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Krankheit unwirklich

Aus der November 1924-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Vor achtundfünfzig Jahren machte Mrs. Eddy die Entdeckung, daß die Krankheit unwirklich ist. Sie lag nach der Ansicht ihrer Freunde infolge eines Unfalls, den der Arzt für äußerst verhängnisvoll hielt, auf dem Totenbett, als ihr blitzartig die Wahrheit klar wurde, daß das göttliche Gemüt allein ursächlich und daß jede Wirkung mental ist. Mit gleicher Schnelligkeit erkannte sie, daß alles, was auch immer dem vollkommenen Gemüt ungleich ist, unwirklich ist,—und sie war augenblicklich geheilt. Sie hatte die große Entdeckung gemacht, daß das Böse in jeder Form, das Siechtum oder die Krankheit eingeschlossen, unwirklich ist.

Nach dieser Heilung widmete sich Mrs. Eddy dem Forschen in der Bibel, in der sie den überwältigenden Beweis der Macht Gottes fand, die alles dem Guten Ungleiche zerstört. Sie las in ihren Blättern, wie der Glaube an Gott die Menschen immer und immer wieder errettet und beschützt hatte, selbst ein Glaube, der in manchen Fällen nur schwach durch geistiges Verständnis gestützt war. Sie erkannte, daß die von Christus Jesus bewirkten Wunder das Ergebnis seiner Gotteserkenntnis waren, daß jede Heilung, die er vollbrachte, seinem Verständnis der Vollkommenheit von Gottes Wesen zuzuschreiben war, und daß daher alles, was auch immer unvollkommen zu sein schien, kein Teil von Gottes Schöpfung war, kein wirkliches Dasein und keine Wirklichkeit hatte. Demgemäß erklärte sie das christlich-wissenschaftliche Heilen, das das Ergebnis des Verständnisses von der Allheit des Guten und der Unwirklichkeit des Bösen ist, als dasselbe Heilen, das der Meister vollbrachte, der, wie Matthäus berichtet, seinen Nachfolgern befahl: „Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. Macht die Kranken gesund, reinigt die Aussätzigen, weckt die Toten auf, treibt die Teufel aus”.

Viele versuchen die Entdeckung der Christlichen Wissenschaft, wenn auch nicht ganz zu verunglimpfen, so doch herabzusetzen, indem sie behaupten, daß die Kranken durch geistige Mittel geheilt werden können, ohne daß man die Unwirklichkeit des Bösen zugibt. Aber eine solche Haltung entehrt Gott; denn da Goot, wie es die Christliche Wissenschaft aufrechterhält, das unendlich Gute ist, muß das Böse unwirklich sein. Es ist unmöglich, sich das unendlich Gute als etwas zu denken, das auch nur eine Spur von dem in sich trägt, was gerade sein Gegenteil zu sein beansprucht. Mrs. Eddy behauptete daher mit Recht, daß die Christliche Wissenschaft sich von jeder andern Lehre von Grund aus unterscheidet. Auf Seite 9 und Seite 10 von Unity of Good schreibt sie: „Welches ist der Hauptpunkt des Unterschieds in meinem metaphysischen Lehrgebäude? Folgender: daß du durch das Erkennen der Unwirklichkeit der Krankheit, der Sünde und des Todes die Allheit Gottes demonstrierst. Dieser Unterschied trennt meine Lehre ganz von allen anderen”.

Nun ist es etwas anderes, theoretisch zuzugeben, daß das Böse, einschließlich der Krankheit, unwirklich ist, weil Gott, das Gute, unendlich ist, als „die Unwirklichkeit der Krankheit” zu begreifen. Und wie kommt das? Weil das sogenannte menschliche Gemüt beständig Gedanken als wahr annimmt, die durch und durch falsch sind. Es hält manchmal so zähe an irrigen Annahmen fest, daß sie nur mit Schwierigkeit überwunden werden können. Jedermann weiß, wie ein Kind glauben kann, daß zweimal vier etwas anderes als acht ist, und an dem Irrtum festhält, bis er von jemand, der es besser versteht, berichtigt wird. Der Fall, daß jemand an Krankheit glaubt, ist ähnlich. Die Krankheit ist immer eine irrige Annahme, nie das wahre Bewußtsein; und die irrige Annahme muß durch die Wahrheit des Seins zerstört werden. Aus Seite 461 des Lehrbuchs der Christlichen Wissenschaft, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”, sagt unsere Führerin: „Um ... den Irrtum oder die Unwirklichkeit der Krankheit wissenschaftlich zu beweisen, mußt du die Krankheit mental weg-sehen. Dann wirst du sie nicht mehr fühlen, und sie ist zerstört”.

Es muß begreiflich sein, daß es um so schwieriger ist, einzusehen, daß die Krankheit unwirklich ist, je materieller das Denken ist, oder um es anders auszudrücken, je vergeistigter der Gedanke ist, desto leichter wird die Unwirklichkeit des Bösen, einschließlich der Krankheit, eingesehen. Wonach sollten demgemäß die Kranken und Sündigen trachten; wonach sollte der Christliche Wissenschafter, der sich in den Dienst der Zerstörung des falschen Glaubens an das Böse gestellt hat, trachten? Nach der Vergeistigung des Gedankens. Das ist heute das große Bedürfnis der Bewegung der Christlichen Wissenschaft, wie es auch das schreiende Bedürfnis der ganzen Christenheit ist. Von der Vergeistigung des Gedankens hängt die Heilung—die Erneuerung—der Menschheit ab.

Der Forscher in der Christlichen Wissenschaft verliert also das wirkliche Wesen seiner Arbeit, die immer geistig ist, nie aus den Augen. Die mit der Kirchentätigkeit verbundene alltägliche gewohnheitsmäßige Arbeit muß stets als dem Bestreben untergeordnet angesehen werden, der Menschheit durch die absolute Wahrheit—den Christus, Wahrheit, wie sie durch die Christliche Wissenschaft geoffenbart wird—, die Heilsbotschaft zu bringen. Große Weisheit muß daher beim Unterordnen der Mittel und Wege unter das Erlangen dieses geistigen Ziels gezeigt und eitler Prunk und prahlerisches Wesen zu Gunsten der Einfachheit und der Würdigkeit beiseite gelegt werden. Es ist für die Schlange der Weltlichkeit leicht, hineinzukriechen. Es ist leicht, sie auszuschließen, wenn man eine starke Schutzwehr des Glaubens und des Verständnisses um seine Gedanken baut, indem man stets eingedenk bleibt, daß Gott, das Gute, allein wirklich ist.

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