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Gewaltig reden

Aus der Juli 1920-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Christian Science Monitor


Der Mensch hat seine Macht von Gott, vom Prinzip, und von keiner geringeren Quelle. Die Macht des Menschen ist das Ergebnis seiner Erkenntnis des Prinzips, seiner mit dem Prinzip in Einklang stehenden Lebensführung und seiner Demonstration des Prinzips. Das mußte Pilatus einsehen lernen, als er Christus Jesus gegenüber mit seiner Macht prahlte und dann durch das Geschrei des verachteten Volkshaufens vor seiner Tür an seine Beschränkung erinnert wurde: „Lässest du diesen los, so bist du des Kaisers Freund nicht.“ Selbst Cäsar erkannte, wie machtlos er war, als er sich vor seinen Mördern in die Fenstervorhänge hüllte. Die Macht des Cäsar, die Macht des Pilatus, war also nichts weiter als die vorgebliche Macht des menschlichen Gemüts, die Fälschung der einen wahren Macht, die göttlich ist. Weder Cäsar noch Pilatus hatten je von der Macht geträumt, die zu dem Blinden sagte: Sei sehend, und zu dem Tauben: Sei hörend; die den Sturm stillte und die Toten aus dem Grabe rief.

Cäsar und Pilatus waren von der Erde und irdisch, wie noch jeder Cäsar, von Augustus bis Napoleon, wie noch jeder Pilatus, von Pontius bis Warren Hastings. Wahre Macht erlangt man dadurch, daß man alles vergißt, was Cäsar und seinen Statthaltern am wirklichsten erschien. Damit sie im Bewußtsein geboren werde, muß man sich von der Materie ab- und dem Geist zuwenden, die Fußtapfen Cäsars verlassen und in den Fußtapfen des Christus wandeln, wie Mrs. Eddy es in folgender wohlbekannten Stelle in Wissenschaft und Gesundheit (S. 14) völlig klar gemacht hat: „Gänzlich getrennt von der Annahme und dem Traum des materiellen Lebens ist das göttliche Leben, welches geistiges Verständnis und das Bewußtsein von des Menschen Herrschaft über die ganze Erde offenbart. Dieses Verständnis treibt Irrtum aus und heilt die Kranken, und mit ihm kannst du sprechen, wie einer, der Vollmacht hat.'“

Um die volle Bedeutung dieser Worte zu erfassen, muß man bedenken, daß das gemeine Volk, das dem Meister „aus Galiläa, aus den Zehn Städten, von Jerusalem, aus dem jüdischen Lande und von jenseit des Jordans“ gefolgt war, ihm ihre Kranken brachten, die „mit mancherlei Seuchen und Qual behaftet“ waren, „die Besessenen, die Mondsüchtigen und die Gichtbrüchigen.“ Alle diese heilte Jesus. Weil er die Wahrheit seiner Lehre durch seine Heilungen demonstrierte, erkannte das Volk die Macht seiner Lehre und sagte, er predige „gewaltig und nicht wie die Schriftgelehrten.“

Die Schriftgelehrten waren eine Unterabteilung der jüdischen Hierarchie, einer Hierarchie, die sich nach der Art Cäsars und des Pontifex Maximus auf Kirchenbräuche und Lehrmeinungen verließen, um ihre Macht aufrecht zu erhalten. Sie vertrauten auf die Materie, welche Jesus unter die Füße trat; ihre Argumente waren die Dienste des Kerkermeisters und des Henkers, Jesu Argumente bestanden im Heilen der Kranken und im Erwecken der Toten. Das neue Evangelium war den Fischern und Ackersleuten unbekannt, ja fast unverständlich. Waren sie doch gewohnt, vor der Peitsche der römischen Hauptleute zu fliehen und sich der Entscheidung der jüdischen Schriftgelehrten zu unterwerfen. Und so kam es, daß diese Fischer, die da sahen, wie selbst die Elemente dem Wort dieses Menschen gehorchten, der weder den scharlachfarbenen Waffenrock des Hauptmanns noch die Gebetsriemen des Pharisäers trug — daß diese Fischer einander verwundert fragten: „Wer ist dieser? denn er gebietet dem Winde und dem Wasser, und sie sind ihm gehorsam.“

Wer war nun Jesus, der Christus? Die Jünger hätten diese Frage besser beantworten sollen können als irgend jemand anders. Sie scheinen jedoch Christus Jesus nicht wahrhaft verstanden zu haben bis nach der Auferstehung, und selbst dann verstand ihn nur einer in genügendem Maße, um dem Tod entgegen zu treten und ihn zu überwinden, nämlich Johannes, der geliebte Jünger. Die Auferstehung war scheinbar nötig, um diesen Männern, die gesehen hatten, wie die Kranken geheilt, die Toten erweckt, die Menge gespeist und der Sturm gestillt wurde, die gänzliche Unwirklichkeit der Materie eindringlich zu machen. Aber ohne ein wissenschaftliches Verständnis können die großen Taten Jesu nicht in überzeugender Weise wiederholt werden. In Wissenschaft und Gesundheit auf Seite 345 legt Mrs. Eddy den Grund dar, warum viele Menschen die Lehren Christi Jesu nicht annehmen und sich zur Erkenntnis ihrer Erhabenheit emporschwingen. Sie sagt: „Dieser Gedanke von der menschlichen, materiellen Nichtsheit, den die Wissenschaft einprägt, bringt das fleischliche Gemüt zur Wut und ist die Hauptursache von der Feindschaft des fleischlichen Gemüts.“ Der reiche Jüngling „ging ... betrübt von ihm; denn er hatte viele Güter.“

Diese großen Güter (die nicht notwendigerweise in Gold oder Silber, in Häusern oder Vieh bestehen), verwischen die Fußspuren des Christus direkt vor den Augen der Menschen. Wohl ist die Menschheit gerne bereit, ihre Schmerzen und Kümmernisse los zu werden; aber ihre sinnlichen Genüsse sind ihnen sehr teuer. Sie entschuldigen diese, ja sie behaupten sogar, sie seien unbedingt notwendig. Viele von diesen Genüssen scheinen harmlos; aber es ist sehr fraglich, ob es ein Zugeständnis an die Materie gibt, das harmlos ist. Eine besondere Art der Entsagung mag das Verständnis einzelner übersteigen, und es steht dann niemandem zu, zu richten — auf daß er nicht gerichtet werde. Nichtsdestoweniger bleibt die wissenschaftliche Tatsache bestehen, daß der reiche Jüngling traurig von dannen ging, weil er nicht bereit war, alles, was er hatte, zu verkaufen und es den Armen zu geben.

Was hat ein Mensch zu verkaufen, wovon kann er sich trennen? Gar vieles; ja oft solche Dinge, die schwerer aufzugeben sind als der Purpur, die feine Leinwand und das üppige Leben, die den reichen Mann im Gleichnis wie in einem Amboß festhielten, nämlich Neid, Haß, Arglist und jede Art der Lieblosigkeit. Gar mancher, der Gott dankt, daß er kein gemeiner Dieb ist, stiehlt seines Nächsten Charakter oder dessen günstige Gelegenheiten ohne die geringsten Gewissensbisse. Der Dieb riskiert seine Freiheit, der Verleumder denkt, er riskiere nichts; aber in Wirklichkeit riskiert er sein Leben. Jesus stellte die Frage: „Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne, und nähme an seiner Seele Schaden?“ Mrs. Eddy läßt die gleiche Warnung noch eindringlicher ergehen, wenn sie in Wissenschaft und Gesundheit sagt (S. 426): „Wenn die Todesannahme vernichtet und das Verständnis erlangt würde, daß es keinen Tod gibt, so würde dies ein ‚Baum des Lebens‘ werden, der an seinen Früchten zu erkennen ist. Die Energie und die Anstrengungen des Menschen sollten sich erneuern, und er sollte die Torheit der Heuchelei einsehen, während er die Notwendigkeit verstehen lernt, seine eigne Seligkeit auszuarbeiten.“

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