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Christusähnliche Demut

Aus der Juni 1928-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Demut ist eine viel gepriesene Tugend, die die Menschen im großen ganzen, wenn sie wahre Christen sein wollten, für einen unentbehrlichen Teil ihres Wesens hielten. Dennoch herrschten so verschiedene Meinungen darüber, daß ihr Wert nicht immer klar erkannt und ihr bei der Charakterbildung nicht immer der ihr gebührende wichtige Platz eingeräumt wurde. Sie in ihrem wahren Sinne verstehen, ist in der Tat eines der ersten Erfordernisse für das Gewinnen des Gemüts Christi, das Jesus befähigte, alle seine mächtigen Werke zu vollbringen, und das auch wir verstehen und ausdrücken müssen, wenn wir in seinen Fußtapfen wandeln wollen.

Mrs. Eddy hat viel über Demut gesagt. In „Miscellaneous Writings” (S. 356) spricht sie von ihr als der Tugend, die „den Sieg über das Fleisch gewinnt”, und sie fährt fort: „Man kann sich nicht selbst erhöhen, solange man sich nicht in der eigenen Achtung erniedrigt hat”. Auf den ersten Anblick scheint es fast, als ob diese zwei Erklärungen einander widersprechen; für den Christlichen Wissenschafter aber liegt es klar auf der Hand, daß Demut sowohl das Erniedrigen, das die Notwendigkeit des Leugnens des Fleisches einsehen muß, als auch das Erhöhen der Sinnesänderung, das den Sieg über das Fleisch gewinnt, bewirkt.

Der wahre Sinn von Demut ist also das, was Gott und Ihn allein anerkennt und nie eine andere als Seine vollkommene und heilige Herrschaft zugibt und ihr gehorcht. In der Tat nimmt sie nie etwas Ihm Unähnliches als wirklich an, sondern bringt stets alles Denken mit dieser Wahrheit des Seins in Übereinstimmung. Im menschlichen Leben bedeutet dies immer, daß es notwendig ist, zum Fleisch und zu allem Fleischlichen zu sagen: Du bist nicht von Gott, dem Geist; du bist daher weder Gegenwart noch Kraft. Dieses Sicherniedrigen in der eigenen Achtung bedeutet unvermeidlich die Bereitwilligkeit, zu erkennen, daß man als Sterblicher nicht fähig ist, Gutes zu tun oder gut zu sein,— etwas Wirkliches oder Wahres zu wissen oder auszudrücken. „Was vom Fleisch geboren wird, das ist”, wie Jesus sagte, „Fleisch”. Er zeigte jedoch sofort, was das Erhöhen wahrer Demut ist, als er fortfuhr zu sage: „Was vom Geist geboren wird, das ist Geist”.

In der Christlichen Wissenschaft ist also wahre Demut das, was nicht beim Leugnen des Bösen stehen bleibt, sondern stets unverzüglich zum Bekräftigen des Guten übergeht. Sie erkennt, daß wir, sobald wir bereitwillig jenes „Leugnen der materiellen Selbstheit” ausführen, das nach den Worten der Mrs. Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 91) „zu der Erkenntnis der geistigen und ewigen Individualität des Menschen hilft und das irrige Wissen zerstört, das wir von der Materie oder durch das, was die materiellen Sinne genannt wird, erworben haben”, zum Beweisen unserer Sohnschaft mit dem Vater vorwärts schreiten können.

Dies ist nun ein einfacher Vorgang, und Demut ist sein Prüfstein. Mit jener göttlichen Demut, die Gott als das All und das einzige Sein annimmt, kann man immer stetig vorwärts schreiten, durch alle Täler und über alle Berge menschlichen Strebens, die man auf seiner Reise vom Sinn zur Seele antrifft. Jede Lage oder jeden Umstand, dem wir begegnen, im Lichte dieser Demut prüfen, heißt eine Schutzwehr bei uns haben, die alle Fehltritte verhindert und aus jeder Schwierigkeit herausführt. Die Christliche Wissenschaft lehrt uns, was Gottes Allheit in sich schließt, und durch Eindringen in sie müssen wir zwischen dem Geist und dem Fleisch — zwischen dem, was zum Göttlichen gehört, und dem, was bloß menschlicher Glaube ist,— unterscheiden lernen. Durch diese Offenbarung lernen wir verstehen, daß alles, was wir noch zu tun haben, darin besteht, daß wir durch rechte Demut fortfahren, das Falsche zu leugnen und das Wahre zu bekräftigen.

Dieses Verfahren getreu betätigen, bedeutet eine stets zunehmende Bereitwilligkeit, an Gott auf allen unseren Wegen zu denken. Es bedeutet, den Geist und die Geistigkeit so zu lieben, daß die Demut, die Macht ist, jede unserer Bemühungen begleitet. Wir werden uns dann nicht verleiten lassen, zu glauben, daß die Demut verlange, wir müßten uns wie der „Wurm aus dem Staube” verhalten. Wer durch göttliche Demut befähigt worden ist, die Armseligkeit, die vollständige Nutzlosigkeit, die ganze Verwerflichkeit körperlicher Selbstheit einzusehen, wird sich im Gegenteil beeilen, jeden ihrer Ansprüche unter allen Umständen zu verwerfen und sich zu dem Verständnis zu erheben, daß es hier und jetzt keine andere Selbstheit als das göttliche Bild und Gleichnis gibt.

Ein Christlicher Wissenschafter, der sich mit dem weltlichen Sinn des Daseins befaßt hat, kann zu der Erkenntnis erwachen, daß er vom unbedingt geistigen Standpunkte aus arbeiten sollte, daß er in Wirklichkeit als geistige Idee nur rechte Wünsche, ein vollkommenes Sein, haben kann, und gute Ergebnisse werden unfehlbar aus dieser verbesserten Arbeitsweise hervorgehen. Wie genau doch eine solche Demut wie diese mit dem Rat unserer geliebten Führerin in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” (S. 242) übereinstimmt, wo sie sagt: „Du kannst keine Geistigkeit beweisen, solange du dich nicht für unsterblich erklärst und nicht verstehst, daß du unsterblich bist”! Und weiter erklärt sie: „Wenn du nicht vollständig erkennst, daß du das Kind Gottes, also vollkommen, bist, hast du kein Prinzip zu beweisen und kennst du keine Regel für seinen Beweis”.

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