Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Das Büchlein

Aus der Dezember 1924-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Und er hatte in seiner Hand ein Büchlein aufgetan” schreibt Johannes in der Offenbarung, und kurz darauf sagt er: das Büchlein „wird dich im Bauch grimmen; aber in deinem Munde wird’s süß sein wie Honig”. In dem Büchlein, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 559) sagt Mrs. Eddy: „Es wird euch in der Tat zuerst süß schmecken, wenn es euch heilt; aber murrt nicht über die Wahrheit, wenn euch die Verdauung auch bitter erscheint”.

Wenn man anfängt, die Christliche Wissenschaft zu erforschen, sei es, um sich über sie zu unterrichten oder ein Sehnen nach der Wahrheit zu stillen, so erfreut man sich ihrer Lieblichkeit. Es ist so schön, die Liebe Gottes zu kennen; man möchte die Zärtlichkeit Seiner Fürsorge vor der Welt ausbreiten; die Freude über die große Entdeckung der neu-alten Wahrheit dämmert im Bewußtsein auf und erfüllt das Denken mit der Immergegenwärtigkeit des Guten. Wenn der Forscher auf diesem in den Weinberg Gottes führenden Pfad des gewissenhaften Strebens ein wenig weiter fortschreitet, findet er vielleicht zu seiner Überraschung, daß dieser Pfad zuweilen ein rauher Weg ist. Es müssen Hindernisse überwunden werden. Wie kommt das? Ist Gott nicht alles, was ist? Wie kann ein Hindernis sich einstellen, wenn man weiß, daß die göttliche Liebe allen Raum erfüllt? Vielleicht führt der Pfad zur tätigen Kirchenmitgliedschaft, wie es früher oder später für alle, die wahrhaft den Christus suchen, selbstverständlich der Fall sein muß. Der Neuling in der Christlichen Wissenschaft erwartet dort mit vertrauensvoller Zuversicht nur Harmonie; doch Verwirrung tritt ihm entgegen. Worin besteht die Schwierigkeit? Fragen müssen gelöst, Schritte getan werden,—und nicht immer sind alle einer Meinung.

Beim Nachdenken darüber ergreift ihn vielleicht zuerst ein Gedanke der Auflehnung. Es scheint ihm alles so ganz und gar nicht mit der Wahrheit übereinzustimmen. Möglicherweise schleicht sich dann die Versuchung ein, zu kritisieren. Warum kommt nicht ein mehr harmonischer Sinn zum Ausdruck ? Allen sollte es klar sein, daß es nur ein Gemüt gibt, und dergleichen mehr. In dem Maße wie die Lektions-Predigten täglich erforscht und durchdacht,wie verschiedene Demonstrationen gemacht werden, wie Kirchenarbeit gewissenhaft und liebevoll verrichtet wird, entfaltet sich schließlich dem Denken die Bedeutung dessen, was Johannes den Engel sagen hörte; und demütig erfassen wir die Bedeutung der oben angeführten Ermahnung der Mrs. Eddy. Das Dogma der Zeiten klammert sich immer noch an den nach einem besseren Verständnis von Gott und des Menschen Beziehung zu Ihm suchenden Gedanken; das Pharisäertum und die Selbstgerechtigkeit treten als Schmarotzer auf; und Eigenwille scheint ein Mittel zu sein,wodurch der Widerstand der Welt gegen die Wahrheit versucht, den Fortschritt zu hemmen.

Die Mitgliedschaft jeder Zweig-Kirche ist eine Vereinigung von Menschen, die etwas von der Wahrheit, deren Absolutheit festgestellt ist, verstehen. Und hier beginnt der Kampf. Willig zugeben, daß die Christliche Wissenschaft die Wahrheit ist, und daß man sich für die Befriedigung jedes Bedürfnisses auf sie verlassen kann, ist ein mächtiger Schritt in der nächste Schritt in der rechten Richtung. Wenn dies getan ist, ist die Betätigung dieses Vertrauens der nächste Schritt, der unternommen werden muß. Fähig sein, festzustehen, zu arbeiten, zu wachen und unaufhörlich zu beten, ist die Aufgabe. Die Anstrengungen des Bösen möchten Stockung zustande bringen, einen seine Pflicht vergessen lassen, einen auf den Abweg der Selbstzufriedenheit locken, oder einen unter dem Deckmantel der persönlichen Erlöserschaft veranlassen zu glauben, daß man bessere Arbeit tun könne, wenn man von der vorgezeichneten Regierung der Organisation der Christlichen Wissenschaft abweicht. Diese angreiferischen Bestrebungen sind oft durch den Schleier der Heuchelei so verdeckt, daß das Werk der Betätigung der Wahrheit beständige Wachsamkeit und die Willigkeit zu arbeiten und zu beten erfordert.

Jeder, der das Erforschen der Christlichen Wissenschaft mit dem ernsten Wunsch begonnen hat, in den Fußtapfen des Meisters zu wandeln, findet täglich und stündlich Gelegenheit, die Wahrheit zu betätigen. In dem Maße wie er von diesen Gelegenheiten Gebrauch macht, wird sich sein Ausblick beständig erweitern, und sein tägliches Leben wird weniger weltlich und mehr gottähnlich werden. Wenn er sie sich nicht zunutze macht, sondern dem Selbstbedauern erlaubt, seine Segnungen in Trübsal zu verwandeln, wird er finden, daß er sich von den Trebern der Materialität nährt, und daß statt der Engel von Gottes Gegenwart oder der guten Gedanken, die ihn mit Gott vereinigen, die schweinischen Gedanken des sterblichen Gemüts seine Begleiter sind.

Als der verlorene Sohn sah, daß er mit seinem ausschweifenden Leben einen falschen Weg eingeschlagen hatte, bereute er es und kehrte zu seinem Vater zurück. Das Gleichnis sagt nicht, daß er auch nur ein einziges Mal rückwärts schaute oder sich auf seinem Wege beklagte. Er machte sich auf den Heimweg und der Vater sah ihn, als er „noch ferne von dannen war”, und eilte ihm entgegen. Was für eine herrliche Zusicherung! Der Vater verdammte ihn nicht; freudig hieß er den zurückkehrenden Wanderer willkommen, ja, er ging seinem Sohn sogar entgegen.

Wenn wir uns aus den Weg zu unserem Vater machen und die Ausschweifung des Materialismus hinter uns lassen, sollten wir da nicht demütig beten, daß keine seiner Treber unsere Schritte hemmen? Ist es nicht notwendig, mit jedem Schritt zu erkennen, daß wir so ernsthaft danach trachten müssen, unseres Vaters Haus zu erreichen, daß uns nichts auf unserem Wege aufhalten kann? In dem Maße wie wir dies tun, wird es uns auch klar, daß alle, die sich aufrichtig zu der Christlichen Wissenschaft bekannt haben, auch in einem gewissen Grade die Materialität aufgegeben haben und auf dem Wege zum Vater sind. Manche kommen etwas schneller vorwärts, andere haben etwas mehr Ausdauer, und wieder andere kommen nur langsam nach; doch in allen Fällen wird das sehnende Herz Seine ausgestreckten Arme erreichen. Nichts kann dies verhindern. Darum sollten wir geduldig den Lauf verfolgen und, wenn nötig, unterwegs willig etwas warten, aber beständig, ununterbrochen uns freuen, daß wir dem liebevollen Willkomm unseres himmlischen Vaters entgegengehen. In diesem Bestreben, den geraden und schmalen Weg zu gehen, der zu Gott führt, können wir uns freuen, daß wir mit dem Kreuz menschlicher Anstrengung auch die Krone der Demut erlangen, die Krone der Zufriedenheit mit einer Arbeit, die für Ihn getan wird, und der Liebe, die sich für die Befreiung der Menschheit von den Fesseln der Sünde, der Krankheit und des Todes abmüht.

Auf diesem aufwärtsführenden Weg ist der Kampfplatz das, was unser eigenes Denken zu sein beansprucht; und manchmal sind wir gezwungen, „mit blutenden Fußtapfen” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 41), den Weg zu verfolgen; dann schreit der menschliche Sinn nach menschlichem Mitleid. Doch in dem Maße, wie wir das sehnende Gebet zu dem Herzen der göttlichen Liebe selbst emporsenden, kommen wir der Erkenntnis, wie gut Gott ist, wie verständnisvoll Er für uns sorgt, wie zärtlich Seine ausgestreckten Arme uns erwarten, näher denn je zuvor. Wenn der zu überwindende Zustand nur einen selbst angeht, so kann der Sieg dadurch erlangt werden, daß man das Denken von der besonderen Lage abwendet und unerschütterlich an der Tatsache festhält, daß die rechte Idee alles ist, was es gibt, daß diese rechte Idee vom Menschen, der ungefesselt und frei ist, immer vollkommen zum Ausdruck kommt, und daß wir in Wirklichkeit nichts anderes erkennen oder erfahren können.

Wenn die vorliegende Frage eine Frage der Kirche ist, so kann dem Gedanken nur eine Sache vorschweben,—unsere geliebte Sache. Da die Kirche auf das göttliche Prinzip gegründet ist, so müssen wir unablässig beten, daß wir das Prinzip klar erkennen und ihm unerschütterlich gehorchen. Das Böse möchte unsere Beweggründe mißdeuten, unser Handeln verleumden und unsere Leistungen in jeder Weise herabwürdigen; doch kann eine Lüge, wenn wir willig sind, ohne Rücksicht auf die scheinbaren Tätigkeiten des sterblichen Gemüts fest für die Sache der Christlichen Wissenschaft einzutreten, etwas ausrichten? Nein. Da das Volk nur eine Vereinigung von einzelnen Menschen ist, so muß auch dann, wenn die Volkswohlfahrt in Gefahr steht, das Denken des einzelnen der Kampfplatz sein; und in dem Maße, wie die einzelnen geheilt werden, wird sich das Volk natürlich heben und dieses Gute zum Ausdruck bringen. Jede Lage, in die wir kommen, muß daraufhin geprüft werden, ob sie von Gott ist oder nicht. Wenn sie nicht von Gott ist, muß mit ihr so verfahren werden, wie auch immer das göttliche Gemüt es anweist,—manchmal kurz und bündig, manchmal mit Geduld, doch so, daß das Böse sich selbst zerstört und immer als nichts angesehen wird; denn im Bösen ist keine Wirklichkeit. Wenn eine Lage nun als falsche Annahme erkannt und der Notwendigkeit ihrer Vernichtung offen ins Gesicht gesehen wird, ist es erstaunlich, wie schnell sie verschwindet; denn das Böse sinkt vor dem Licht der Wahrheit in nichts zusammen. Die sterbliche Neigung möchte der Lage ausweichen, was dem Bösen ein Schlupfloch bietet; und unter dieser Deckung beansprucht es Gelegenheit.

Mit dem Erkennen dieser Tatsachen, und wenn man einsieht, daß der Heilungsvorgang beständig und unaufhörlich fortschreiten muß, wird derjenige, dessen höchster Wunsch es ist, Gott zu dienen, ruhig und willig sich der Notwendigkeit ergeben, emsig zu arbeiten. Er wird wegen keiner Schwierigkeit, welcher Art sie auch sei, murren. Wenn er zuweilen sich dabei entdeckt, daß er nicht wachsam war und murren wollte, wird er seine Zeit nicht damit vergeuden, daß er sich verdammt; sondern er wird wieder tapfer der Wahrheit ins Gesicht sehen und mit erneuter Ausdauer seinen Weg weitergehen. In dem Maße wie er vorwärtsdringt, wird er Freude, Frieden, Zufriedenheit und Glück finden; denn die aufgedeckten falschen Annahmen haben sich selbst zerstört.

Unsere geliebte Führerin murrte nicht,—das wissen wir; denn wenn sie es getan hätte, hätten wir heute nicht all die Wunder, die ihre Liebe für uns vorgesehen hat: unsere Kirchenorganisation, unsere Zeitschriften, und ihre unschätzbare Gabe an die Menschheit, „Wissenschaft und Gesundheit” und ihre anderen Werke. In allen unseren Erfahrungen als christliche Streiter werden wir nie verfehlen, Gottes Liebe, Seine Zärtlichkeit und Seine Fürsorge, zu finden, wenn wir uns an Ihn wenden. Dann wird der Christliche Wissenschafter, „wenn ... die Verdauung auch bitter erscheint”, die Gelegenheit willkommen heißen, unter der Führung Gottes zu streiten. Er möchte keinen der Kämpfe missen, denn der Sieg ist immer sicher. Mrs. Eddy sagt uns in Unity of Good (S. 58) über den Meister: „Er war zu weise, um nicht willig zu sein, das menschliche Leiden in seinem vollen Umfang auszukosten, da er, versucht‘ ward,, allenthalben gleichwie wir, doch ohne Sünde‘”. Er murrte nicht; sollten wir murren?


Dein Wort ward meine Speise, da ich's empfing; und dein Wort ist meines Herzens Freude und Trost; denn ich bin ja nach deinem Namen genannt, Herr, Gott Zebaoth.—Jeremia 15:16.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Dezember 1924

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.