„Friede, Friede sei mit dir! Friede sei mit deinen Helfern! denn dein Gott hilft dir.“ Wie könnte jemand, der sich, bei der Ausarbeitung seiner eigenen Erlösung aus der Unwahrheit, an diese herrlichen Worte Amasais, des obersten Hauptmanns, gehalten hat, anders als sich der Gefährten die ihm gesandt werden, freuen, gleichwie David es tat? Obschon Wahrheit immer gegenwärtig ist als unsere einzige und beständige Helferin, die uns zu den stillen Wassern und auf der Straße der Gerechtigkeit führt, können wir sie doch nur nach und nach verstehen und so, wenn wir uns gegen die drohenden Erscheinungen des Bösen stellen, scheint ein Helfer nach dem anderen zu uns zu kommen, bisweilen unter einer Gestalt dann wieder unter einer anderen, doch immer auf der Seite von Jesses Sohn, der als der Bannerträger des Prinzips angesehen wird.
Wie unerwartet und wie verschieden waren Davids Gefährten auf seinem Vorwärtsmarsche! Und wie genau im Verhältnis zu der vor ihm liegenden Aufgabe war ihre Hilfe an den drei Hauptorten seines Weges, ehe er hinausging um die Lade Gottes in die Wohnung zu bringen, die dafür bereitet worden war auf dem Berge Zion! In die Höhle Adullam kam er in Gestalt eines unsinnigen Menschen. In Ziklag, wo Amasai seine Führerschaft guthieß, wurde er von den Philistern anerkannt; doch hielt er sich noch immer vor Saul verborgen. Als gekrönter König über das Haus Juda blieb er noch mehr als sieben Jahre in Hebron, vor die Zeit da war, die durch die Überbringung der Lade nach dem Berge Zion versinnbildlicht wurde, als es möglich schien Jerusalem zum Regierungssitz von beiden, Israel und Juda, zu machen.
Man sollte beobachten, daß Davids Helfer immer edler wurden während dieser Zeit. Äußerlicher Friede war damals und ist auch jetzt kein sicherer Beweis der Gegenwart solcher Gefährten. Sie bringen die innere Ruhe und das Hoffen deren David sich sicher bewußt war, selbst als er in der Höhle von Adullam wohnte. Wer waren seine Helfer dort? Eine merkwürdige Schar: „Allerlei Männer, die in Not und Schulden und betrübten Herzens waren.“ So wurde der Vorgang der Trennung offenbar, zwischen solchen die zufrieden waren in Zuständen der Ungerechtigkeit und Unwahrheit zu verbleiben, und solchen, die ihre schlechte Umgebung nicht länger ertragen konnten und sich in der natürlichen Feste, die David gewählt hatte, versammelten. Mrs. Eddy stellt heute dem Denken eines jeden von uns dasselbe Verlangen, wenn sie sagt: „Christliche Wissenschafter müssen unter dem beständigen Druck des apostolischen Gebotes leben, aus der materiellen Welt herauszugehen und sich abzusondern“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 451). Unser Bollwerk ist von sterblichen Zuständen getrennt, die Gedanken in uns, die über fleischliche Verfolgung trauern, wenden sich zu der Festung und werden getröstet.
Davids Helfer in Ziklag waren anderer Art. Begeisternd wirkt die Beschreibung der Gaditer, die sich von anderen abgesondert und zu ihm gingen „starke Helden und Kriegsleute, die Schild und Spieß führten, und ihr Angesicht wie der Löwen, und schnell wie die Rehe auf den Bergen.“ Die Höhle war nicht mehr ein bloßer Zufluchtsort; sie wurde eine Stätte der Vorbereitung für große Taten. Man erinnere sich der Auslegung von Gad, in dem wunderbaren Glossarium das uns Mrs. Eddy gegeben hat (Wissenschaft und Gesundheit, S. 586): „Die Wissenschaft; das geistige Sein verstanden; das Eilen zur Harmonie hin.“ Das Eilen dieser neuen Gefährten zur Harmonie hin ist fühlbar. Mit geweihten Waffen in den Händen ließen sie sich von dem Getöse der Waffen oder der Disharmonie und Verwirrung die andere erschrecken würden, nicht erregen. Sie kamen zu Tausenden und der Geist des Herrn war auf ihrem Hauptmann, sie kamen „bis daß es ein großes Heer ward wie Heer Gottes.“ David aber nimmt diese Hilfstruppen nicht ohne Frage an, sein Herz ist erst mit ihnen einig, wenn er sich versichert hat, daß sie in Frieden kommen und mit der Absicht seiner Sache zu helfen. Was kann mehr befriedigen als das Wissen, daß, wenn wir jeden Gedanken der zu uns kommt im Namen des Prinzips herausfordern, oder, in anderen Worten, wenn uns „hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit,“ unser ganzes Sein mit dem Bewußtsein geistiger Macht erfüllt wird?
Als der Sohn Jesses Hebron endlich erreichte, kamen neue Scharen um zu helfen ihn in das Königreich Sauls zu führen. Es ist bemerkenswert, daß, obwohl auch sie im Kriege geübt waren, sie in den meisten Fällen, besonders für ausgesprochen mentale Eigenschaften empfohlen werden; als Männer „die verständig waren und rieten, was zu jeder Zeit Israel tun sollte,“ solche waren die Kinder Isaschar, die sich offensichtlich von ihrem Stamm getrennt und sich die großen Eigenschaften, die diesem besonderen Sohne Jakobs gemangelt, angeeignet hatten. Die feinsten von allen war die Abteilung von Sebulon von denen „fünfzig tausend, sich in die Ordnung ... schicken einträchtig.“ Diese Herzensreinheit, der in der Bergpredigt ein besonderer Segen zugesprochen worden ist, befähigt alle die sie ganz erlangen, mühelos in Reihe zu stehen. Von einfach menschlichen Hauptleuten wissen sie nichts. Für die Diener der Liebe gibt es gar keine äußere Disziplin. Sie bewegen sich schon mit vollkommenem Herzen und in der Einheit des Geistes in harmonischen Truppen. Das Verständnis, daß es in Wirklichkeit keinen anderen Zustand des Seins gibt als diesen, würde einen befähigen die grundliegende Wahrheit über die sieghafte Kirche zu beweisen; es würde die Mittel verschaffen, durch welche wir uns geistig im Schritt finden und fähig sind unfehlbar die göttliche Wissenschaft zu demonstrieren, völlig getrieben von einer Macht die nicht unsere eigene ist.
Der gehobene Zustand, der einer sogar momentanen Erkenntnis der völligen Machtlosigkeit, der scheinbar großen und mannigfaltigen Truppen des Bösen folgt, macht seinen eigenen besonderen Anspruch auf Wachsamkeit in bezug auf die Gedanken, die in der Gestalt von Helfern zu uns kommen. Bloße menschliche Hilfe zur Förderung großer Zwecke die göttliches Gutheißen vorgeben, sind die treulosesten aller Gefährten. In der Tenne zu Chidon wurde David ein sicheres Zeichen gegeben, daß er falsch gewählt hatte, als er den wertlosen Wagenführer in die glorreiche Gesellschaft derer aufnahm, die die Lade Gottes aus dem Hause Abinadabs auf den Berg führten. Daß die Kinder strauchelten, daß Usa seine Hand ausstreckte um die Lade zu stützen und daß er geschlagen wurde, sind bloße Zufälle im menschlichen Schauspiel. David vergaß die Hauptleute der Tausenden die mit vollkommenen Herzen mitgekommen, die Priester und Leviten, die Sänger, Instrumentspieler und die Versammlung von Israel die dem Zuge gefolgt waren, und unterhielt nur den einen Gedanken, der unwirklich war, und ward „traurig, daß der Herr den Usa so wegriß.“ Es war seine eigene Wahl einer falschen Annahme eines Gefährten die er hätte aufgeben sollen. In der äußeren Kundgebung wurde es so klar gemacht, daß nichts außer zunehmendem Eigenwillen das Zeichen mißdeuten konnte, da die Nutzlosigkeit von Usas Versuch, die Bundeslade zu stützen, in dem bedeutungsvollen Satz „daß er daselbst starb vor Gott,“ hervorgehoben wurde. Vollkommenheit enthüllte plötzlich die Nichtsheit von Unvollkommenheit. Hätte David erkannt, daß der Gott Israels ihm hier und jetzt Seine Erlösung bewiesen, so hätte der große feierliche Zug mit der Lade in der Mitte seinen Weg fortsetzen können bis zum endgültigen Ziel auf dem Berg Zion. Aber er hielt noch immer den Gedanken fest, daß Usa ein richtig gewählter Helfer gewesen sei. Gleich auf den Fersen der Unzufriedenheit über den Weg der Vollkommenheit folgte die Furcht vor Vollkommenheit. „Und David fürchtete sich vor Gott des Tages und sprach: Wie soll ich die Lade Gottes zu mir bringen?“
Es ist dies eine Frage, welche wir alle einmal in unsere Gesellschaft aufgenommen und die nur entfernt werden kann, wenn wir uns erinnern, daß die Lade immer mit uns ist, in dem einzig wahren Heim das wir haben — dem Schirm des Höchsten — und daß sie das Sinnbild der Idee der Sicherheit ist. Mrs. Eddy definiert Arche — Lade — als „Geborgenheit; die Idee oder Wiederspiegelung der Wahrheit, die erwiesenermaßen ebenso unsterblich ist wie ihr Prinzip; das Verständnis vom Geist, daß die Annahme von Materie zerstört“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 581). Da beide, Vergangenheit und Zukunft, Annahmen von Zeit sind und darum auch von der Materie, ist es klar, daß, als Usa vor dem Herrn starb, die vollkommene Zerstörung des Gedankens eines jeden vorhergegangenen widrigen Zufalls vorausgesagt wurde. David hatte den Punkt, wo er das verstehen konnte, noch nicht erreicht; sein Begriff der Lade und des Zeugnisses war zu materiell, darum schien das ganze Ereignis, wie er es sah, so auf sein Denken zu wirken, daß es ihn verhinderte richtig zu handeln. So wurde die Lade weggetragen und blieb während drei Monaten im Hause des Obed-Edom.
Es ist bedeutsam, daß Davids falscher Gefährte so nahe bei ihm und der Lade war und scheinbar mit einer so großen Verantwortung betraut wurde. Daß es in Wirklichkeit keine solche Verantwortung gibt,— daß alle Verantwortung dem einen Gemüt gehört — kommt nicht in Frage. Hätte der König das erkannt so wäre kein Unfall und kein treuloser Helfer gewesen. Menschliches Wollen, menschliche Mißverwaltung und menschliche Unfähigkeit, die bei David Gehör fanden, versuchten, lange vor Usa die Hand ausstreckte, die Lade zu stützen. Persönliche Führung mußte vernichtet werden. Als dann schließlich die Lade von den Levitern aus dem Hause des Obed-Edom getragen wurde, ist Davids völliges Vertrauen auf das Prinzip versinnbildlicht worden.
Solchen die sich einbilden eine wahre religiöse Bewegung könne je zum Stillstand gebracht werden, dient diese Episode zur sehr nötigen Lehre. Der Stillstand ist nur in ihrem eigenen, sündigen Bewußtsein; denn Gottes unendliche Idee hört nie auf, sich, in Übereinstimmung mit Seinem Gesetz, zu entwickeln. Die Christian Science ist es, welche die genaue Regel verleiht, bei welcher alle Gedanken die sich als Helfer anbieten geprüft werden können, und ihre Anhänger wissen wohl, daß, wenn sie sich unentwegt zum Geber aller guten Gaben wenden, ihre falschen Gedanken vor Ihm, dessen Gedanken rein sind, daß Er „Übles nicht sehen“ mag, ausgemerzt werden. Darum wird die freudige Erkenntnis der Vernichtung Usas die Schutzmarke für den Christian Scientisten, und in seinem Bewußtsein geht die Bewegung ewig ungestört auf ihrem Weg von Vollkommenheit zu Vollkommenheit.
Sind wir aber heute nicht einer Versuchung ausgesetzt die mit der Versuchung der David nachgab verglichen werden kann? Ist unter uns niemand der die große Menge von Anhängern der Christian Science, mit ihren menschlichen Unvollkommenheiten, als eine geordnete Truppe ansieht, die eine materiell aufgefaßte Lade umgibt, und den Wert eines jeden Helfers je nach seiner Nähe zu den Gesetzestafeln bemißt? Gibt es einen solchen, so hat er nicht nur einen einzelnen Usa, sondern viele zu seinen Gefährten gewählt, und wenn seine Erwartungen ungehinderten Fortschrittes gewaltsam zerstört werden, wird er dieselbe Enttäuschung erleben und von derselben Furcht überwältigt werden wie David selbst.
Es gibt tatsächlich keinen Pfad zur Sicherheit als die Zurückweisung jeder menschlichen Nachahmung geistiger Kameradschaft, welche einer Erkenntnis des Gattungsmenschen, als das vollkommene Bild und Gleichnis Gottes, folgt. Indem eine solche Vision wahrer Gemeinschaft in Christus unsere einzige Vision wird, werden alle Gelegenheiten zum Straucheln beseitigt und gleichzeitig verschwindet jede scheinbare Notwendigkeit die göttliche Führung zu ergänzen. Es ist wahr, daß das Ergebnis dieses vollständigen Vertrauens auf das Prinzip nicht das sein mag, was wir uns bewußt oder unbewußt vorgestellt haben, aber es wird uns sicher die Erfahrung bringen, welche Mrs. Eddy in der schon erwähnten Stelle mit der Lade verbindet, nämlich überwundene Versuchung welcher Erhebung folgt.
