Ein Grund, warum die Kinder Israel begannen, wider Mose zu murren, war, daß sie sich vor den Ägyptern, die sie verfolgten, fürchteten. Da sie Gottes Immergegenwärtigkeit vergessen hatten, glaubten sie, ihre Feinde wären im Begriff, sie einzuholen und zu vernichten; infolgedessen wurden sie von Furcht fast überwältigt. Dessenungeachtet sagte Mose, der verstehen gelernt hatte, daß Gott Seine Kinder nie verläßt, zu ihnen: „Fürchtet euch nicht, stehet fest und sehet zu, was für ein Heil der Herr heute an euch tun wird. Denn diese Ägypter, die ihr heute sehet, werdet ihr nimmermehr sehen ewiglich. Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet still sein.” Diese Worte beruhigten sie; sie blieben still und gingen trockenen Fußes ohne Schwierigkeiten durch das Rote Meer.
Diese Bibelstelle, die die Verfasserin dieser Betrachtung las und oft wieder-las, wurde ihr zu einer Zeit klar, als sie nach mehreren Wochen schweren Ringens mit einem heftigen körperlichen Leiden der Entmutigung fast erlag. Als sie die Stelle noch einmal las, gewannen die Worte: „Fürchtet euch nicht” und: „Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet still sein” für sie eine klarere Bedeutung, und sie erkannte im Lichte der Christlichen Wissenschaft, daß da, wo wir einen einen Kampf zu sehen scheinen, in Wirklichkeit kein Kampf ist. Stets sollte ein inbrünstiger Glaube an die immer gegenwärtige Liebe vorhanden seine,— die gewisse Zuversicht, daß Gott für uns streitet, und daß wir uns nur ruhig zu verhalten und zu wissen brauchen, daß der, der „unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt”, immer geborgen ist.
Wie es nie Gottes Plan war, daß Sein Volk von den Ägyptern vernichtet werden sollte, so lag es nie in der Absicht der Liebe, uns leiden zu lassen. Unsere falschen Annahmen bereiten uns Furcht und Leiden. Die Israeliten murrten über einen feindlichen Zusammenstoß, der sich vielleicht hätte ereignen können, dessen sicheres Eintreten aber ungewiß war. Als Folge unserer Erwartung der Trübsal leiden wir in ähnlicher Weise, indem wir die Annahme für wirklich halten, während sie nur unser falscher Glaube ist. In dem Augenblick, wo wir unser Denken ändern und es mit Gutem — dem Gegenteil des nach unserer Meinung herannahenden Bösen — beschäftigen, verschwindet die Sorge. Wohin ist sie entschwunden? Nichts hat sich in Gott oder in dem wirklichen Menschen geändert, und dennoch ist das schmerzhafte Leiden, das wir zu erdulden glaubten, verschwunden. Wie eine Wolke wurde es zerteilt, durch die Wahrheit vertrieben; und das Verständnis des vollkommenen Zustandes unseres wirklichen Seins, das nur die Eigenschaften seines Schöpfers widerspiegeln kann, hat unsern Zustand umgewandelt.
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