Wir können an keine Sache denken, ohne bewußt oder unbewußt ihre Beziehung zu etwas anderem in Betracht zu ziehen, und es gibt keine andere Beziehung außer der, die durch die Lage, den Platz oder den Rang bestimmt wird, den ein bestimmtes Ding anderen Dingen gegenüber einnimmt, sei es spezifisch oder im allgemeinen. Mrs. Eddy sagt auf Seite 475 von „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift,“ der Mensch sei die zusammengesetzte Idee Gottes und schließe alle richtigen Ideen in sich.“ Im Lichte dieses inhaltsreichen Ausspruchs betrachtet sehen wir, daß es unmöglich ist, sich von irgendeiner Idee, sei sie groß oder klein, einen Begriff zu machen, ohne ihre Beziehung zu Gott und daher zum Menschen in Betracht zu ziehen.
Die Idee braucht niemals zu warten, um ihren Platz zu finden, noch steht der Platz je leer, um von der Idee eingenommen zu werden. Sie waren von Anfang an unzertrennlich. Daher braucht man sich, streng genommen, niemals nach einem besseren oder vorteilhafteren Platz umzuschauen, an dem man Gott wiederspiegeln kann, denn wo man sich auch in irgendeinem Augenblick befindet, da ist der Platz, auf dem man geistig tätig sein kann. Durch das Demonstrieren oder Beweisen der geistigen Tatsache, daß die Idee stets auf ihrem richtigen Platze ist, gelangt jedoch ein Christlicher Wissenschafter in eine neue Umgebung, wo sich ihm scheinbar bessere Gelegenheiten bieten als in seiner ehemaligen Umgebung, oder er ist in seiner alten Umgebung in neuer Weise tätig. In beiden Fällen werden in seinen menschlichen Angelegenheiten und Verhältnissen Veränderungen stattfinden, die diese neuen Zustände notwendigerweise mit sich bringen.
Gerade der Platz, den wir zu einer bestimmten Zeit einnehmen, ist der Punkt in unserer individuellen Entwicklung, wo wir beweisen müssen, daß wir für die Segnung weiterer Entfaltung bereit sind, d. h., daß wir die Fähigkeit haben, mehr von der Wahrheit zu erkennen und anzunehmen als bisher. Da uns jedes neue Problem anspornen sollte, mehr Eifer, Treue, Glauben, Tätigkeit und Empfänglichkeit für geistige Dinge zu bekunden, so ist jeder Platz für uns ein Ausgangspunkt, wo wir dem Ruf zu höheren Pflichten Folge zu leisten haben. Wenn wir diesem Ruf willigen Herzens Folge leisten, dann verändert sich die materielle Lage für uns, und zwar schnell oder langsam, je nachdem sich unser mentaler Zustand bessert.
Die Tatsache, daß es stets Gelegenheiten und Möglichkeiten gibt, unseren mentalen Zustand zu verbessern, ist uns ein großer Grund zur Ermutigung. Wir lernen einsehen, daß tatsächlich nicht eher eine Besserung in unseren Angelegenheiten eintreten kann als bis dies geschehen ist. Diesen Zustand können wir nur auf eine Art verbessern, nämlich indem wir lernen, richtig zu denken und unsere Gedanken regelmäßig mit der Gedanken-Beschaffenheit zu vergleichen, die durch Jesu Lehren zum Ausdruck kam und durch sein heilendes Wirken geoffenbart wurde. Mrs. Eddy zeigt uns in ihren Schriften durch ihre reichhaltigen Darlegungen der Wahrheit, durch ihre Liebesarbeit und ihre Erklärung vom Leben liebevoll, dabei aber deutlich und sehr bestimmt, wie wir dies tun müssen. Nur wenn wir ihre Lehre praktisch anwenden und getreulich danach trachten, das Gemüt zu haben, „das in Jesus Christus war“ (n. d. engl. Bibelübersetzung), haben wir ein Recht, uns Christliche Wissenschafter zu nennen. In dem Maße, wie wir dies tun, sind wir am richtigen Ort oder auf dem richtigen Platze; d.h. wir kennen den Menschen als Bild und Gleichnis Gottes.
Eine allgemein bekannte Schwierigkeit hierbei ist die, daß wir alle geneigt sind, Pläne zu machen und voraus zu bestimmen, wie und wann diese Veränderung stattfinden soll. Dies ist nichts anderes als ein Versuch, unseren eigenen Willen oder unsere eigene Wahl zum Herrscher zu erheben, wobei wir die fortwährende Ermahnung vergessen: „Der allmächtige Gott hat das Reich eingenommen.“ Wir lesen in den Psalmen: „Du stellest meine Füße auf weiten Raum.“ Diese Worte geben uns die bestimmte Zusicherung, daß wir nicht davon abgehalten werden können — wie es uns auch vorkommen möge —,irgendeine notwendige mentale Veränderung vorzunehmen, und dies ist die einzige Veränderung, die je unsererseits notwendig ist, denn die äußeren Ergebnisse sind uns in folgenden Worten bestimmt verheißen: „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen.“ Wenn wir uns auf Grund unseres menschlichen Selbstbestimmungsrechtes einen neuen materiellen Wirkungskreis wählen, wird es vielleicht nicht lange dauern, bis es uns klar wird, daß wir in Wirklichkeit auf keinen neuen Platz gekommen sind, sondern alle unsere ungelösten Probleme mitgenommen haben, die sich uns jetzt möglicherweise recht oft und in neuer oder alter Form darbieten, bis wir sie in Übereinstimmung mit dem Prinzip ausgearbeitet haben. Dann wird der Irrtum angesichts unserer höheren Erkenntnis der Wahrheit in sein ursprüngliches Nichts verschwinden. Um eine Veränderung in unserem Zustande zu bewirken, müssen wir das, was uns unharmonisch vorkommt, ausschließlich als mental erkennen und somit beweisen, daß die Idee auf ihrem richtigen Platz ist, ja tatsächlich nirgends anders sein kann. Wir können dies nur dadurch tun, daß wir mehr von dem Prinzip erfassen und dementsprechend unsere sogenannten Kenntnisse von der Materie aufgeben. Dies wird sich uns stets in dem Maße beweisen, wie wir die Wahrheit und somit die Wahrheit über den Zustand erkennen.
Die Wirklichkeit selber verändert sich niemals. Das einzige, was sich je verändert, ist unser eigener Bewußtseins-Zustand, und durch diese Veränderung gewinnen wir neue Gesichtspunkte, von wo aus uns alle Dinge neu erscheinen, weil wir sie mit größerer Erleuchtung betrachten. Je mehr wir das Prinzip verstehen lernen, desto mehr wird uns diese geistige Erneuerung, dieses Neuwerden zur Erfahrung. Durch diese zunehmende Klarheit der Entfaltung des göttlichen Prinzips wird der Beweis erbracht, daß die Idee niemals von ihrem Ursprung, vom unendlichen Gemüte, von Gott, entfernt ist, in dem der Mensch lebt, webt und ist, und dies gibt uns die Gewißheit, daß der Mensch als die Idee Gottes stets auf seinem richtigen Platz ist. Somit können wir den Platz und die Idee niemals als von einander getrennt ansehen. Das Gegenteil ist in bezug auf alle sterblichen Begriffe der Fall. Was das sterbliche Gemüt auch vorgeben mag zu sein oder zu haben, es hat keinen Platz.
In dem Maße also, wie der Mensch seinen wahren mentalen Zustand oder Standpunkt erkennt und von dieser Basis aus handelt, ergreift er Besitz von seinem göttlichen Erbe, dem einzig richtigen Platz für den Menschen, die Idee des Prinzips, nämlich dem Himmelreich. Um dies tun zu können, muß er sich ohne Vorbehalt dem Geist zuwenden, denn, wie unsere Führerin sagt: „Geist wird nur durch das Verständnis und die Demonstration des ewigen Lebens und der ewigen Wahrheit und Liebe erlangt“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 279). Hieraus ersehen wir deutlich, daß wir durch treues, praktisches Anwenden der Christlichen Wissenschaft die Allgegenwart und Allmacht von Leben, Wahrheit und Liebe demonstrieren müssen, wenn wir hier und jetzt beweisen wollen, daß Platz und Idee untrennbar sind. Durch die Demonstration dieser göttlichen Dreieinigkeit, oder dreifachen Wesenheit des Prinzips, Gottes, erkennen und beweisen wir, daß der Mensch „ein lebendiger Zeuge und eine dauernde Idee des unerschöpflichen Guten ist“ (Miscellaneous Writings, S. 83). Somit muß der Mensch — da Ort und Idee zusammenbestehend sind, notwendigerweise einen unbegrenzten Platz haben; d.h. sein Platz bietet ihm stets reichlich Gelegenheit, das, was für ihn richtig ist, zu tun, denn dies ist eine der Offenbarwerdungen der göttlichen Übereinstimmung. Weder fleischliche Bande noch andere sterbliche Erfindungen können den Menschen fesseln und ihn daran hindern, sich auf seinem eigenen Platz frei zu bewegen. Wenn sich Hindernisse einstellen oder sich zu mehren scheinen, können wir mit Sicherheit annehmen, daß das sterbliche Gemüt für einige seiner Begriffe oder Annahmen in unserem Denken Platz beansprucht. Diese sind jedoch stets gefälscht, und es gibt keinen Platz, auf dem sie sich rechtmäßig aufhalten können.
Wenn wir deutlich erkannt haben, daß Identität die Idee des Prinzips ist, werden wir sehen, daß wir uns bereits auf unserem richtigen Platz befinden und nirgends anders sein können. Ferner wird es uns dann klar sein, daß keine gute Arbeit, keine redliche Bemühung, keine wahre Erkenntnis je verloren gehen kann, sondern in beständig sich entfaltender Tätigkeit fortbesteht. Genau in dem Maße, in dem sich das Verständnis von der Idee in uns entfaltet, erkennen wir unseren Platz, und durch alles hindurch leuchtet die Verheißung einer Wohnung in unseres Vaters Hause, die uns offen steht, sobald wir bereit sind, sie zu beziehen. Wir müssen jedoch zunächst den Platz vollkommen ausfüllen, den wir zur Zeit innehaben, „bis der komme, der sie [die Krone] haben soll,“ und wir uns nicht mehr als Gäste und Fremdlinge, sondern als „Miterben Christi“ kennen, wie uns der Vater kennt. Dann werden wir „gen Zion kommen mit Jauchzen“ und uns „freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude.“