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Der Gottessohn und der Menschensohn

Aus der April 1919-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Diejenigen, die in den Banden der Sünde und der Krankheit lagen, als ihnen die Christliche Wissenschaft dargeboten wurde, wissen, wie freudig sie die ermutigende Auslegung der Botschaft des Johannes in seiner ersten Epistel aufnahmen: „Ihr Geliebten! Wir sind jetzt Kinder Gottes“ (Zürcher Bibel). Es war ihnen einerlei, ob ihre Schmerzen mental, moralisch oder physisch waren: die Idee der göttlichen Sohnschaft bot ihrem Geistesauge solch herrliche Möglichkeiten, daß sie gar bald an Gesundheit und Glück zunahmen. So lebhaft war diese Idee in manchen Fällen, daß sie an sich schon völlige körperliche Heilung von langjährigen Krankheiten bewirkte. Alle Hindernisse, die sich im täglichen Leben erhoben, wurden kraft des allüberwindenden Glaubens an Gott und an des Menschen Herrschaft als des Sohnes Gottes beseitigt.

In dem Leben eines Christlichen Wissenschafters müssen jedoch gar manche Schritte vorwärts getan werden. Die geoffenbarte Wahrheit bietet uns eine exakte Wissenschaft, die von dem Schüler fordert, daß er die Regeln richtig lerne und sie gewissenhaft anwende. Fortschritt ist ebensowohl ein Gesetz des Christentums wie der Mathematik, und verständnisvolles Demonstrieren ist der nächste Schritt, der die Inspiration als greifbare Werke dartut, wie blindes Glauben und Mutmaßen sie nie und nimmer vollbringen können. Wenn jemand die Richtigkeit einer Regel in der Mathematik dadurch beweist, daß er das Problem löst, welches diese Regel erläutern soll, so versteht er das grundlegende Gesetz, welches die Regel dartut. In gleicher Weise kommt auch bei dem Fortschritt im wissenschaftlichen Christentum ganz gewiß die Zeit, wo die geistige Tatsache, daß wir „Kinder Gottes“ sind, durch die Erkenntnis bewiesen werden muß, wie man das tägliche Leben so erleuchtet, daß diese Tatsache unter allen Umständen und auf jede Weise zu Tage tritt. Manche Schüler haben Zeiten, wo Hindernisse, die früher unter dem Licht des inspirierten Denkens gar bald verschwanden, nicht mehr so rasch in ihr Nichts zergehen. Dies läßt die Notwendigkeit einer weiteren Entfaltung des Prinzips erkennen.

Wir lassen den Gedanken nie fahren, daß wir „Gottes Kinder“ sind, weil wir diesen Ausspruch zu oft durch Heilungen bewiesen haben, um ihn bezweifeln zu können; aber zu unserem Erstaunen sehen wir uns genötigt, auf materielle Umstände Rücksicht zu nehmen, über die wir glaubten uns erhoben zu haben. Wir finden uns scheinbar der halsstarrigen Materialität gegenüber, die sich weigert, unserem jetzigen Begriff von des Menschen wahrem Sein als des Kindes Gottes zu weichen. Dann laufen wir Gefahr, uns auf eine Art Vergleich einzulassen. Obschon der Schüler den absoluten Tatsachen in bezug auf einen vollkommenen Gott und einen vollkommenen Menschen Ausdruck gibt, so hat er doch einen geheimen Vorbehalt, der zuweilen wie folgt ausgesprochen wird: „O ja, das ist wahr hinsichtlich des wirklichen Menschen, aber —,“ oder: „Da der physische Körper bloß der Ausdruck des sinnlichen, sterblichen Gemüts ist, was ist dann daran gelegen, ob er lebt oder stirbt?“ Vielleicht wird ein solcher Schüler sogar gleichgültig, indem er den Körper der Gefahr, der Ermüdung oder unnötigen qualvollen Erfahrungen aussetzt. Oder aber zieht er auf Grund einer unhaltbaren Prämisse eine durchaus falsche Folgerung, indem er falschen theologischen Behauptungen beistimmt, dahin lautend, daß es zwei verschiedene Wesenheiten gebe — den wahren Menschen oder das „Kind Gottes,“ und den sterblichen Menschen. Sodann besteht die falsche Theologie darauf, der Mensch müsse in seiner täglichen Erfahrung lange Kämpfe durchmachen, wodurch sein sterbliches Selbst erneuert werde, bis es wiedergeboren sei und seinen ihm verlorengegangenen Zustand als Kind Gottes wiedererlangt habe. Diese schlummernden theologischen Suggestionen müssen wissenschaftlich zum Schweigen gebracht werden, denn sonst erzeugen sie Mutlosigkeit und einen zweifelnden Glauben an die Wirklichkeit der Krankheit und der Sünde. Das tägliche Leben verliert dann viel von seiner natürlichen Freude, die Pflichten des Tages werden zu Aufgaben, bei deren Erfüllung man von persönlichen Opfern statt vom göttlichen Prinzip Erlösung erwartet, und das Leben wird wieder in gewissem Grade zur Last und Bürde.

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