Gemüts vertrauen. Furcht muß durch Liebe ersetzt werden. Nicht das selbstsüchtige Interesse eines einzelnen oder einiger weniger, sondern die Wohlfahrt aller muß bei jedem Geschäftsvorgang der Maßstab sein. Das fleischliche Gemüt, das fälschlicherweise den Schiedsspruch und die Gewalt im Bewußtsein und über die Angelegenheiten der Menschen in Händen zu haben behauptet, muß samt seinen Ansprüchen auf Stellung und Macht abgewiesen werden. Inmitten der Wechsler des weltlichen Sinnes muß der Mensch die Geißel der göttlichen Wissenschaft schwingen und den ganzen verderblichen Schacher der irrigen Sinnesvorstellung austreiben.
Wenn das göttliche Wesen des Geschäftes ans Licht gebracht ist, erscheint es nicht mehr als ein kompliziertes Gefüge von vielen Gemütern, Kräften, Gesetzen und Bräuchen, in welchem die Menschen blindlings nach materieller Habe streben und sich darum bekämpfen. Die Menschen fangen an, die Tatsache zu erkennen — und zwar hinreichend, um sie demonstrieren zu können —, daß es nur ein Gemüt gibt, ein Geschäft, den Ausdruck des Gemüts, in welchem Gott der Geber sowohl wie der Empfänger, das Angebot wie die Nachfrage ist; ein Geschäft, in welchem jede Handlung vollkommen durch die Liebe in Gleichgewicht gehalten wird, die allen gleicherweise gilt; ein Geschäft, dessen Tätigkeit durch Harmonie zum Ausdruck kommt und dessen Einigkeit stets besteht. In ihm stehen alle Menschen in liebevoller Gemeinschaft miteinander, sie lieben und werden von allen geliebt. Es gibt da keinen Hader, keine Konkurrenz; niemand sucht ein Monopol zu erlangen oder den andern zu beherrschen, denn was dem einen gehört, gehört allen. Keiner wünscht über dem andern zu stehen, sondern alle freuen sich ihrer Gleichheit vor Gott, geben und empfangen nicht für das eigne Selbst, sondern für Gott, das selbstlose Gute, auf daß Er sich bekunde und Sein Reich aufgerichtet werde. Die Liebe, die einzige Macht, herrscht über alles in Gerechtigkeit, und in ihren Armen sicher geborgen ruht das Geschäft Gottes, durch den Menschen zum Ausdruck gebracht.
Not und Druck, Mangel und Bedürftigkeit, Stillstand und Fehlschlag werden als das erkannt, was sie sind — als zeitliche Erdenschatten, auf mangelnder Erkenntnis beruhende sterbliche Vorstellungen, die weder Gott noch dem Menschen anhaften. Tätigkeit ist gleichbedeutend mit rechtem Denken, Versorgung mit rechtem Leben, während Erfolg das natürliche Ergebnis des Gehorsams gegen Gottes Gesetz ist, denn das Gemüt kann seine Ideen nicht verlassen, noch kann sich Gott von Seiner Kundwerdung zurückziehen. Wenn die Wahrheit so verstanden wird, verscheucht sie jegliche Panik beim einzelnen wie bei der Gesamtheit und wirkt wie ein „Schweig und verstumme” auf die Stürme der menschlichen Furcht.
Wenn man das Denken himmelwärts gelenkt hat, so stellt sich zunächst das Verlangen ein, den Vater zu preisen, und man strebt nach dem Segen des Vaters. Dies ist das endgültige Ziel, neben dem weltliche Reichtümer keine Anziehung noch Herrschaft ausüben können. Auch ist das Ideal nicht unerreichbar. Von Weisheit bewacht, von Liebe genährt, mit Geduld bedient, muß die Christus-Idee an Einfluß gewinnen, bis ihr Licht in und über allen leuchtet. Jesus fragte seine Eltern, deren Besorgnis ihn im Tiefland des materiellen Sinnes zu halten drohte: „Wisset ihr nicht, daß ich sein muß in dem, das meines Vaters ist?” Seinem erleuchteten Gemüt erschien dies als eine unabweisbare Forderung. Des Menschen Verpflichtungen haben sich im Laufe der Zeit nicht gemindert, auch bieten sich ihm nicht weniger Gelegenheiten zum Rechttun. Die Wahrheit liegt auf ewig im Bereich ihrer Idee, im Bereich des Menschen.
