Als Mary Baker Eddy ihre Entdeckung von der Unwirklichkeit der Materie der Welt verkündete, offenbarte sie zugleich die Allmacht der geistigen Tätigkeit und die ganze Machtlosigkeit der sogenannten materiellen Wirkung. Die Menschheit hat lange geglaubt, daß die Materie Leben und Wirklichkeit habe, und daß alle Wirkung das Ergebnis einer materiellen Energie und des menschlichen Willens sei; sie ist daher in den Banden der sogenannten Gesetze der materiellen Wirkung und Gegenwirkung geblieben. Die Christliche Wissenschaft, das göttliche Allheilmittel für die Übel der Welt, bringt denen Freiheit, die ihr früheres Vertrauen in die Materialität mit ihrer mutmaßlichen Macht gern verlassen und sich von ganzem Herzen Gott, der einzigen Quelle wahrer Wirkung, zuwenden wollen.
In „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 283) sagt uns unsere geliebte Führerin, Mary Baker Eddy: „Gemüt ist die Quelle aller Bewegung, und es gibt keine Untätigkeit, die das immerwährende und harmonische Wirken des Gemüts verzögern oder hemmen könnte. Gemüt ist dasselbe Leben, dieselbe Liebe und Weisheit, gestern und heute, und ... in Ewigkeit.‘ Die Materie und ihre Wirkungen—Sünde, Krankheit und Tod—sind Zustände des sterblichen Gemüts, welche wirken, zurückwirken und dann zum Stillstand kommen”. Wenn der ernste Forscher diese Erklärungen über das Geistige und das Materielle vergleicht, wird er einiges Verständnis von dem, was wahre Wirkung ist, erlangen; und er wird in dem genauen Verhältnis seiner Treue und seiner Ausdauer lernen, die Unwirklichkeit der sogenannten Gegenwirkung für sich zu beweisen. Er wird unterscheiden lernen zwischen der sogenannten Wirkung des menschlichen Willens, der Furcht oder der Unwissenheit, und dem Kundwerden der göttlichen Energie, dem Ausdruck des Willens Gottes, den der geistige Mensch in intelligenter, wahrer und liebevoller Tätigkeit widerspiegelt. Die Arbeit des geistigen wahren Menschen, seine einzige wahre Tätigkeit, ist, die Eigenschaften Gottes widerzuspiegeln; und dies erfordert keine materielle Anstrengung.
Irrtümliche sterbliche Bestrebungen gehen hervor aus dem falschen Glauben an eine „lebendige Materie”, und daß wir zwei Herren dienen müssen,—dem einen, der geistig, und dem andern, der „von der Erde und irdisch” ist. Diese Annahmen verurteilen uns zu unaufhörlichem Sichabmühen und Leiden. Sie sind die Stimme der Schlange, die einem Gegenwirkung einflüstert, im Gegensatz zu der Tätigkeit Gottes, die vollkommen gut ist. Durch die ganze Bibel hindurch sieht man, daß widergespiegelte Macht, Freudigkeit und Gesundheit in dem Verhältnis zum Ausdruck kommen, wie die eine wirkliche Tätigkeit, diejenige des göttlichen Gemüts, die immer gut ist, menschlich verstanden und befolgt wird.
Joseph konnte sich mit einem starken Glauben an Gott erheben über die scheinbare Macht des entgegenwirkenden Bösen, wie es seine Brüder bekundeten, die sich über die liebevolle Handlung ihres Vaters Jakob ärgerten; und schließlich bewies er seinen irrenden Brüdern die Ohnmacht der materiellen Umkehrung, indem er ihnen einen höheren Begriff von der Allmacht und der vollkommenen, harmonischen Tätigkeit der göttlichen Liebe gab.
Dasselbe vollkommene Gesetz und dieselbe vollkommene Wirkung versuchte der Apostel Paulus zu erklären, als er die beständige Ruhelosigkeit des sterblichen Gemüts mit seinen falschen Gesetzen der Gegenwirkung mit folgenden Worten zeigte: „Ich weiß, daß in mir, das ist in meinem Fleische, wohnt nichts Gutes. Wollen habe ich wohl, aber vollbringen das Gute finde ich nicht. Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich”. Und triumphierend dankte er Gott für seine geistige Freiheit, indem er erklärte: „So ist nun nichts Verdammliches an denen, die in Christo Jesu sind, die nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist. Denn das Gesetz des Geistes, der da lebendig macht in Christo Jesu, hat mich freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes”.
Dieses Freisein von allem Gott Ungleichen ist und war immer für alle vorhanden, um es zu genießen; und dem ernsten Sucher nach Wahrheit muß es in der Christlichen Wissenschaft klar werden, wie er sich von dem Falschen dem Wahren zuwenden und das Gefühl des Friedens und der Freude gewinnen kann, das stets das Ergebnis der Demonstration des geistigen Verständnisses ist.
Vom Anfang dieses Forschens an erkennt der Forscher in gewissem Grade, daß die Materie nicht die Wirklichkeit ist, für die er sie früher gehalten hat. Er sieht, daß unharmonische materielle Zustände nicht als unvermeidlich hingenommen werden müssen, da sie das Ergebnis falschen Denkens sind. Er lernt sein Denken bewachen; und ermutigt durch Demonstrationen der Wahrheit, die vielleicht in körperlicher Heilung oder in der Zerstörung von Furcht vor Mangel oder Mißerfolg offenbar werden, erreicht er den Punkt des Wachstums, wo er versteht, daß er sein Denken vor dem sogenannten Gesetz der Gegenwirkung beschützen muß; kurz, er lernt seine richtige mentale Arbeit tun. Auf diese Weise kommt der Forscher auf der zu der vollkommenen Freiheit führenden Leiter eine Sprosse höher; aber gerade da ist, wegen des scheinbaren Kampfes zwischen dem Materiellen und dem Geistigen, ein stärkerer Glaube an Gott und eine noch mehr hingebende Wachsamkeit nötig.
An diesem Punkte angelangt, trennt sich der Christliche Wissenschafter von der weltlichen Weisheit, die das eine göttliche Gemüt nicht als die einzige Wirklichkeit annehmen will. Wir sollten gegenüber den Einflüsterungen und Bestrebungen dieses falschen sterblichen Sinnes wach sein. Wir sollten ihn verneinen und an seine sogenannte Wirklichkeit und Macht nicht mehr glauben.
Jesus erkannte die Machtlosigkeit aller Annahmen der Gegenwirkung, ob sie für körperlich oder mental, von innen oder von außen kommend, gehalten wurden, so vollständig, daß er zu der Sünde, der Krankheit und sogar zum Tod mit Macht sprechen und seinem himmlischen Vater für Seine geistige Macht, sogar ehe sie, wie in dem Falle der Erweckung seines Freundes Lazarus aus dem Grabe, menschlich offenbar wurde, danken konnte. Jesus wußte, daß es für diejenigen, die in Übereinstimmung mit dem göttlichen Gemüt handelten, keinen Gegensatz zu dem Gesetz des Lebens gab. Er hörte jedoch nicht auf, seine Arbeit gegen jene falschen Gesetze zu schützen, von denen die Welt gefesselt war, und die seit seinem menschlichen Erscheinen seiner Reinheit, Unschuld und Güte immer entgegengetreten waren. Seine Worte: „Auf diesen Felsen will ich bauen meine Gemeinde, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen” weisen auf dieselbe schützende Macht hin, die wir in Mrs. Eddys Erklärung in „Wissenschaft und Gesundheit” (S. 110) angedeutet finden: „Keine menschliche Feder, keine menschliche Zunge hat mich die Wissenschaft gelehrt, die in diesem Buch, Wissenschaft und Gesundheit, enthalten ist, und weder Zunge noch Feder kann sie umstoßen”.
Es ist dasselbe unbedingte Sichverlassen auf die eine göttliche Macht, das durch das Widerspiegeln der einen und einzigen Macht, des einen Gottes, den Christlichen Wissenschafter befähigt, die Kranken zu heilen, die Sünder umzuwandeln, die zerstoßenen Herzen zu trösten und das Evangelium zu predigen. So beweist er immer und immer wieder die unbestreitbare Überlegenheit der Heilkraft der Christlichen Wissenschaft über alle sogenannten materiellen Mittel und Verfahren.
Wenn der Patient das Freisein von materiellen Gesetzen und Zuständen in der Christlichen Wissenschaft in gewissen Grade einmal erfaßt hat, so folgt die Heilung; und er kann nie mehr so fest von der sterblichen Furcht gefesselt sein. Außerdem wird er in dem Maße, wie er lernt, das Selbst zu überwinden, den Eigenwillen aus seinem Denken auszuscheiden und „mit dem Gemüte dem Gesetz Gottes” zu dienen, andere Fragen besser lösen können. Er wird verstehen lernen, daß der wirkliche Mensch Annahmen von unvollkommener Wirkung nicht untertan ist, sondern daß nach den Worten der Mrs. Eddy in Unity of Good (S. 61), „das göttliche Prinzip und Geist und der geistige Mensch ... unveränderlich sind,—weder vorwärtsnoch rückwärtsgehen noch stillstehen”. Um dieses Ziel zu erreichen, vereinigen sich die Christlichen Wissenschafter in ihren Bestrebungen, indem jeder Forscher, während er denen, die noch leiden, Geduld und Liebe erweist und hilfreich die Hand reicht, die eigene Erlösung ausarbeitet.
Man kann sich in der Tat freuen, daß man gelernt hat, für jedes Erproben seines Verständnisses dieser gesegneten Wahrheit in gewissem Grade dankbar zu sein. Während man früher anscheinend unter den Annahmen einer sogenannten temperamentvollen, leidenschaftlichen oder empfindlichen materiellen Natur gelitten hat, lernt man nun durch das Verständnis der Christlichen Wissenschaft täglich zwischen den wirkenden und entgegenwirkenden Bestrebungen des sterblichen Gemüts und den Kundwerdungen der vollkommenen Tätigkeit des göttlichen Gemüts, Gottes, die der Mensch unfehlbar widerspiegeln muß, unterscheiden.
