Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Der unausgesprochene Entschluß

Aus der November 1924-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Nichts veranschaulicht die Neigung zur Unentschlossenheit im menschlichen Wesen besser, als seine Bereitwilligkeit, gute Entschlüsse zu fassen, und sein erbärmliches Versagen, sie auszuführen. Einer der Gründe dieses Mangels an Standhaftigkeit ist die Neigung des einzelnen, sich zu seinem hohen Ziel zu beglückwünschen, oft in dem Maße, daß er es laut von den Dächern verkündet, anstatt sich ruhig der Mittel zu bedienen, die ihm Gott zur Verfügung stellt, um aus seiner Absicht eine vollendete Tatsache zu machen.

Bei dieser vernehmbaren Verkündigung wird er vielleicht in größerem Maße, als er ahnt, von der irrigen Voraussetzung beeinflußt, daß der gute Antrieb ihm selbst entspringt, daß die Fähigkeit, ihn in die Tat umzusetzen, seine Fähigkeit ist, und daß der Ruhm für das Vollbringen ein persönlicher sein wird. Dies alles läßt Gott ganz außer Betracht und schließt daher die Möglichkeit des Erfolges von vornherein aus. Jedes unnötige Aufrühren oder Kundgeben hat ferner die Wirkung, daß der Widersacher gereizt und dazu angestachelt wird, Hindernisse in den Weg zu werfen. Leute, die Wertvolles leisten, sprechen wenig über das, was sie tun wollen. Sie widmen sich weise und fleißig der Ausführung des Unternommenen und führen es erfolgreich durch, ehe die Kräfte, die sich widersetzen möchten, entdecken, daß es im Gange ist.

In früheren Zeiten war das Fassen von Entschlüssen hauptsächlich auf das Gebiet der Sittlichkeit beschränkt. Da aber die Christliche Wissenschaft jetzt offenbart, daß der einzelne durch weises Sichverlassen auf die göttliche Macht nicht nur auf dem Gebiete der Sittlichkeit sondern auch hinsichtlich seiner Gesundheit Herr seines Geschicks ist, so ist der hohe Entschluß und der feste Vorsatz beim Überwinden von Krankheit unleugbar von großer Wichtigkeit. Fast ohne Ausnahme bemerkt der Neuling in der Christlichen Wissenschaft bald eine Besserung seines körperlichen Zustands. Kleinere Leiden verschwinden und langwierige Gebrechen bessern sich wenigstens, wenn sie nicht ganz geheilt werden, als Ergebnis seines oberflächlichen Lesens der Literatur der Christlichen Wissenschaft, das vielleicht durch die Hilfe eines mehr erfahrenen Wissenschafters ergänzt wird. Natürlich freut er sich sehr über die Ergebnisse und ist für das Erforschen und den Wert der Wissenschaft begeistert. Monate, selbst Jahre, können jedoch vergehen, bis er die Bedeutung der Lage erfaßt. Alsdann, vielleicht zu einer Zeit des stillen Nachdenkens oder in der Entscheidungsstunde eines heftigen Leidens, erhebt sich die Frage und dringt auf eine unzweifelhafte Antwort: Willst du dich von nun an auf Wahrheit als deinen Arzt unter Ausschluß materieller Heilmittel verlassen?

Wenn sein Sichvertiefen in die Christliche Wissenschaft derart war, daß es ihn befähigte, ihre grundlegenden Wahrheiten zu erfassen, so wird seine Antwort bejahend sein. Er wird jedes Argument zu Gunsten von Arzneien zurückweisen, da er wohl beachtet, daß ihnen keine Heilkraft innewohnt, sondern sie nur die scheinbare Kraft haben, mit der die menschliche Annahme sie ausrüstet; und daß sie, während sie solchen Leuten, die immer noch auf sie vertrauen, anscheinend zeitweilig helfen, für ihn keine Wirkung haben, weil sein Glaube, durch den sie wohl für den Augenblick gewirkt haben würden, verschwunden ist und einem höheren Verständnis Raum gegeben hat.

Die Entscheidung wird, wenn sie andächtig erreicht worden ist, nicht geräuschvoll verkündigt werden. Still und dankbar, wenngleich entschlossen, wird sie auf die ruhige Versicherung gegründet sein, daß „Zuflucht ist ... unter den ewigen Armen”. Alles Prahlerische, das sich etwa geltend machen sollte, wird unterdrückt. Wer hat nicht durch bittere Erfahrung gelernt, daß Wahrheitserklärungen, die bei Erörterungen oder in der Begeisterung unnötigerweise geäußert wurden, unter mehr oder weniger schwierigen Umständen später bewiesen werden mußten? Es wird beim Ausführen eines rechten Entschlusses genug Hindernisse geben, selbst wenn er unausgesprochen geblieben ist. Wer ihn unbedacht öffentlich verkündet, vermehrt oder erschwert nur die Hindernisse. In solcher Weise handeln heißt den Widersacher unnötigerweise reizen, ihn herausfordern, das Schlimmste zu tun. Es ist verwandt mit dem Aufschneiden, das kein Gesinnungszustand ist, der bereit ist, Gottes Segen zu empfangen.

Wenn aber der Entschluß die vorhandenen Schwierigkeiten für den Augenblick anscheinend eher herausfordert als beschwichtigt,—was vorkommen kann, selbst wenn er mit Verständnis gefaßt ist und einsichtsvoll ausgeführt wird—, so wird er auch den einzelnen mit neuer Energie und größerer Fähigkeit ausrüsten, um mit den Ansprüchen der Krankheit fertig zu werden. Alle vorübergehenden Hindernisse des Fortschritts werden daher nichts sein im Vergleich mit der Macht, die die Gesundheit erhält, und die er durch sein unerschütterliches Eintreten für die Rechtschaffenheit für sich gewonnen hat. Er hat sich das Recht auf die Zusicherung erworben: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir”; und er weiß die nachdrückliche Erklärung der Mrs. Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 167) zu schätzen: „Es ist nicht weise, eine lahme und halbe Stellung einzunehmen oder zu erwarten, daß man gleichmäßig mit Geist und Materie, Wahrheit und Irrtum arbeiten könne. ... Nur wenn man sich absolut auf Wahrheit verläßt, kann einem die wissenschaftlich heilende Kraft zur Wirklichkeit werden”.

Wer es nicht schon tat, wird jetzt in der Bibel und in den Schriften unserer Führerin ernstlich forschen, weil er dankbar anerkennt, daß seine eigene Sicherheit und die Sicherheit anderer, die sich etwa um Hilfe an ihn wenden, von dem abhängt, was er von der göttlichen Wissenschaft versteht und lebt. Wenn er aber Verantwortungen übernommen hat, so ist er auch in den Besitz der Mittel gelangt, ihnen gerecht zu werden, weil er jenen ungewissen Gedankenzustand, der gerade die Zufälle herbeiführt, die er fürchtet, abgelegt und sich unmittelbar jenem Wahrheitsantrieb ergeben hat, der allen Irrtum, einschließlich der Krankheitsannahmen, vernichtet.

Wer sein Vertrauen in zwei Gesundheitslehren setzt, wird wahrscheinlich mit keiner von beiden Erfolg haben und schließlich der materielleren anhangen. Ein allopathischer Arzt erklärte einst dem Verfasser dieser Betrachtung, daß die Homöopathie ihre Wesenheit als ein bestimmtes Heilverfahren eingebüßt und sich mit der Allopathie verschmolzen habe, weil ihre Ärzte nicht damit zufrieden waren, sich auf ihre Heilmittel zu verlassen, sondern gelegentlich ihre Zuflucht zu allopathischen Heilmitteln nahmen. In derselben Weise, fügte er hinzu wird die Allopathie schließlich alle anderen Heilsysteme, die Christliche Wissenschaft eingeschlossen, verdrängen. Der Christliche Wissenschafter möchte diese auf das Ende der Homöopathie bezogene Schlußfolgerung bezweifeln, und er wird es bestimmt ablehnen, zu glauben, daß ein solches Schicksal die Christliche Wissenschaft erwarte; aber er wird auch die schlimme Bedeutung des Arguments nicht übersehen. Es sollte ihn veranlassen, jederzeit innezuhalten, wenn er versucht wird, zu materieller Diagnose oder Behandlung seine Zuflucht zu nehmen. Und während er diejenigen nicht verdammt, die in dieser Hinsicht unschlüssig sind und nicht wissen, was sie bedrängt, wird er doch fest an dem Glauben halten und wohl beachten, daß eine Abweichung davon seine Schwierigkeiten nur verlängert. Er wird über eine zweifelhafte, zeitweilige Linderung hinausblicken und erkennen, daß ihm schließlich keine andere Hilfe bleibt als Gott allein; und er wird nach jenem Verständnis trachten, das offenbart, daß jederzeit keine andere Hilfe nötig oder überhaupt möglich ist.

Jedes Zögern, sich ganz auf die Christliche Wissenschaft zu verlassen, ist auf die Weigerung des sogenannten menschlichen Gemüts zurückzuführen, den vollen Inhalt der Christlichen Wissenschaft anzunehmen. Es gibt zu, daß Wahrheit gewisse, vielleicht die meisten Irrtümer berichtigen kann, bezweifelt aber, daß es alle berichtigen kann. Ein Beispiel davon ist die Neigung, sich auf die materielle Zahnheilkunst zu verlassen, ohne kaum an die Macht der Christlichen Wissenschaft zu denken, deren Fähigkeit weit über das bloße Lindern von Schmerzen hinausgeht. Jede irrige Annahme, in welchem Körperteil sie sich auch immer zu bekunden beansprucht, weicht der Vergegenwärtigung, daß Leben Gott ist und daher jederzeit und überall vollkommen wirkt. Festigkeit und Standhaftigkeit können nicht entkräftet oder durch unbefugte Eingriffe gestört werden; denn sie sind Eigenschaften jener unzerstörbaren Substanz, aus der der Mensch geschaffen ist. Einst werden wir uns diese Wahrheit in ihrer ganzen Fülle zunutze machen. Inzwischen können wir wenigstens in der betrachteten Richtung einen wirklichen Anfang machen, und zwar ehe sich uns Schwierigkeiten mit unseren Zähnen tatsächlich aufdrängen. Die in einzelnen Fällen bereits erreichten erfreulichen Ergebnisse gewähren uns die greifbare Versicherung, wenn eine solche überhaupt nötig ist, daß die Christliche Wissenschaft diesem wie jedem andern Notfall gewachsen ist. Mrs. Eddy macht keine Einschränkung zu ihrer Erklärung in „Wissenschaft und Gesundheit” (S. 425): „Berichtige die materielle Annahme durch geistiges Verständnis, und Geist wird dich neu bilden”.

Wer sein Versagen im entschlossenen Festhalten an Wahrheit mit dem Vorgeben zu entschuldigen versucht, er entbehre des Verständnisses und der Güte, die unerläßlich sind, um die göttliche Hilfe zu verdienen, der vergißt, daß der Mensch als Gottes Bild und Gleichnis gerade mit Intelligenz und Rechtschaffenheit ausgestattet ist. Es gibt kein Entrinnen vor der Schlußfolgerung, daß, da Gott Gemüt, Leben und Liebe ist, Seine Kundwerdung, der geistige oder wirkliche Mensch, Gesundheit und Güte verkörpert und weiß, daß er dies tut. Laßt uns an dieser großen Wahrheit entschlossen festhalten, und allmählich werden wir sie in die eigene Erfahrung bringen. Wir werden uns von der Behauptung des sterblichen Gemüts nicht lange täuschen lassen, daß wir, wenn auch andere einen Ausweg aus ihren Schwierigkeiten finden, den unserigen doch nicht entrinnen können, weil wir einsichtslos und unwürdig sind.

Es wäre in der Tat wenig Hoffnung für uns vorhanden, wenn wir vollkommen sein müßten, ehe wir uns die Vorteile der Christlichen Wissenschaft zunutze machen können. Die Wissenschaft lehrt uns, daß zerstörende Gedanken zerstörend auf denjenigen zurückwirken, der sie aussendet, während Gedanken der Liebe und des Mitgefühls unfehlbar die Gesundheit und Langlebigkeit fördern. Die Christliche Wissenschaft gibt uns in der Tat einen tieferen Einblick in alle Erscheinungsformen des Daseins und befähigt uns dadurch, unserem Leben eine wahrere Richtung zu geben. Sie befähigt uns, uns weise zu entschließen, und gibt uns die Kraft zur Ausführung unserer Entschlüsse. Auf diese Weise erkennt sie Wirklichkeit allein dem Guten zu und offenbart, daß wir, wenn wir auch nichts aus uns selbst tun können, um die Worte des Paulus zu gebrauchen, alles vermögen „durch den, der [uns] mächtig macht, Christus”.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / November 1924

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.