Ich habe das Gefühl, daß ich versuchen muß, etwas von meiner großen Dankbarkeit für das, was die Christliche Wissenschaft für mich getan hat, auszudrücken, und ich hoffe, daß jemand, der sich in der Finsternis sterblichen Glaubens befindet, dadurch zu demselben Lichte geführt werde.
Ich wurde in einer sehr frommen Familie erzogen; doch erst unter schweren häuslichen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die meinen Haushalt zugrunde richteten und mich der Gesundheit beraubten, wandte ich mich wirklich Gott zu, entschlossen, eine Macht zu suchen, die sowohl mich selber als auch andere Leidende heilen und erretten könne. Ich befaßte mich zuerst mit morgenländischen Glaubenslehren und später mit der Lebensanschauung des neuen Denkens. Aber nach jahrelangem Suchen erkannte ich, daß es dort mehr Verheißung als Erfüllung gab. Dann kehrte ich zur Kirche zurück, da ich fühlte, daß diese wenigstens treu zum Christentum halte, das so bestimmt Heilung in sich schließt. Ich schrieb Aufsätze für Zeitschriften und Tageszeitungen und Bücher über christliches Heilen in der Kirche und hielt in Kirchen und theologischen Seminarien Vorträge über diesen Gegenstand. Sehr oft erklärte ich öffentlich, daß, obgleich die Christliche Wissenschaft heilen könne, es mit zu großen Kosten geschehe, da das Heilen ausgeübt werden könne, ohne daß man den äußersten Standpunkt des Leugnens des Sinnlichen einnehme, der einen von den Menschen trenne. Diese Ansicht glaubte ich aufrichtig, und obwohl ich auf viele Hindernisse stieß und wegen der Erklärung, daß Krankheit, Sünde und Tod nicht dem Willen Gottes gemäß seien, verfolgt wurde, war diese Botschaft im großen ganzen willkommen.
Ich wäre in dieser Weise wohl fortgefahren, wenn ich nicht selber in zunehmendem Maße gefühlt hätte, daß die durch meine Gebete bewirkten Heilungen und diejenigen von Gruppen, die sich gebildet hatten, mit keinem Gesetz übereinstimmten, sondern die Folge von Gedankenbeeinflussung waren. Sie erfolgten langsam, waren nicht zuverlässig und erschöpften den Arbeiter. Überdies hatten sie keine durchgreifende Sinnesänderung zur Folge. Ich bemerkte, daß andere von Arbeitern in diesem Felde gebildete Gruppen mit der Zeit zusammenschrumpften und die Lebenskraft verloren. Ich konnte nicht ausüben, was ich predigte, wurde durch Überarbeit und Geldschwierigkeit erschöpft und gab die Arbeit auf. In dem Gefühl, von Gott verlassen zu sein, verfiel ich in einen Verzweiflungsund Kränklichkeitszustand.
Da ich Kinder zu versorgen hatte, konnte ich nicht müßig gehen. Daher bat ich eines Tags eine christlich-wissenschaftliche Praktikerin in einer südlichen Stadt, wo ich damals wegen einer kleinen Geschäftsangelegenheit weilte, um Rat. Sie vergab mir meine herablassende und tadelsüchtige Haltung und half mir in liebevoller Weise, nicht wegen der Kleinigkeit, deretwegen ich sie um Rat gefragt hatte, sondern tiefer sehend wegen meiner wirklichen Schwierigkeit. In jener Nacht ging mir das Licht auf. Ich möchte sagen, daß ich seit meiner Kindheit in Zeiten großer Not Wirklichkeitschimmer, Schimmer der Herrlichkeit und Güte Gottes hatte. Aber diese Schimmer waren, wenn auch sehr trostreich, doch nur vorübergehend. Jetzt brach das Licht klar durch, und ich nahm Gott als das All und den Menschen und das Weltall als vollkommen und geistig wahr. Einen oder zwei Tage darauf verblaßte das Licht; aber ich war von dem schlimmsten körperlichen Leiden, Selbstbetäubung, geheilt, und, geradezu gegen meinen Willen, eine Christliche Wissenschafterin; denn ich konnte nie mehr die Lügen des Sinnlichen glauben.
In demütigerer Gesinnung begann ich mich in die Christliche Wissenschaft zu vertiefen. Viele ernste Aufgaben mußten noch gelöst werden; aber in dem Maße, wie das Verständnis Gottes als Liebe über meinem verfinsterten Sinn dämmerte, schmolzen die Schatten der Furcht, der Sinnlichkeit und der Selbstüberhebung allmählich dahin, und Gesundheit und Versorgung traten in Erscheinung. Meine größte Hilfe empfing ich vom Besuchen der Gottesdienste, was ich seit vier Jahren regelmäßig tue. Das gesprochene Wort heilte mich und hielt mich auf dem geraden und schmalen Wege rechten Denkens. Nach tiefer Reue wurde ich des Klassenunterrichts, der Mitgliedschaft in einer Zweigkirche, der Arbeit in Ausschüssen und der Mitgliedschaft in Der Mutter-Kirche für würdig erfunden.
Nächst den Gottesdiensten habe ich am meisten Hilfe von den Lesezimmern empfangen. „Im Verborgenen” habe ich meine Aufgaben durch Eindringen in die göttlich eingegebenen Werke der Mary Baker Eddy ausgearbeitet, indem ich monatelang — ja, jahrelang — regelmäßig jeden Tag dorthin ging. Ebenso haben die Vorträge, die unausgesprochene Fragen beantworten und uns das Vorbild hohen Vollbringens vor Augen halten, mir sehr geholfen. Dankend möchte ich auch der Praktiker gedenken, die immer bereit sind, in Zeiten der Not zu helfen.
Ich erfreue mich jetzt eines Verständnisses der unermeßlichen Güte Gottes und des unendlichen geistige Daseins des Menschen, welches Verständnis, so gering und unvollkommen es auch sei, die offene Himmelstür ist zu reicher Versorgung, zu mehr als meine „Scheunen” fassen können, und zu widerhergestellter Gesundheit. Ich bin dankbar, daß meine Kinder zur Christlichen Wissenschaft gekommen sind, und daß ich meine Zeit dem Dienste anderer widmen kann und ihnen jetzt tatsächlich helfe.
Besonders dankbar bin ich für die herrliche christlich-wissenschaftliche Arbeitsordnung, die diese köstliche Wahrheit in der ganzen Welt schützt, aufrechterhält und ausbreitet.
Paris, Frankreich.
