Der Schüler jeder der sogenannten Wissenschaften weiß, daß er zur Erreichung der Ergebnisse, die sie zum Ziele hat, ihre Regeln befolgen, ihren Weisungen unbedingt gehorchen muß. Andernfalls wird der Schüler nicht nur das erwünschte Ziel nicht erreichen, sondern er kann auch kaum erwarten, es zu erreichen. Erfolg muß durch Gehorsam erkauft werden. Die Schüler der Christlichen Wissenschaft sollten nicht erwarten, den Lohn zu empfangen, der glaubenstreuen Jüngern des Christus, der Wahrheit, verheißen ist, wenn sie versäumen, ihre Lehren, d.h. sowohl deren Buchstaben als auch deren Geist, zu befolgen. Jede gegenteilige Erwartung läßt sich nur dadurch erklären, daß man die Verkehrtheit des sogenannten sterblichen Gemüts in Betracht zieht. Da das sterbliche oder fleischliche Gemüt ohne Verstand ist, ermangelt es der Kraft, von rechten Voraussetzungen auszugehen, und kann daher zu keinen rechten Schlußfolgerungen gelangen. Es ist zwecklos, Folgerichtigkeit in seinen Verfahren oder Gediegenheit in seinen Zielen oder Tätigkeiten zu suchen.
Über die an solche, die durch geistige Mittel heilen wollen, gestellten hohen Forderungen schreibt Mrs. Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 483): „Um durch die Wissenschaft zu heilen, darfst du dich nicht in Unwissenheit über die moralischen und geistigen Forderungen dieser Wissenschaft befinden, noch darfst du ihnen ungehorsam sein. Sittliche Unwissenheit oder Sünde wirkt auf deine Demonstration ein und hindert deren Annäherung an die Norm der Christlichen Wissenschaft”. Was sind „die moralischen und geistigen Forderungen dieser Wissenschaft”? Genau das, was Christus Jesus darlegte. Die Frage des Schriftgelehrten: Welches ist „das vornehmste Gebot im Gesetz?” beantwortete er dadurch, daß er auf das erste Gebot hinwies: „Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte”. „Das andere aber”, fügte er hinzu, „ist ihm gleich:, Du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst‘”. Es gibt keine ausdrücklichere Erklärung über die Forderung der Wahrheit als die in diesen bedeutungsvollen Worten enthaltene.
Die Offenbarung der Mrs. Eddy, daß Gott das Leben, die Wahrheit und die Liebe ist, mindert die Forderungen an die Christen, diese Gebote zu befolgen, keineswegs herab. Die Christliche Wissenschaft macht diesen Gehorsam anwendbar, und sie betont die Notwendigkeit, die Liebe zu Gott und dem Nächsten zum Grundstein beim christlichen Heilen zu machen. Sagt unsere Führerin nicht, daß die Arbeit durch eine Behandlung vollbracht wird, wenn wir unsern Patienten durch die göttliche Liebe erreichen? (Wissenschaft und Gesundheit, S. 365). Wenn wir unser eigenes Denken nicht zuerst von allem, was dem Guten unähnlich ist, reinigen, wenn wir persönliche Wünsche und Ziele nicht beiseite setzen und Gutestun in unserem Leben nicht vorherrschen lassen, wie können wir dann erwarten, daß wir den Lohn der Gerechten empfangen werden?
Standhaftigkeit beim wissenschaftlichen Ausüben ist ebenfalls eine Notwendigkeit. Ein schwankender Glaube wird die Werke nie vollbringen. Es besteht nicht der geringste Beweis, daß Christus Jesus je am Gelingen seiner Beweise zweifelte, oder daß er auch nur einen Augenblick die geringste Furcht darob hegte. So gewappnet mit heiligem Glauben war er, daß er mit unbedingter Gewißheit des Erfolgs an seine Arbeit ging. Seine Worte bei der Auferweckung des Lazarus: „Vater, ich danke dir, daß du mich erhöret hast. Doch ich weiß, daß du mich allezeit hörest”, übermittelten keinen Zweifel an seiner Fähigkeit, die Ansprüche des fleischlichen Sinnes zu zerstören, selbst wenn dieser Sinn einen so allgemein angenommenen Zustand als Tod erklärte. Kommen wir seiner herrlichen Gewißheit von der Herrschaft des Guten über das Böse näher? Wenn dem so ist, werden wir viele von den Werken tun, die er tat, und schließlich seine weissagende Erklärung erfüllen: „Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere denn diese tun; denn ich gehe zum Vater”. Vergessen wir nicht, daß die Werke, die wir tun, die einzigen Beweise unseres geistigen Wachstums sind!
Übrigens können Christliche Wissenschafter im Lichte der Ermahnung unserer Führerin kaum erwarten, die Werke christlichen Heilens, die die einzigen sicheren Beweise ihres geistigen Wachstums sind, zu vollbringen, während sie nicht nur in der Welt bleiben sondern auch von ihr sind. Was auch immer die für wirklich gehaltenen weltlichen Annahmen seien, sie müssen so schnell wie möglich, d.h. so schnell, wie ihre Unwirklichkeit erkannt wird, aufgegeben werden. Ist man hinter ihre Verkehrtheit gekommen, so hat man ihre Nichtigkeit eingesehen; denn hat man einen Glauben einmal als falsch erkannt, so kann man nicht mehr daran festhalten. Um Geistigkeit zu gewinnen, sondern sich die Christlichen Wissenschafter von der sinnlichen Welt ab, d.h. sie hören auf, die gewöhnliche Reihe von Freuden, Sorgen, Vergnügen und Schmerzen, die die Sterblichen für die Wesenheiten menschlicher Erfahrung halten, als wirklich anzunehmen.
Darüber, daß die Christlichen Wissenschafter gezwungen sind, weltliche Mittel und Wege aufzugeben und sich von allen sterblichen Annahmen zu trennen, äußert sich Mrs. Eddy auf Seite 451 in Wissenschaft und Gesundheit mit folgenden Worten: „Sie müssen auf Übergriffe, auf Unterdrückung und auf den Stolz der Macht verzichten. Das Christentum, mit der Krone der Liebe auf dem Haupte, muß ihre Königen des Lebens sein”. Wie wenig Erfolg haben wir, wie wenig verdienen wir in der Tat, wenn wir in ausgesprochenem Ungehorsam gegen solch bestimmte Ermahnungen leben! Rechte Ausübung der Christlichen Wissenschaft ist immer die christliche Ausübung. Laßt uns unser Wollen und Handeln dadurch prüfen, daß wir uns fragen: Würde Jesus dies tun? Ist dies ein christlicher Gedanke oder eine christliche Handlung? Haben wir „auf Übergriffe, auf Unterdrückung und auf den Stolz der Macht” verzichtet? Wenn wir, nachdem wir uns mit seinen Geboten und Werken vertraut gemacht haben, uns selber versichern können, daß unsere Gedanken und Handlungen mit seiner Lehre und Ausübung vollständig übereinstimmen, bedarf es keiner Zögerung wegen der Richtigkeit unseres Vorgehens. Wir wenden die Christliche Wissenschaft richtig an, wenn wir durch unsere Werke beweisen, daß wir in seinen Fußtapfen wandeln. Was auch immer an seinen Maßstab nicht heranreicht, hat in wissenschaftlicher Beweisführung keinen Raum.
